Eine hervorragende Möglichkeit, um zuzuhören und Einblick in die Realität des Lebens von Menschen mit schwarzer Hautfarbe zu erhalten, ist die Literatur. Und zwar solche, die von schwarzen Autoren und Autorinnen geschrieben wurde. Auch da besteht ein Ungleichgewicht. Auch da zeigt sich, dass es noch viel zu tun gibt. Viel zu viele schwarze Stimmen schaffen es gar nicht bis zu uns, zum ins Deutsche übersetzten Buch oder gar Hörbuch. Was bei uns ankommt, entstammt meist nur dem englischsprachigen Raum. Was ist mit Afrika? Mit Frankreich? Mit Deutschland?! Da muss sich der Tunnelblick noch weiten. Denn Schwarze Literatur ist existent und reich und stark und noch viel mehr als eine (ganz wichtige!) Waffe im Kampf gegen Rassismus. Es geht um die Gesellschaft, es geht um Gerechtigkeit und Politik und Repräsentation - aber es geht manchmal auch einfach “nur” um Liebe, Mord oder magische Welten.

Afroamerikanische Literatur: Schwarze Klassiker

Als Beginn der Schwarzen Literatur werden meist Schriften aus der Zeit der Sklaverei gesehen. Obwohl das ein eingeschränkter (und somit schon wieder systemisch diskriminierender) Blickwinkel ist, waren diese Bücher es, die in der "weißen Welt" für Aufregung sorgten und bekannt wurden. In den USA rüttelten im 19. Jahrhundert Werke ehemaliger Sklaven wie Narrative of the Life of Frederick Douglass oder Incidents in the Life of a Slave Girl die amerikanische Bevölkerung auf. Sie berichteten aus erster Hand von den Grausamkeiten der Sklaverei und der Flucht in Todesgefahr, erzürnten die Südstaatler und gaben den Abolitionisten des Nordens Ansporn. Ein Schlüssel für die Schwarze US-Literatur war, dass die Autoren und Autorinnen überhaupt und gegen den Willen ihrer Unterdrücker das Schreiben und Lesen lernten - und so ihren Stimmen größere Reichweite gaben.

Rassismus blieb als Thema tief mit Schwarzer Literatur verwoben. Unterdrückung, Armut, Gewalt, Politik, gesellschaftliche Marginalisierung mischten sich als Nuancen hinein. Romane waren häufig biografisch geprägt, wurden in ihren Sujets aber komplexer. Es ging weiterhin um Unterdrückung, um Auflehnung gegen ein System voller Ungerechtigkeit, aber nicht nur. Auch innerfamiliäre Konflikte oder Generationsprobleme fanden ihren Weg in die Erzählungen, sowie Schwarze Kultur und Liebesgeschichten. Als neue “Klassiker” gelten heute weibliche Empowerment-Romane wie The Color Purple von Alice Walker, in dem es auch um familiären Missbrauch geht, oder Their Eyes Were Watching God, ein Südstaatenroman von Zora Neale Hurston, tief verwurzelt in der White-Supremacy-Mentalität des 20. Jahrhunderts.

Ein Autor aus dieser Zeit wird auch bei uns gerade wiederentdeckt: James Baldwin, der in den 50ern neben Rassismus auch Sexualität und Homosexualität in seinen Romanen thematisierte und sogar mutig genug war, Polizeigewalt in seinen Schriften anzuprangern. Seine Werke wie Giovannis Zimmer oder Nach der Flut das Feuer erleben bei uns eine regelrechte Renaissance - was vielleicht auch daran liegt, dass Baldwin vierzig Jahre seines Lebens in Europa verbrachte, in Paris.

Apropos Frankreich: Von dort kam ein Autor, dessen Figuren zu den unsterblichsten Helden überhaupt zählen und der bis heute als der zu Lebzeiten erfolgreichste französische Schriftsteller gilt. Dass seine Großmutter eine Sklavin und seine haitianische Herkunft (damals Saint-Domingue) deutlich zu erkennen war, wissen viele gar nicht, da nur wenige Bilder von ihm kursieren und seine Herkunft selten thematisiert wird. Die Rede ist von Alexandre Dumas, Schöpfer der Drei Musketiere und des Grafen von Monte Cristo. Seine Mantel-und-Degen Abenteuergeschichten thematisieren Rassismus zwar nicht, aber Dumas’ Vater, ein hochrangiger Offizier in der französischen Armee, diente eindeutig als Vorbild für einige seiner Figuren, und manche vermuten, dass einer der Musketiere vielleicht ein Schwarzer war. Die Beschreibungen lassen das jedenfalls offen.

Vielstimmig: Schwarze Literatur heute

Nach wie vor ist die zeitgenössische Schwarze Literatur geprägt von den Erfahrungen des Schwarzen Seins in einer zumeist weiß dominierten Gesellschaft, und ein Großteil der bei uns ankommenden Literatur stammt immer noch aus den USA. Eine der bekanntesten Autorinnen ist sicherlich Toni Morrison, die als erste Afroamerikanerin den Literaturnobelpreis erhielt. Ihr Werk ist umfassend und reichhaltig und reicht thematisch von Sklaverei über die Zeit der Depression bis zum Jazz Age und den modernen Auswüchsen des Rassismus.

Mit dem Phänomen des “Passing” (dem “Durchgehen” als weiß) beschäftigt sich Brit Bennetts Zwillingsroman Die verschwindende Hälfte, in dem eine Schwester ihr Leben in einer schwarzen Gemeinde lebt, während die andere, mit hellerer Haut geboren, ihr Schwarzsein abzustreifen versucht und als Weiße in einem weißen Umfeld Erfolg im Leben sucht.

Eine weitere Nuance von Rassismus ist der sogenannte “Saviorism”, bei dem Weiße sich berufen fühlen, Schwarze aus ihrer Situation zu “erretten”. Kiley Reid erzählt in Such a fun Age von einer schwarzen Babysitterin, die in einem Supermarkt zu Unrecht verdächtigt wird, das weiße Kind in ihrem Kinderwagen entführt zu haben. Ein Video über den Vorfall gerät ins Internet, und die privilegierte weiße Mutter des Kindes mischt sich übergriffig in das Leben der Babysitterin ein.

Furore machte Angie Thomas 2017 mit ihrem Jugendroman The Hate You Give, der auch erfolgreich fürs Kino verfilmt wurde. Eine 16-jährige Schülerin verliert darin einen Freund durch Polizeigewalt. Es war einer der ersten Bestseller zu diesem Thema im YA-Genre, und Angie Thomas hat mit Concrete Rose gerade ein Sequel nachgelegt, in dem es um den Aussteiger aus einer schwarzen Gang geht.

Von Realismus zu magischem Realismus

Neben der Konfrontation mit harter, wenngleich fiktionalisierter Realität benutzen einige Autoren und Autorinnen inzwischen überhöhte, metaphorische und phantastische Elemente, um ihre Geschichten zu erzählen. Bildhaft, poetisch und teils auf Folklore beruhend, berühren diese Romane auf einer märchenhaften Ebene.

Bereits zweimal gewann Colson Whitehead den Pulitzerpreis und ist spätestens seit der Veröffentlichung von Underground Railroad, einem Roman über ein Netzwerk für geflohene Sklaven, in aller Munde. Wie andere moderne Autoren und Autorinnen inzwischen auch, abstrahiert er das Thema Rassismus und zieht Stilmittel aus dem magischen Realismus heran.

Fantasie und ein Touch Magie prägen auch Der Wassertänzer von Ta-Nehisi Coates, den Überlebens- und Freiheitskampf eines Sklaven mit einer besonderen Begabung, auf poetisch-moderne Art und Weise erzählt. In Washington Black von Esi Edugyan ist es sogar ein Luftschiff, das die Flucht aus der Sklaverei ermöglicht. Rivers Solomon, Schwarz und nicht-binär, lässt in The Deep gar über Bord geworfene Sklavinnen als eine Art Meerjungfrauen und Hüterinnen von Erinnerungen und Schmerz weiterleben und greift dabei auf alte Volksmythen zurück.

Von der Suche nach Wurzeln, Identität und Zukunft

Das wachsende Interesse an "schwarzer" Folklore, Tradition und Kultur geht Hand in Hand mit der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Für viele Schreibende begann ihre persönliche Geschichte - teils Generationen weit entfernt - in einem anderen Land, auf einem anderen Kontinent: in Afrika. Es geht um Wurzeln, um Identitätssuche. Es sind Geschichten von Aus- und Einwanderung, von Heimat und Fremdsein, vom Suchen und Finden eines Platzes in der Welt. Über ganze acht Generationen von Ghana bis in die USA zieht sich zum Beispiel Yaa Gyasis Heimkehren, während ganz aktuell Bernadine Evaristo, selbst mit nigerianischen Vorfahren, in Mädchen, Frau etc. schwarze Einwanderinnen in Großbritannien zu Wort kommen lässt.

Ein seltenes deutsches Beispiel für eine Geschichte mit afrikanischen Wurzeln ist Brüder von Jackie Thomae. Die in Sachsen geborene Autorin und Journalistin beleuchtet darin die unterschiedlichen Lebenswege und Lebensentwürfe von zwei Männern, im selben Jahr geboren, vom selben Vater. Der hinterließ ihnen nur eines: eine dunkle Hautfarbe.

Schwarze Lebenswege: (Auto)biografien

Natürlich gehören auch Autobiografien und Memoiren zu dieser Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Ein Bestseller wurde 2016 Born a Crime von Trevor Noah, Comedian und Talk Show Host der amerikanischen Daily Show, geboren und aufgewachsen im von Apartheid und Verbrechen geprägten Südafrika. Ein Muss sind die autobiografischen Erzählungen der Schriftstellerin, Lyrikerin und Bürgerrechtlerin Maya Angelou, angefangen mit I Know Why the Caged Bird Sings, das die rassistischen Südstaaten von 1930 wieder aufleben lässt. Wer einen der bekanntesten schwarzen US-Aktivisten besser kennen lernen möchte, sollte sich die Autobiography of Malcolm X anhören. Die erschien 1956, wurde 2020 wieder neu aufgelegt und wird vom bekannten Schauspieler Laurence Fishburne mit viel Energie eindrucksvoll vorgelesen.

Unmöglich auslassen kann man bei den Autobiografien die Memoiren des ehemaligen und ersten US-Präsidenten mit afrikanischen Wurzeln, Barack Obama, A Promised Land. In einem Atemzug zu nennen und mindestens ebenso erfolgreich war Becoming von seiner Frau Michelle Obama, eine autobiografische Rekapitulation ihres eigenen Werdegangs und gleichzeitig ihre Erinnerungen an die Zeit als First Lady. Es sind Schwarze Erfolgsgeschichten über große Hindernisse hinweg, und wer will, kann auch schon die “nächste Generation” hören: Die amtierende Vize-Präsidentin Kamala Harris, Tochter einer indischen Mutter und eines jamaikanischen Vaters, erzählt in The Truths We Hold ihre bisherige Lebensgeschichte.

Im Kommen: BIPOC-Fantasy

Auch wenn das Rassismus-Thema sich durch Schwarze Literatur wie ein roter Faden zieht, gibt es auch Lese- und Hörstoff mit anderen Schwerpunkten. Ein Genre, in dem BIPOC-Autoren und Autorinnen immer stärker im Kommen sind, ist die Fantasy, vor allem im Jugendbereich. Und immer mehr davon gibt es auch auf Deutsch. Jüngste Beispiele sind unter anderem Golden wie Blut von Namina Forma, Children of Blood and Bone von Tomi Adeyemi oder Wer fürchtet den Tod von Nnedi Okarafor. Im übertragenen Sinne geht es auch in diesen Jugendromanen um unterdrückte Teile der Bevölkerung, um Krieg zwischen Fraktionen, aber im Mittelpunkt stehen - wie sonst im Genre auch - detailreich erschaffene Fantasiewelten, starke, meist weibliche Identifikationsfiguren, auf deren Seite man sich schlägt, und um den Sieg über das Böse, wie auch immer sich das definiert.

Repräsentation wird hier immer üblicher - in den Geschichten, aber erfreulicherweise auch auf den Covern der Hörbücher. Und bei der Auswahl der Sprecher für die Hörbuchausgaben wird es - zumindest im englischsprachigen Raum - zunehmend selbstverständlich, dass BIPOC-Literatur auch von BIPOC-Stimmen vorgetragen werden. Gute Beispiele sind hier Beasts Made of Night von Tochi Onyebuchi oder Dread Nation von Justina Ireland.

Eine etwas unrühmliche Ausnahme bildet die sogenannte High Fantasy, die sich an Erwachsene richtet, oft in langen Serien geschrieben wird und besonders detailliertes World-Building wie etwa bei Herr der Ringe oder Game of Thrones beinhaltet. In dieser Sparte dominieren weiße, männliche Autoren. BIPOC Schreibende - erst recht weibliche - scheinen in diesem Genre nicht zu existieren. Woran liegt das? Es gibt sie garantiert! Finden sie in der Branche kein Gehör?

Jung, divers und Schwarz

Gerade von der jungen Generation wird Diversität - zu Recht - immer mehr eingefordert, gelebt und gelesen. Das Young-Adult-Genre umarmt gerade in den USA das Regenbogen-Spektrum und die unterschiedlichsten Hautfarben immer mehr. Die Hauptfiguren sind in einigen Fällen nicht nur BIPOC, sondern repräsentieren auch die verschiedensten sexuellen Identitäten und Orientierungen. Bestseller der letzten Zeit sind unter anderem You Should See Me in a Crown von Leah Johnson(schwarz, lesbisch), Felix Ever After von Kacen Callender (schwarz, transgender), Black Boy out of Time von Hari Ziyad (schwarz, queer). Eine Abbildung der modernen Realität in der Literatur, die hoffentlich auch bei uns immer mehr stattfindet.

Dicht gefolgt wird in Sachen Repräsentation wird die YA-Literatur von der Romance-Fraktion. Auch hier sind die USA Vorreiter. Weniger um Rassismus, aber um das ganz normale, moderne Schwarzsein - und natürlich um Liebesirrungen und -wirrungen geht es in solchen Hörbüchern wie Get a life, Chloe Brown, Party of Two oder Real Men Knit.

Außenseiter: Krimi

Fehlanzeige herrscht dagegen weitestgehend in dominant weiß besetzten Genres wie etwa Science-Fiction oder Krimi/Thriller. Im Weltall herrscht, was Schwarze Stimmen angeht, gähnende Leere, ebenso wie - bis auf wenige Ausnahmen - im Spannungsmetier. Eine dieser Ausnahmen stammt erfreulicherweise aus Deutschland: Melanie Raabe ist seit ihrem Debüt "Die Falle" von 2015 sehr erfolgreich mit charakterstarken, teils kammerspielartigen Psycho-Thrillern.

Eine weitere, internationale Genre-Pionierin ist Oyinkan Braithwaite, in deren Meine Schwester, die Serienmörderin der Titel Programm ist: Eine junge Frau vermutet, dass ihre Schwester eine psychopathische Mörderin ist.

Insgesamt aber finden sich unter den Krimis und Thrillern noch viel zu wenig BIPOC-Namen.

Über Rassismus lernen, Anti-Rassist werden, Verbündete sein

Auch wenn die Themen vielfältig geworden sind: Immer noch ist es wichtig, über die Geschichte des Rassismus aufzuklären, systemischen Rassismus zu erkennen, zu benennen und sich dagegen zu stellen, und zwar als Verbündete, in Allianz mit den Betroffenen. Die jüngste Geschichte macht das überdeutlich: Ob es um Polizeigewalt und Unruhen mit tausenden Demonstranten geht, um rassistische Justiz oder um den ganz alltäglichen Rassismus in der Sprache oder im Umgang miteinander - die Gesellschaft hat noch einen langen Weg vor sich und viel zu lernen. Am besten, indem man denjenigen zuhört, die es wissen, und zwar nicht nur in den USA, sondern auch vor der ganz eigenen Haustür.

Auf eine im wahrsten Sinne des Wortes vielstimmige Reise durch 400 Jahre afro-amerikanische Geschichte nimmt uns das frisch erschienene Hörbuch Four Hundred Souls mit, eine Sammlung aus Essays, Kurzgeschichten, Vignetten und feuriger Polemik, geschrieben von 90 Schwarzen Autorinnen und Autoren, vorgetragen von ebenso vielen Schwarzen Sprecherinnen und Sprechern. Diesem Chor kann man sich nicht entziehen.

Caste von Isabel Wilkerson entblößt ein tief verwurzeltes, verstecktes Kasten-System in den USA, eine mächtige, unausgesprochene Hierarchie, die bis heute die Machtverhältnisse zwischen Schwarz und Weiß in den USA bestimmt. Acht Säulen dieses Systems benennt Wilkerson - darunter “göttlicher Wille”, Blutlinien und Stigma - von denen sogar die deutschen Nazis einen Teil für ihre Ideologie abzweigten. Verknüpft mit fesselnden Geschichten über bekannte und unbekanntere Persönlichkeiten, wurde das Buch auch durch die Empfehlung durch Talkmasterin Oprah Winfrey zum Riesenerfolg.

Stamped von Ibram X Kendi ist ebenfalls eine schonungslose Darstellung der rassistischen Geschichte der USA, und er legte nach mit How to be an Anti-Racist, das Rassismus nicht nur anzeigt sondern auch anti-rassistische Ideen und Wege aus diesen etablierten Denk- und Handlungsstrukturen anbietet.

Ganz pragmatisch und im Alltag sofort umsetzbar tut das die deutsche Anti-Rassismus-Trainerin Tupoka Ogette mit ihrem aus einem Workshop entstandenen Exit Racism. Nach einer Einführung in die Geschichte des Rassismus öffnet sie den Hörern und Hörerinnen die Augen über weißes Privileg und gibt ganz handfeste Anleitung zum Auszug aus “Happyland” - so nennt sie die bequeme, Weißen in die Wiege gelegte Blindheit gegenüber dem ganz alltäglichen, in der Regel unbeabsichtigten Rassismus. Wer konkrete Tipps mit klaren Beispielen, zum Beipiel für anti-rassistischen Sprachgebrauch, Vermeidung kultureller Aneignung et cetera möchte und sich nicht scheut, die eigenen Denk- und Handlungsweisen kritisch zu hinterfragen, für den ist Exit Racism ein wertvolles Handbuch zur Veränderung.

Auch Alice Hasters' Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten deckt auf, wie oft Weiße rassistisch reden und agieren, ohne sich dessen bewusst zu sein. Wie angegriffen sie sich fühlen, wenn man das anspricht. Und wie müde Schwarze sind, immer wieder erklären zu müssen, wie verletzend das ist.

Dass es nicht nur die politisch rechtsgerichteten sind, sondern der Großteil der weißen Gesellschaft, die - meist unbewusst - rassistisch unterwegs sind, ist eine Botschaft auch von Reni Eddo-Lodge in Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche. Wo weiß die Norm und schwarz die Ausnahme ist, ist es umso wichtiger, dass auch die weiße Mehrheit aktiv wird im Kampf gegen die Ungleichbehandlung.

Ein langer Weg geht weiter

Unterm Strich gesehen, hat die Schwarze Literatur sich zu großen Teilen aus dem Widerstand gegen rassistische Unterdrückung entwickelt. Das ist jedenfalls der überwältigende Eindruck, den die bei uns erschienenen Titel erwecken. Zu Recht ist Rassismus immer noch eines der wichtigsten Elemente, das sich durch verschiedene Genres zieht, vom Sachbuch bis hin zur Fantasy. Aber - und das ist wichtig wahrzunehmen - Schwarze Literatur ist nicht nur auf dieses Thema reduziert. Liebe, Spannung, phantastische Welten, Familiengeschichten, Diversität, Coming-of-Age, Zukunftsvisionen und viele, viele Sujets, die auch in weißer Literatur vertreten sind, spielen eine genauso große Rolle - vor dem Hintergrund des Schwarzseins oder auch losgelöst davon.