Englisch hören? Neuerscheinungen im Dezember 2021

Englisch (USA)

Wer Amanda Gorman bei der Vereidigung von US-Präsident Joe Biden erlebt hat, wie sie ihr eigens für die Zeremonie geschriebenes Gedicht The Hill We Climb vorgetragen hat (natürlich auch in dieser Hör-Anthologie enthalten), wird nicht weiter fragen, warum man diese erste Sammel-Veröffentlichung ihrer Gedichte unbedingt als Hörbuch genießen sollte. Ihre rhythmische, musikalische Art des Vortrags ist eine Art Sprechgesang, der Sprachmelodie und Wort-Akustik erst richtig zur Geltung bringt. Print kann das nicht. Das hier ist kein Vorlesen, sondern eine fesselnde Performance der erst 23jährigen schwarzen Lyrikerin, Schriftstellerin und Aktivistin. Eindrucksvoll.

Englisch (USA)

Einen Roman, der sich mit der Corona-Pandemie befasst, liest man noch am ehesten, wenn man sich dabei in die vertrauten Hände einer Autorin begibt, die man kennt, und auf die man sich verlassen kann. Für Fans von Jodi Picoult heißt das: Eine Krise taucht auf, und eine Figur meistert erfolgreich die daraus entstehenden Dilemmas, im Großen wie im Kleinen. In diesem Fall ist das die kurz vor der Hochzeit stehende Kunsthändlerin Diana, die im März 2020, zu Beginn der Pandemie, bei einer Reise auf die Galapagos-Inseln in einen kompletten Lockdown gerät, während ihr Verlobter - ein Arzt - in den USA geblieben ist. Neben dem Händeln der Situation beginnt Diana ihr Leben zu überdenken. Wer Corona noch nicht leid ist oder die menschliche Auseinandersetzung damit sucht, ist bei Picoult gut aufgehoben.

Englisch (USA)

Seit den Neunzigern ermittelt unter der zuverlässig spannenden Handschrift von Jeffery Deaver der vom Hals abwärts gelähmte Lincoln Rhyme mit Hilfe seiner Assistentin Amelia Sachs und löst einen vertrackten Serienkiller-Fall nach dem anderen. Diesmal ist der Mörder besessen von Schlössern: Er knackt sie nicht nur gerne, sondern fesselt und erwürgt damit auch seine Opfer. Es macht die Jagd nach ihm nicht einfacher, dass Lincoln aufgrund eines Ermittlungsfehlers von dem Fall abgezogen wird und dem Killer heimlich, auf eigene Faust auf der Fährte bleibt. Die Reihe ist immer noch gut, genau wie Sprecher Edoardo Ballerini, der diesmal wieder ans Ruder darf - auch wenn es schöner wäre, wenn bei den Sprechern nicht ständig hin und her gewechselt würde.

Englisch (USA)

Nachgereicht im November, da zwischenzeitlich an Platz 1 der New York Times Bestsellerliste aufgestiegen: Der zweite Teil einer YA-Fantasy-Reihe von Chloe Gong, chinesisch-neuseeländische Autorin, die "Romeo und Julia" ins Shanghai der 1920er verlegt. Zwei rivalisierende Gangs bekriegen sich in der glitzernden Großstadt. Juliette aus der einen hatte mal etwas mit Roma aus der anderen, aber als eine merkwürdige Erkrankung die Menschen in den Wahnsinn führt und ein Monster im Herzen der Stadt erwacht, raufen sie sich zusammen. Mehr sei nicht verraten als dieses: Teil 2 führt die Geschichte mit neuer Dramatik und neuen Opfern weiter. Sprecherin Cindy Kay darf, wie bei Fantasy üblich, mehr Opulenz und Drama in die Lesung bringen, und das tut sie auch.

Englisch (USA)

Ein verwirrender, verstörender Mystery-Roman mit Anklängen an M. Night Shyamalan: Travis hat eine Begabung: Er kann Verschwundene finden, indem er ein Objekt berüht, das diesen gehörte. Seine Suche nach einer vermissten Frau führt zu einer abgelegenen Kommune, deren Mitglieder sich nicht über deren Grenzen hinaus bewegen dürfen, weil sie sich dann eine seltsame Seuche einfangen. Dann verschwindet auch Travis, und Theo, ein Bewohner der Kommune und Familienvater, fängt an, sich Fragen zu stellen. Das ist der richtige Stoff für alle, die ein Faible für geheimnisvolle, sonderbare Geschichten haben und sich gerne durch ein Labyrinth hindurchhören, bevor der Groschen fällt. Mehrere Erzählperspektiven und fünf Sprecherinnen und Sprecher setzen das Puzzle für uns zusammen.

Englisch (USA)

Ein starkes Debüt: Der literarische historische Roman der koreanisch-amerikanischen Autorin Juhea Kim spielt sich vor dem Hintergrund der koreanischen Unabhängigkeitskämpfe zwischen 1917 und Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ab. Im Zentrum: Frauen, Frauen-Freundschaft und -konkurrenz, unter dem Druck der Patriarchie. Alles beginnt in den verschneiten Bergen mit der Rettung eines japanischen Offiziers vor einem Tiger durch einen armen, halb verhungerten Jäger. Dann konzentriert sich die Geschichte auf Hauptfigur Jade, von ihren Eltern an eine Kurtisanen-Schule verkauft. Wie das alles zusammengehört, webt sich in einem prosaisch schönen, komplexen Roman mit unvergesslichen Figuren zusammen.

Englisch (USA)

Eine queere Boy Band Romance. Ganz genau: Das, worüber zu Zeiten von One Direction oder jetzt etlichen K-Pop Bands unzählige Fans auf diversen Fanfiction-Foren geschrieben haben: Zwischen zwei Mitgliedern einer vierköpfigen Boyband wird aus langjähriger Freundschaft Liebe, und während einer großen Tournee entschließen sich die beiden, ihre Beziehung öffentlich zu machen. Das Management sieht das ungern und ist gegen das Outing. Jetzt wird es schwierig. Die Story hat alle geliebten tropes, nimmt die Zwänge und den Druck der Musikindustrie dabei unerwartet ernst. Sprecher Ramon de Ocampo, der wunderbare Sprecher aus dem queeren Bestseller "Red, White and Royal Blue" ist genau der richtige für die Vertonung dieser modernen Musikbusiness-Romanze mit viel Fanservice.

Englisch (USA)

Die Kay Scarpetta-Reihe von Patricia Cornell hatte sich nach 24 Teilen etwas abgenutzt, und selbst Hardcore-Fans waren abgewandert. Dabei setzte Cornell mit ihrer toughen Forensikerin damals, in den Neunzigern, echte Maßstäbe für ein ganzes Genre. Teil des Problems: Die Figuren entfernten sich zu sehr von ihren Wurzeln. Genau dahin kehrt Kay Scarpetta jetzt zurück: nach Virginia, als Gerichtsmedizinerin. Sie macht sich die Hände wieder selbst dreckig in diesem Fall um eine grausig zugerichtete Leiche, die man neben den Bahngleisen findet. Es tut der Serie gut, dass sie sich wieder auf das Wesentliche besinnt und auf die Charaktere, die sie geprägt haben. Dazu gehört auch der gute alte Polizist Pete Marino. Scarpetta treu geblieben ist auch Sprecherin Susan Ericksen mit ihrer festen no-nonsense Stimme.

Englisch (USA)

Das große Finale einer der erfolgreichsten Sci-Fi Space Operas des letzten Jahrzehnts! Diese Reihe, die mit der Kolonisierung anderer Planeten durch die Menschen beginnt und - natürlich - in einen galaktischen Krieg ausartet, hat alles, was man sich vorstellen kann: Wissenschaft, Abenteuer, Mystery, Liebe, Action, Aliens, moralische und menschliche Konflikte und den Kampf ums Überleben. Und mit R.C. Bray einen Sprecher, der seit "The Martian" mit seiner klaren, kernigen, vorwärts gerichteten Erzählweise in die Hall of Fame der Science-Fiction-Sprecher gehört. Fans der Reihe zeigen sich sehr zufrieden mit diesem Showdown. Lohnt sich also, die ganze Saga mal zu bingen - im Weihnachtsurlaub vielleicht?

Englisch (Großbritannien)

Endlich, nach sieben Jahren, legt Diana Gabaldon einen neuen Teil der Outlander-Reihe vor! Es ist ein Brocken: 49 1/2 Stunden lang folgen wir den Ereignissen auf Fraser's Ridge, Jamie und Claire's neuer Heimat in den USA, während im Hintergrund der amerikanische Unabhängigkeitskrieg immer näher rückt. Fans der Serie, denen detaillierte Beschreibungen des Siedleralltags in North Carolina genug sind sowie das Hinzukommen etlicher Babies, Hunde und neuer Nebenfiguren, wird die Zeit nicht lang. Wer allerdings nach einem stringenten Plot und Spannung sucht, dürfte sich langweilen. Davina Porter, die Sprecherin, liest in ihrem hohen Alter und mit ihren schottischen Akzenten jedenfalls Unterhaltungswert in die unspektakulärsten Passagen.