Der Nobelpreis für Literatur ist wohl die renommierteste Auszeichnung für Autoren. Nur die, die laut Testament von Alfred Nobel „herausragendste Arbeit in idealistischer Richtung hervorgebracht“ haben, bekommen ihn. Den allerersten Literatur-Nobelpreis gewann 1901 der französische Dichter Sully Prudhomme. Dafür hagelte es jedoch reichlich Kritik – denn viele waren davon überzeugt, dass „Anna Karenina“-Autor Leo Tolstoi die Auszeichnung viel mehr verdient hätte.
Generell sorgt der Nobelpreis für Literatur immer wieder für Diskussionen. So wird die Jury unter anderem für ihren Eurozentrismus beziehungsweise dafür kritisiert, dass lange Zeit nur Schriftsteller aus dem europäischen und englischen Sprachraum den Preis erhalten haben.
Auch die Tatsache, dass bislang 102 Männer, aber nur 17 Frauen ausgezeichnet wurden, sorgt für Kritik. Unter den mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten Schriftstellerinnen befinden sich Frauen mit unterschiedlichen Biografien, poetische wie politische Wortfinderinnen, mutige und unbequeme Frauen und Autorinnen, die den Blick in die Zukunft richten.
Überblick: Diese Frauen haben den Literaturnobelpreis gewonnen
Gewinner | Jahr der Auszeichnung |
Annie Ernaux | 2022 |
Louise Glück | 2020 |
Olga Tokarczuk | 2018 |
Svetlana Alexievich | 2015 |
Alice Munro | 2013 |
Herta Müller | 2009 |
Doris Lessing | 2007 |
Elfriede Jelinek | 2004 |
Wislawa Szymborska | 1996 |
Toni Morrison | 1993 |
Nadine Gordimer | 1991 |
Nelly Sachs | 1966 |
Gabriela Mistral | 1945 |
Pearl Buck | 1938 |
Sigrid Undset | 1928 |
Grazia Deledda | 1926 |
Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf | 1909 |
Zuletzt bekam im Oktober 2022 die Französin Annie Ernaux den Preis für ihr autobiografisches Werk. Laut Mats Malm, ständiger Sekretär der Schwedischen Akademie, zeichnet sich die Autorin durch „Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Zwänge der persönlichen Erinnerung aufdeckt“ aus.
Herausragende Literatinnen: Frauen, die den Literaturnobelpreis gewonnen haben
Ein zentrales Werk Annie Ernaux‘ ist Der Platz. Dieses 1983 unter dem fränzösischen Originaltitel „La Place“ erschienene Portrait ist kurz nach dem Tod des Vaters der Autorin entstanden. Es erzählt, im für Ernaux typischen sachlich-beschreibenden Stil, wie ihr soziales Umfeld auf den Tod des Vaters reagiert hat.
Die Werke der 82-Jährigen, die in einem von Armut geprägten katholisch-bäuerlichen Milieu in der französischen Normandie aufgewachsen ist, behandeln immer wieder den Wunsch nach sozialem Aufstieg sowie die mit dem Klassenwechsel verbundenen Schamgefühle.
Mehr über Annie Ernaux erfahren: Was die Literatur der Nobelpreisträgerin ausmacht
In einem Interview sagt Anders Olsson, Vorsitzender des Nobelkomitees für Literatur, dass Der Platz das perfekte Werk sei, um in den literarischen Kanon der Autorin einzusteigen. Es sei „kurz, einfühlsam, prägnant und gleichzeitig liebevoll“.
Die Geschichte des jungen Taugenichts, der zur Strafe für seine Bösartigkeit in einen Däumling verwandelt wird und auf dem Rücken des Gänserichs Martin ganz Schweden erkundet.
Ein Erziehungsroman, gespickt mit Sagen und Märchen, der die Vielseitigkeit Schwedens, seiner Lebensräume und Kulturen zeigt. Vielfach ins Deutsche übertragen, ist die Übersetzung von Thomas Steinfeld die erste vollständige und zugleich eine, die der eigentümlichen Sprache Selma Lagerlöfs, dem wunderbaren Schwedisch einer vergangenen Zeit, gerecht wird.
Die Schwedin Selma Lagerlöf hat 1909 als erste Frau den Nobelpreis für Literatur gewonnen – damals ein großer Skandal. Sie hat sich vor allem mit Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden einen Namen gemacht. Ihr Thema war die Heimat – in ihrem Fall die schwedische Provinz Värmland.
Ihre Motivation war es unter anderem, die Lebensweise im Schweden des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts durch ihre Texte für spätere Generationen zu bewahren. Lagerlöf erhielt 1909 als erste Frau den Literaturnobelpreis - Nils Holgerssohn begleitet seit seinem Erscheinen Generationen von Heranwachsenden in Buch-, Hörbuch- und Zeichentrickform.
Staring unflinchingly into the abyss of slavery, this spellbinding novel transforms history into a story as powerful as Exodus and as intimate as a lullaby. Sethe, its protagonist, was born a slave and escaped to Ohio, but 18 years later she is still not free. She has too many memories of Sweet Home, the beautiful farm where so many hideous things happened. And Sethe's new home is haunted by the ghost of her baby, who died nameless and whose tombstone is engraved with a single word: Beloved. Filled with bitter poetry and suspense as taut as a rope, Beloved is a towering achievement.
Toni Morrison is the Robert F. Goheen Professor of Humanities at Princeton University. She has received the National Book Critics Circle Award and the Pulitzer Prize. In 1993 she was awarded the Nobel Prize in Literature. She lives in Rockland County, New York, and Princeton, New Jersey.
Die US-Amerikanerin Toni Morrison war die erste afroamerikanische Literaturnobelpreisträgerin, als sie 1983 von der Schwedischen Akademie für ihr literarisches Werk ausgezeichnet wurde. Im US-Bundesstaat Ohio geboren, war ein Vorbild der jungen Toni Morrison übrigens die englische Schriftstellerin Jane Austen.
Es sind aber natürlich nicht landadelige Frauen, von denen Morrisons Erzählungen handeln. Ihr vielleicht berühmtestes Werk Beloved (deutscher Titel: „Menschenkind“) erschien 1987. Für das Buch gewann die US-Amerikanerin den berühmten Pulitzer Preis.
Herta Müllers erster Roman entstand 1986, ein Jahr bevor sie Rumänien verließ. Die Ausreise oder vielmehr das zermürbende Warten einer Familie auf eine Ausreisegenehmigung ist auch das Thema ihres Romans. In poetischer Sprache erzählt Herta Müller die Geschichte einer existenziellen Erfahrung im Europa Ende des vergangenen Jahrhunderts.
Eine Unbequeme, eine Unbeugsame wurde 2009 ausgezeichnet: die Deutsch-Rumänin Herta Müller. Sie verarbeitet ihre Biografie als in Rumänien geborene und aufgewachsene Banater Schwäbin, die 1987 nach Deutschland ausreiste, in poetischer Sprache. Zum Beispiel in Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt, dem ersten Roman, der ein Jahr vor ihrer Ausreise entstand.
Unabhängig davon, ob man mit ihr übereinstimmt oder nicht, Müllers großer Verdienst ist, dass sie stets mutig an der Durchdringung der Wirklichkeit arbeitet. Oder, wie sie es formulierte: Literatur kann - „und sei es im Nachhinein – durch Sprache eine Wahrheit erfinden, die zeigt, was in und um uns herum passiert“.
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