Ausuferndes Nachtleben, Menschenmassen und Tumulte auf den Straßen: Mit bildgewaltigen Darstellungen entführt uns die TV-Serie „Babylon Berlin“ in die Zeit der wilden 20er-Jahre. Als Drehorte dienten zum Teil Originalschauplätze, die auch in der Romanvorlage sowie in der Hörbuchadaption „Der nasse Fisch“ von Volker Kutscher vorkommen. Weitere Drehorte wurden extra für die Serie in eine historische Kulisse verwandelt. Diese wirst du als Schauplatz teilweise vergeblich in der literarischen Gereon Rath-Reihe suchen. Andersherum gibt es im Roman auch Schauplätze, die in „Babylon Berlin“ keine Rolle spielen.

Wir haben uns die wichtigsten Schauplätze der Romanvorlage angeschaut und zeigen euch, an welchen Orten sich das heutige Berlin für die Fernsehserie in die Metropole der 20er-Jahre verwandelt hat.

Babylon Berlin Schauplätze und Drehorte

Schauplätze und Drehorte in Roman und TV-Serie

Zwielichtige Bars, Vergnügungslokale und Varieté-Theater spielen im ersten Teil von „Babylon Berlin“ neben beeindruckenden Gebäuden und vereinzelten Stadtteilen eine große Rolle. Unsere Berlinkarte zeigt die historischen Schauplätze und die Drehorte der TV-Serie.

Das Polizeipräsidium

Die „Rote Burg“, wie das Berliner Polizeipräsidium am Alexanderplatz liebevoll im Volksmund genannt wurde, zählte in den 20er-Jahren neben dem Berliner Stadtschloss zu den größten Gebäuden der Stadt. Der monumentale Backsteinbau zwischen Alexanderstraße und Dircksenstraße beherbergte sämtliche polizeiliche Abteilungen unter einem Dach und war Sitz des Polizeipräsidenten. Außerdem befand sich in der Burg, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, auch das städtische Zuchthaus.

In der Gereon-Rath-Reihe laufen im Polizeipräsidium nicht nur alle Fäden der kriminalistischen Ermittlungen zusammen. Zugleich ist die Burg auch Schauplatz für Ereignisse, die den Fortgang der Erzählung entscheidend beeinflussen. In der Roten Burg etwa begegnen sich Gereon und Charlotte zum ersten Mal,es ist aber auch der Ort, an dem Gereon nur knapp einer heimtückischen Intrige entgehen kann.

In der filmischen Inszenierung von „Babylon Berlin“ wird anstatt der legendären „Roten Burg“ die Fassade des Roten Rathauses gezeigt. Dieser Drehort ist Amtssitz des regierenden Bürgermeisters von Berlin und liegt in unmittelbarer Nähe des historischen Gebäudes, an dessen Stelle sich heute das Einkaufszentrum Alexa befindet. Der imposante Neorenaissance-Stil des Roten Rathauses dient in der TV-Serie als glaubwürdiger Ersatz.

Der Berliner Alexanderplatz

Der Alexanderplatz in Berlins historischer Mitte, war am Ende der 20er-Jahre eine einzige Großbaustelle. Schwere Dampframmen und Bauzäune prägten das alltägliche Erscheinungsbild. Grund dafür war der Bau einer zweiten U-Bahnlinie, die das Zentrum der ehemaligen Bürgerstadt mit dem sich neu bildendem Zentrum im Westen verbinden sollte, um so die wirtschaftliche Zukunft im Osten zu sichern.

Als Bühne für das turbulente Treiben der Großstadt, für politische Extreme wie auch Kleinkriminelle und Laster macht der Alexanderplatz sowohl im Roman als auch in „Babylon Berlin“ von sich reden und kommt damit seinem historischen Vorbild sehr nahe. So ist der „Alex“ ein Schauplatz der blutigen Mai-Unruhen und Standort für fliegende Zeitungshändler, die ihre sündige Lektüre in unmittelbarer Nähe des Polizeipräsidiums vertreiben.

Um den heutigen Alexanderplatz in einen Drehort nach 20er-Jahre-Vorbild zu verwandeln, war für „Babylon Berlin“ ein großer digitaler Aufwand notwendig. Gebäude wie das Berolinahaus, die damals noch nicht existierten, wurden retuschiert, während auf die Baustelle der Zeit komplett verzichtet wurde.

Das Restaurant Aschinger

Mittags Wurst mit Kartoffelsalat und abends ein Bier: Die Filialen der Restaurantkette Aschinger boten schnelle, einfache Kost sowie Bierausschank zu erschwinglichen Preisen. Im Berlin der 20er-Jahre erfreuten sich die Gastronomiebetriebe, die über die gesamte Stadt verteilt waren, großer Beliebtheit.

In der Romanvorlage zieht Gereon Rath das Aschinger dem Mittagslunch in der Polizeikantine vor. Wie auch seine Kollegen vom Sittendezernat E ist er bereits nach kurzer Zeit Stammkunde in der Filiale am Alexanderplatz. Dort trifft er eines mittags auch auf Charlotte, die sich zu ihm gesellt und flirtend ihre erste Verabredung mit Gereon provoziert.

Für die Fernsehserie „Babylon Berlin“ diente der Braukeller im Rathaus Schöneberg als Drehort fürs Aschinger. Das Lokal mit dem urig-schaurigen Ambiente stammt bereits aus der Mitte der 10er-Jahre und musste für die Dreharbeiten nur leicht angepasst werden.

Die Tanzlokale: Europahaus und Moka Efti

Europahaus und das legendäre Moka Efti sind beides historische Schauplätze, die es in den 20er-Jahren in Berlin tatsächlich gegeben hat und im Falle des Europahauses auch heute noch gibt. Auf 35.000 Quadratmetern Fläche beherbergte das Europahaus in der heutigen Stresemannstraße das Phoebus-Kino, mehrere Restaurants, Cafés sowie Tanzlokale. Dank seiner riesigen Leuchtreklamen galt es lange Zeit als Symbol für das strahlende Berliner Nachtleben.

Das Moka Efti war zu damaliger Zeit zunächst kein reines Tanzlokal, sondern vielmehr ein schickes Kaffeehaus, in dem nach und nach auch die Tanzwütigen einzogen und später legendäre Nacktrevuen stattfanden. Über eine Rolltreppe gelangten die Gäste ins Gründerzeitgebäude an der Friedrichstr./Ecke Leipziger Str.

In Roman und TV-Serie nehmen die beiden Orte unterschiedliche Bedeutungen ein. Während im „Nassen Fisch“ Gereon Rath und Charlotte im Europahaus eine flotte Sohle aufs Parkett legen, übernimmt in „Babylon Berlin“ das Moka Efti die Rolle des mehrstöckigen Tanzlokals. Als Drehort für die Tanzszenen dient allerdings der Zuschauerraum des ehemaligen Stummfilmkinos Delphi in der Liebermannstraße in Berlin-Weißensee, da das ursprüngliche Moka Efti im zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Die Nachtclubs: Pille und Pepita Bar

In den Nachtclubs des damaligen Berlins zeigte sich die Metropole von ihrer sündigen Seite. In zahllosen illegalen Tanzlokalen, Varietés und Kellerclubs täuschte das vibrierende Leben aus Tanz, Musik und Sünde über die unsichere Zukunft der Gesellschaft hinweg.

In der Romanvorlage sind gleich mehrere Lokale Zielscheibe einer von langer Hand geplanten Großrazzia der Sittenpolizei – darunter auch der zwielichtige Nachtclub „Pille“, der als Schauplatz in der Berliner Motzstraße angesiedelt ist. Eintritt wird hier nur durch ein spezielles Klopfzeichen gewährt. So soll das Treiben hinter der stählernen Tür des Kellerlokals vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen bleiben.

Im Gegensatz zur Gereon Rath-Reihe findet die „Pille“ als Schauplatz in „Babylon Berlin“ keine Erwähnung. In der Fernsehserie wurden Nachtclubs in Szene gesetzt, die die Vergnügungssucht am Ende der 20er-Jahr glaubhaft widerspiegeln. Einer davon ist die „Pepita Bar“. Als Drehort für diesen Nachtclub ist in „Babylon Berlin“ das heutige "Chalet" in Kreuzberg zu sehen, das vor einiger Zeit noch unter dem Namen „Heinz Minki“ bekannt war.

Die Hörbücher zu „Babylon Berlin“

Für alle, die das Berlin der 20er-Jahre nicht allein mit den Augen erleben möchten, bieten die Gereon Rath-Hörbücher spannende Unterhaltung und machen Lust auf eine Spurensuche quer durch das heutige Berlin. Erlebt die Welt von Gereon Rath auf neue Weise und lasst auch mitnehmen auf eine literarische Reise an historische Schauplätze. Die Hörbücher zur Gereon Rath-Reihe sind bei Audible unter dem jeweiligen Titel der Romanvorlage von Volker Kutscher erhältlich.

Der neueste Fall

Olympia

Gereon Raths achter Fall führt in im Sommer 1936 ins olympische Dorf. Statt sich dort von der allgemeinen Feierlaune anstecken zu lassen, muss er verdeckt in einem Mordfall ermitteln. Die Befürchtung der Machthaber: Kommunisten wollen die Spiele sabotieren! Als ein zweiter Mord geschieht, wird Gereon Rath der Ernst der Lage erst so richtig bewusst. Dass sein eigenes Todesurteil längst gefällt ist, ahnt er allerdings noch nicht ...

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Fotocredit: Szenenmotiv „Im MOKA EFTI“ aus der TV-Serie „Babylon Berlin“ © Frédéric Batier/X Filme