Philipp Meyer - Der erste Sohn Hörbuch

Der erste Sohn

Philipp wer? - werden sich einige fragen - Philipp Meyer wird in Amerika ganz groß geschrieben; er gilt als einer der interessantesten Nachwuchstalente der amerikanischen Literatur und hat bereits mit seinem Debütroman „Rost“ (orig. American Rust) viele Preise abgestaubt. Philipp Meyer erzählt die amerikanische Geschichte in „Der Sohn“ so brillant und mitreißend, dass man kaum die Kopfhörer weglegen kann.

Winnetou war gestern!

Der erste Sohn ist eine Familiensaga über drei Generationen während der letzten 200 Jahre- erzählt aus drei zeitlich verschiedenen Perspektiven: von Eli McCullough, Elis Sohn Peter McCullough und Peters Enkelin Jeanne McCullough. Es handelt sich nicht gerade um sympathische Charaktere, was wahrscheinlich auch dazu beiträgt, dass sie so real erscheinen, wenn sie von ihren eigenen Erlebnissen berichten. Prall gefüllt mit gut recherchierten historischen Fakten erlebt der Hörer eine Geschichte über 200 Jahre hinweg hautnah mit. Allen drei Protagonisten wird eine eigene Stimme verliehen. Die Sprecher Hans Peter Hallwachs, Regina Lemnitz und Jürgen Tarrach unterstreichen mit ihren Stimmen nicht nur die Verschiedenheit der Charaktere untereinander sondern auch die unterschiedlichen zeitlichen Dimensionen, in denen sich die Protagonisten befinden.

Eli McCullough, der wohl lebendigste Charakter dieser Geschichte, erzählt als Hundertjähriger von den Entstehungszeiten und dem darauffolgenden Verderben Texas, wie er sie erlebt hat. 1859 wird seine Familie brutal von Comanchen überfallen und getötet, Eli und sein Bruder werden als Sklaven mitgenommen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird Eli sogar in den Stamm der Comanchen aufgenommen bis er wieder zurück nach Texas geht und Großunternehmer für Öl und Rinder wird.
Doch bis dahin lernt er die Kultur und Angewohnheiten der Comanchen kennen und detailreiche Beschreibungen der Essgewohnheiten lassen den Hörer schmunzeln, aber auch erstaunen, wenn der Stamm frischen Gallensaft von Bisons oder rohe Nieren isst. Auch ist Der erste Sohn durchweg auch nicht gerade gewaltfrei. Gewaltszenen von Comanchen, die Weiße demütigen und zum Spaß gefangen halten, kommen öfter vor. Was aber nicht heißt, dass sie nicht zum erzählerischem Gesamtwerk einen wichtigen Beitrag leisten- sie porträtieren die damals in Texas vorherrschende Gewalttätigkeit.

Philipp Meyer schafft es durch die Sprache seine Charaktere so lebendig erscheinen zu lassen, dass man sie förmlich hören kann, wie sie in ihrem aufgebauten Lager oder Häusern sprechen. Es hat einen gewissen Charme, wenn der Hörer Sätze in ihrer „Originalsprache“ der Comanchen hört, die Eli und der Hörer anfangs auch nicht verstehen, aber nach einiger Zeit dann doch übersetzt werden.

Mit satten 20 Stunden ist das Hörbuch keineswegs zu lang. Eindrucksvolle Beschreibungen des damaligen Alltagslebens, die sich verändernden Denkmuster und die Zerstörung von Texas sind beeindruckend in jeder einzelnen Minute beschrieben. Wer genug von klassischen Western hat, für den ist „Der erste Sohn“ genau die richtige Alternative dazu- weit über Winnetou und Karl May: Philipp Meyer schreibt mit „Der erste Sohn“ grandios, mit Liebe zum Detail und einer außergewöhnlichen Erzählkraft die amerikanische Geschichte neu.

Hier findet ihr das Hörbuch zu "Der erste Sohn" von Philipp Meyer.