Mensch oder Maschine? Beides! Laut Definition besteht ein Cyborg sowohl aus lebendigen als auch aus elektronischen Komponenten. In dieser Hinsicht unterscheidet sich dieses Hybridwesen also entscheidend von seinen Verwandten, dem Androiden und dem Roboter. Denn: Letztere bestehen ausschließlich aus mechanischen Teilen.

Die gewagte Symbiose von Wissenschaft und Natur macht den Cyborg zu einer Figur, die schon seit dem 19. Jahrhundert fasziniert. Zu dieser Zeit lagen die Möglichkeiten eines biomechanisch verbesserten Menschen noch in weiter Ferne. Trotzdem fantasierten Autoren wie Edgar Allen Poe von Cyborgs. Literarische Größen wie H.P.Lovecraft machten die Idee im 20. Jahrhundert populär. Heute ist der Cyborg fest in der Popkultur verankert.

Ob cineastische Mensch-Maschinen wie Star-Wars-Cyborg Darth Vader, Fernseh-Beispiele wie der Sechs-Millionen-Dollar-Mann oder Comic-Ikonen wie Iron Man – mechanisch optimierte Menschen sind mittlerweile überall. Die Figur findet sich selbst in wissenschaftlichen Arbeiten verschiedenster Disziplinen wieder, etwa in Donna Haraways feministischem Cyborg Manifesto.

Warum dieses Wesen Menschen so anhaltend fasziniert? Der Cyborg bietet dem Homo Sapiens theoretisch unendliche Möglichkeiten. Kaputte Knie? Mit biomechanischem Ersatz wird der Marathon zum Kinderspiel. Krank? In die Blutbahn injizierte Nanoroboter kurbeln das Immunsystem an – übrigens eine Idee, an der aktuell tatsächlich geforscht wird.

Cyborgs kommen also langsam in der Realität an. Und genau deswegen sind die Sci-Fi-Erzählungen rund um die Mensch-Maschinen so zeitgemäß und spannend wie nie zuvor.

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Die Anfänge der Cyborgs: Die Geburt der Mensch-Maschine

Diese Cyborg-Romane zählen zu den frühesten Erzählungen rund um die Mensch-Maschine – ein Konzept, das einst Angst schürte.

Frankenstein

Ist es möglich, einen künstlichen Menschen zu erschaffen? Viktor Frankenstein ist besessen von dieser Frage – und kreiert ein Wesen, das aus Leichenteilen zusammengesetzt ist. Als seine Schöpfung zum Leben erwacht, ist der Wissenschaftler zunächst euphorisch und stolz. Schon bald macht ihm die missgestaltete und gewalttätige Kreatur jedoch Angst. Viktor schämt sich plötzlich für seine Hybris. Was er nicht ahnt: Auch sein „Monster“ leidet unter seinem Dasein.

Mit Frankenstein schuf Mary Shelley 1818 einen der ersten künstlichen Menschen der Literaturgeschichte. Das namenlose Wesen, das fälschlicherweise oft beim Namen seines Schöpfers gerufen wird, ist in diesem nachdenklichen Sci-Fi-Horror aber weit mehr als bloßes Grauen. Ganz im Gegenteil: Shelley porträtiert es als bemitleidenswertes Opfer menschlicher Selbstüberschätzung und kritisiert diese so auf schauerhafte Art und Weise.

The Ablest Man in the World

In einem Hotel in Baden-Baden trifft Dr. Fisher auf den ebenso mysteriösen wie einflussreichen russischen Politiker Baron Savitch. Was ist bloß das Geheimnis hinter dessen kometenhaftem Aufstieg? Fisher findet es bald heraus: Savitch verfügt über ein mechanisches Hirn, das ihm einen überragenden Intellekt verleiht. Diese Erkenntnis stürzt Fisher in einen tiefen Gewissenskonflikt.

Auch die 1879 erschienene Kurzgeschichte The Ablest Man in the World von Edward Page Mitchell beleuchtet die Idee der Mensch-Maschine auf kritische Art und Weise – und das ohne gruseliges Monster. Stattdessen wirkt Savitch zunächst wie ein ganz gewöhnlicher Mensch. Sein biomechanisches Inneres aber provoziert eine Reihe moralischer Fragen zum wissenschaftlichen Größenwahn des Homo Sapiens.

Ein neuer Alltag: Cyborgs und futuristische Welten

Diese Sci-Fi-Bücher zeigen futuristische Welten, in denen die Mensch-Maschine zum Alltag gehört. Wie der hier ganz normale Cyborg die Gesellschaft um ihn herum verändert? Eine Frage, die im Zentrum der folgenden Erzählungen steht.

Peripherie

Als die junge Flynne ein Virtual-Reality-Game testet, erhält sie aufwühlende Einblicke in eine neue Welt. Denn dieses Spiel ist mehr als bloßer Zeitvertreib: Es ist ein Portal in eine 70 Jahre entfernte Zukunft. In dieser hat eine Katastrophe namens „Jackpot“ achtzig Prozent der Menschheit dahingerafft. Die Übriggebliebenen leben als biomechanisch verbesserte Cyborgs. Doch Flynne bleibt keine Zeit, diese verstörenden Informationen zu verdauen. Schließlich nehmen die Menschen der Zukunft schon bald Kontakt zu ihr auf und bitten um ihre Hilfe.

Im 2017 erschienenen Peripherie verwebt Sci-Fi-Altmeister William Gibson einen Zeitreise-Plot mit Krimi-Elementen. Das Ergebnis ist ein spektakulärer, futuristischer Thriller. Die Mensch-Maschine ist allgegenwärtig und schwankt permanent im Spannungsfeld zwischen Angstvision und erstrebenswerter nächster Evolutionsstufe.

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Neon Birds

Im Jahr 2101 verwandelt ein technisches Virus einen Großteil der Menschheit in zerstörerische Cyborgs. Nur die leidenschaftlichen jungen Krieger Luke, Flover, Okijen und Andra stehen der endgültigen Vernichtung der Zivilisation entgegen. Werden sie den Kampf gegen die übermächtige künstliche Intelligenz KAMI und ihre Armee willenloser Mensch-Maschinen gewinnen?

Autorin Marie Grasshoff zeichnet den biomechanisch modifizierten Menschen in ihrer Dystopie Neon Birds als kalten, grausamen Gegenentwurf zum empathischen Homo Sapiens. Diese Dichotomie dient in dem Cyberpunk-Abenteuer als Basis für spektakuläre Konflikte. Die atemberaubenden Kriege einer weit entfernten Zukunft sind dank Louis Friedemann Thieles dynamischer Erzählstimme plötzlich zum Greifen nah.

Apropos atmosphärisches Sci-Fi-Kopfkino: Hier findet ihr unsere besten Sci-Fi-Hörspiele.

Collector

Das Jahr 3042: Die Menschheit hat sich über viele Planeten des Sonnensystems verteilt. Plötzlich tauchen die Collectors auf. Diese technisch überlegene Alien-Rasse präsentiert sich zunächst als wohlwollender Beschützer des Homo Sapiens. Doch kommen die Außerirdischen wirklich in friedlicher Mission – oder führen sie Böses im Schilde?

Das 2010 erschienene Sci-Fi-Spektakel Collector ist der Auftakt der zweiteiligen Collector-Saga. In dieser porträtiert Bestsellerautor Markus Heitz eine im Vergleich zu heute kaum erkennbare Zivilisation. Alle Bewohner dieser Zukunft haben biomechanische Arme und Beine. Doch das ist nicht alles: Die neuen Menschen lassen sich mittels Kybernetik nach Wunsch zu ganz neuen Wesen umwandeln. So vereint Heitz im Konzept Cyborg grenzenlose Freiheit mit schauderhaftem Wahnsinn.

Hier erwarten euch weitere Visionen eines möglichen ersten Kontakts zwischen Menschen und Aliens.

Die Mensch-Maschine als Held: Sci-Fi mit Cyborg-Protagonisten

Jäger und Gejagte: In diesen Cyborg-Büchern profitieren biomechanisch modifizierte Protagonisten von ihren optimierten Körpern – oder werden ihretwegen verfolgt.

Der Letzte seiner Art

Duane Fitzgerald lebt zurückgezogen in einem irischen Fischerdorf. Was der ehemalige Soldat mit diesem abgeschotteten Lebensstil zu verbergen versucht: Fitzgerald ist ein Cyborg – eine Tatsache, die ihm nun zum Verhängnis wird. Das US-Militär, das ihn einst biomechanisch modifizierte, beschließt, alle von ihm geschaffenen Mensch-Maschinen zu eliminieren. Kann Fitzgerald seinen Schöpfern entkommen?

Ein Cyborg auf der Flucht: Andreas Eschbachs Sci-Fi-Thriller Der letzte seiner Art spielt nicht in einer weit entfernten Zukunft, sondern ist fest im Hier und Jetzt verankert. Dementsprechend zeigt Eschbach die Mensch-Maschine als einsames Individuum. In unserer Welt wäre Fitzgerald schließlich eine seltene oder sogar einzigartige Anomalie. So verliert das Prinzip des Cyborgs in diesem Buch jegliche erstrebenswerte Facette und wird vielmehr zum Horrorszenario.

Altered Carbon

Der Kriminelle Takeshi Kovacs wird von einem Einsatzkommando erschossen – und findet sich kurz darauf in einem neuen Körper wieder. Ein im 26. Jahrhundert ganz normaler Vorgang, denn zu dieser Zeit kann das Bewusstsein von Individuen dank biomechanischer Modifikationen einfach heruntergeladen und bei Bedarf in fremde Körper eingespeist werden. Warum aber erhält Takeshi eine zweite Chance? Der smarte Ex-Elitesoldat soll als Strafe für seine Verbrechen einen mysteriösen Mordfall lösen. Gelingt es ihm, winkt die Straffreiheit.

Richard Morgans Das Unsterblichkeitsprogramm gewann im Jahr 2003 den renommierten Philip K. Dick Award. Kein Wunder: Der dreiteilige Sci-Fi-Thriller zeigt eine faszinierende Gesellschaft, in der moderne Technik den Tod besiegt hat – eine Errungenschaft, die die Zivilisation allerdings moralisch verrohen lässt.

Zukunftsvision Cyborg City

Der Autor Karl Olsberg glaubt an hybride Städte oder „Cyborg Citys“, wie sie der Urbanist Matthew Gandy nennt:

Die Stadt aus Licht

Olsberg entwickelt in seinem Roman Neopolis eine faszinierende Stadtvision, die halb Utopie, halb Dystopie ist. Bürger und Touristen dieser Stadt tragen permanent Daten-Brillen, die der Realität eine virtuelle Ebene hinzufügen. Beide Ebenen verschmelzen zu einer Hybrid-Stadt – ähnlich wie bei einem Cyborg, dessen menschliche und mechanische Körperteile nicht mehr zu trennen sind.

Interview mit dem Autor: Karl Olsberg über sein neues Buch Neopolis

Cyborgs als Liebhaber: Erotische Anziehung der anderen Art

Die Mensch-Maschine als Objekt des Begehrens: Diese romantischen Sci-Fi-Bücher demonstrieren die starke Anziehungskraft des verbesserten Homo Sapiens.

Der Cyborg

Als Cyborg Johar auf Wissenschaftlerin Mara trifft, liegt Spannung in der Luft. Dabei hält Mara eigentlich nichts von den optimierten Menschen, die in ihren Augen emotionslose Maschinen sind. Bis ausgerechnet sie ein Feuer der Leidenschaft in einer von ihnen entfacht. Dabei ahnt Mara nicht, dass Johar eigentlich als Feind in ihr Leben tritt.

Der Cyborg ist der zweite Teil der beliebten Betania Breed Serie von Jenny Foster und erzählt eine prickelnde Liebesgeschichte voller Gegensätze. In dieser Sci-Fi-Romanze berauben biomechanische Ergänzungen den titelgebenden Cyborg nur auf den ersten Blick seiner Menschlichkeit. Autorin Foster macht nämlich schnell klar: Keine Technik vermag die Fähigkeit zu großen Gefühlen zu vermindern.

Redeeming Zorus

Auch die junge, attraktive Charlie hält absolut nichts von Cyborgs. Wie die meisten Erdenbewohner hasst sie die Mensch-Maschinen. Zu dumm, dass die Sci-Fi-Heldin plötzlich einen von ihnen retten muss. Noch blöder, dass der Zorus genannte Cyborg absolut unausstehlich ist. Ganz klar: Bei diesem Duo ist es Hass auf den ersten Blick. Wenn Charlie und Zorus sich körperlich nur nicht so anziehend fänden.

Romeo und Julia neu gedacht: Laurann Dohners Redeeming Zorus spielt in einer Zukunft, in der Cyborgs und Menschen erbitterte Feinde sind. Der sechste Teil der exklusiv bei Audible erhältlichen Cyborg Seduction Serie macht – wie auch seine Vorgänger – schon bald deutlich: Anziehung ist eine menschliche Urkraft, die jede biomechanische Modifikation sprengt.

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