Einzelgänger, die in abgewetzter Lederjacke und mit im Hosenbund versteckter Waffe durch die Weltgeschichte wüten, mal eben ein Auto (oder eine hübsche Frau) klarmachen und aus geheimen Verstecken schier endlose Mengen an Cash und mindestens drei verschiedene Pässe hervorkramen – der Alltag eines Agenten, wie er in Film, Fernsehen und Fiktion dargestellt wird, klingt mehr als nur abenteuerlich. Doch was machen sie wirklich, die Frauen und Männer, die für Regierungsbehörden arbeiten, um die sich so manche Gerüchte und Halbwahrheiten ranken?
Zum einen haben sie ganz gewiss keine „Lizenz zum Töten“, so wie es beim Herzensbrecher und süffisant lächelnden Martini-Trinker James Bond der Fall ist. Der Bundesnachrichtendienst, erklärt Pressesprecherin Isabelle Kalbitzer, ist eben genau das: ein Nachrichten- und kein Geheimdienst.
Auch die Berufsbezeichnung „Agent“ ist eher eine Hollywood-Erfindung als ein tatsächlicher Jobtitel: Zu den 400 verschiedenen Berufen, die Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes ausüben, gehören zum Beispiel Analysten, Operateure, Residenten und Hacker.
Wer in den höheren Dienst will, braucht mindestens einen Master-Abschluss einer Universität, sollte charakterstark, teamfähig, loyal und diskret sein. „Wir sind keine James-Bond-Behörde“, sagt Isabelle Kalbitzer, „Selbstdarsteller brauchen wir nicht.“ Heißt also: Wer beim BND arbeitet, wird bei der nächsten Dinner-Party kaum damit herumprahlen. „Die meisten erzählen, dass sie in einer Behörde arbeiten, da verlieren viele Leute dann eh das Interesse.“
Beim BND kann außerdem nur arbeiten, wer die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und nicht vorbestraft ist. Auch wenn das Anforderungsprofil je nach Stelle variiert, psychisch labil oder erpressbar sollte man ebenfalls nicht sein und auch Suchtprobleme oder allzu häufig wechselnde Partnerschaften machen sich nicht gut auf dem Lebenslauf. „Es ist eben keine Behörde wie jede andere“, verdeutlicht Kalbitzer, „wer hier arbeitet, hat eine besondere Verantwortung.“
Die ist es auch, die Leute dazu bewegt, sich beim BND zu bewerben. Viele angehende Mitarbeiter bringen eine ordentliche Portion Idealismus mit.
Kalbitzer erzählt zum Beispiel von einem Hacker, der lieber einen regelmäßigen Gehaltscheck als eine Anzeige bekommt. Genauso hätte er sich auch für die freie Wirtschaft entscheiden können, statt im Auftrag des Staates zu hacken, aber „er macht das eben aus Idealismus.“
Auch wenn IT-Experten wie er in der freien Wirtschaft oftmals mehr Geld verdienen, kann der BND als Arbeitsgeber mit anderen Qualitäten punkten: Es wird schnell verbeamtet, die Jobsicherheit ist hoch und es gibt eine ganz klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben – denn Arbeit mit nach Hause nehmen oder nach Feierabend noch auf E-Mails antworten, ist allein schon aus Sicherheitsgründen ausgeschlossen.
Klingt jetzt so gar nicht nach James Bond? So ein bisschen was von Agent hat die Arbeit vom BND dann aber doch: Es gibt eine Werkstatt, in der beispielsweise Mäntel und Taschen so umfunktioniert werden, dass darin geheime Dokumente transportiert werden können. Verbringungsmittel heißen die, wie Isabelle Kalbitzer erklärt. Und auch andere coole Gadgets, die sich in Stiften und ähnlichem verstecken, sind nicht nur eine Erfindung Hollywoods.
Genauso gibt es auch Mitarbeiter des BND, die „unter Legende“ im Ausland agieren, dort Quellen identifizieren und führen und in einer speziellen Krisenausbildung lernen, „wie man sich verhält, wenn man verhört wird“, so Kalbitzer.
Anders als 007 achten Operateure aber darauf, dass sie eben nicht in wilden Verfolgungsjagden möglichst viele teure Autos verschrotten – und sie machen auch nicht öffentlichkeitswirksam Schurken mit fragwürdigen Narben im Gesicht dingfest. Denn immerhin ist Spionage strafbar – und im BND sitzt keine „M“ in Form einer streng dreinschauenden Judi Dench, die ihre Mitarbeiter selbst aus dem schlimmsten Schlamassel irgendwie herausholen kann.
Fantastische Agententhriller
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