Der Autor Frank Schätzing hat es wieder einmal an die Spitze der Bestsellerlisten geschafft. Mit Breaking News legte er vor 2014 einen Politthriller vor, der Hochspannung verspricht. Wer sich an Der Schwarm oder Limit erinnert, weiß, wie genau Schätzing es mit der Recherche beim Schreiben seiner Bücher nimmt. Dabei bearbeitet der Autor bei jedem seiner großen Werke ein komplett anderes Thema. "Ich interessiere mich selbst sehr für den Nahostkonflikt und wollte mehr über die Hintergründe erfahren. So entstand die Idee zu Breaking News", erzählte der Autor während unseres Gespräches in Köln, wo er lebt und arbeitet. Mehr zum aktuellen Bestseller Breaking News findet ihr ebenfalls im Audible Magazin.

Alle Hörbücher von Frank Schätzing findet ihr hier.

Transkript: Authentisches Schreiben, Musik und das Schönste im Leben



Die Idee ist wie ein Samenkorn, eigentlich ist ja erst mal ganz klein und irgendetwas findet einen. Man hört, was man sieht, was man liest, was man bekommt, was erzählt wird, und es löst dann halt etwas aus. Das ist ungefähr so wie Flirten in der Kneipe. Man geht jeden zweiten Abend weg und trifft tausend Leute, die alle mehr oder weniger nett und vielleicht auch attraktiv sind, aber es funkt nicht. Dann geht man irgendwann eines schönen Abends ohne bösen Hintergedanken irgendwo hin und plötzlich steht er da. Wie man das macht, ich kann auch nicht erklären, wie das zustande kommt. Ich weiß nur, in dem Moment, wo du es dann da ist, dann trägt das plötzlich die Fantasien. Irgendwas in mir sagt, darin steckt das Potenzial für ein Buch.

Das Problem dabei ist, es ist ein bisschen unterschiedlich von der Komplexität des Stoffes. Beides, "Breaking News" ist ein klassischer Recherche-Stoff. Da geht es erstmal mit der Idee los. Man vertieft das Basiswissen, indem man Bücher liest. Regionalbücher, Geschichtsbücher, damit man ein bisschen weiß über den Nahen Osten, zum Beispiel. Dann brauche ich einen Protagonisten. Also erstmal war klar, ich brauche diesen Tagen, also muss ich mir einen Kriegsreporter suchen. Dann geht es schon vom Lesen in die persönliche Kontaktaufnahme, das ist die zweite Phase mit Experten. Die Geschichte gibt ihnen eigentlich vor, mit wem sie reden müssen. Vielleicht brauchen sie Ballistiker, vielleicht brauchen sie Bombenexperten, Bundeswehroffiziere. Also es werden ganz so Leute zusammengebracht und man kann in der zweiten Phase alles persönliche Gespräch führen.

Ich hatte allerdings einen gestoßen, der ein Buch geschrieben hat. Beruf Kriegsreporter. Und das ist sehr nachdenklich und das ist ein sehr junger Mann, der aber schon wahnsinnig viel erlebt hat. Das ist Julian Reichelt, Chefreporter der Bild-Zeitung. Er ist einer der jüngsten und profiliertesten Kriegsreporter Deutschlands. Ich habe ihn angerufen und er hatte Zeit und Lust. Dann haben wir uns zusammengesetzt, haben sehr, sehr lange unterhalten, uns mehrfach getroffen, und ich habe ihm Löcher in den Bauch gefragt. Er hat bereitwillig geantwortet und so habe ich ein bisschen verstanden, was ein Kriegsreporter antreibt, warum er das macht und was ihm so begegnet. So habe ich ein bisschen Praxis in dieser Phase abgeschlossen. Dann hat man im Allgemeinen ein kompaktes Wissen, mit dem man schon sehr viel machen kann.

Jetzt kommt der entscheidende Punkt: Wenn man es irgendwie kann, zu den Schauplätzen zu reisen. Dann ist man wirklich da. Jetzt fliegt man halt mal nach Israel, ich war vorher noch nie da.

Wenn ich schreibe, beeinflusst mich der Markt? Das interessiert mich überhaupt nicht. Man sollte also niemals darüber nachdenken, wem das jetzt gefällt oder was man tun muss, damit man einer bestimmten Zielgruppe gefällt. Zielgruppenmarketing ist sowieso eine sehr dubiose Sache. Ich habe das 20 Jahre lang gemacht, und immer wenn man glaubt, man hat die Zielgruppe gerade genau definiert, dreht sie eine lange Nase und funktioniert nicht so, wie man es gerne hätte.

Zwar ist es so, dass es sehr homogene Zielgruppen gibt, aber es gibt auch sehr inhomogene Zielgruppen. Bei meinen Büchern zum Beispiel ist es sicher, dass unterschiedlichste Menschen zu meinen Lesungen kommen, von 8 bis 80. Aber grundsätzlich denke ich, man sollte nicht darüber nachdenken, wem das jetzt gefällt, denn man ist ja ein Content-Lieferant, sondern authentisch sein. Also das schreiben, was man selbst gerne lesen möchte und wie man es selbst gerne lesen möchte.

Nachdem ich war, der Plan war tatsächlich, eine CD zu machen. Das hat sich jedoch deswegen zerschlagen, weil dann die Idee zu "Breaking News" kam und weil so viele andere Projekte dazwischenkamen. Ich wollte zu der Zeit im Tonstudio arbeiten, aber das hat sich auch verzögert aufgrund der Bauarbeiten. Jetzt ist alles bereit, und der Plan ist tatsächlich, ein Jahr lang Musik zu machen, nur Songs zu schreiben und aufzunehmen, Gitarre zu spielen und mit anderen Musikern zusammen etwas auf die Beine zu stellen.

Aber ich habe schon viel Musik gemacht, in der Zeitung "IltaLehti". Die "Breaking News"-Tour machen wir auch im Herbst, und dafür habe ich in den letzten zwei Monaten eine dreiviertelstündige Soundtrack-Musik produziert. Musik ist immer da, aber eher instrumentale Musik. Die Chance, dass es dann geht und das jetzt soll dieses Jahr entstehen.

Es ist durchaus so, dass ich die Stadt hin und wieder auch mal verlasse. Ich bringe auch schon mal einen Tag in Hamburg zu, ein bisschen nicht angekettet, aber woanders leben. Es gibt ein paar Städte, in denen ich mich anders fühle. Ich würde durchaus mal ein paar Monate in London leben wollen. Ich mag Hamburg, aber zum Leben als Basis ist das meine Stadt. Hier sind alle meine Freunde und die allermeisten meiner Freunde sind meine Familie. Von solchen Tagen weggehen, das sind wahrscheinlich gar nicht so spektakuläre Tage, an denen man abends richtig glücklich ist. Es sind einfach Tage, an denen man eine Art innerer Ausgeglichenheit hatte, ein bisschen in sich geruht hat, sich wohlig gefühlt hat, warum auch immer. Vom Bock gegangen, die Sonne hat geschienen, ich bin joggen gewesen, habe zusammen gesessen, Kaffee getrunken, nettes Gespräch gehabt. Das sind nicht die großen Erfolgserlebnisse, aber das sind die Highlights. Das vergeht auch wieder. Mal solche unspektakulären Wohlfühltage zu haben, ist eigentlich das Schönste im Leben.

Neues von Schätzing

2018: Endlich gibt´s Neues von Bestsellerautor Schätzing. Die ganze Geschichte gibt´s nur bei Audible zu hören – wir erzählen euch, warum sich das lohnt: Frank Schätzing - Die Tyrannei des Schmetterlings.

Die Tyrannei des Schmetterlings