Sie kämpfen um ihr Überleben und um ihre Würde. Zerreißen die Fesseln gesellschaftlicher Zwänge, befreien sich von überholten Erwartungen und männlichen Strippenziehern. Fünf faszinierende Heldinnen reichen euch die Hand und nehmen euch mit in eine vergangene Zeit. Lauscht unserer Auswahl internationaler Klassiker – und freut euch auf ein paar echte Wiederentdeckungen.
Internationale Klassiker mit faszinierenden Heldinnen
Der Hörer wird von Karen Schulz-Vorbachs Stimme zurück in das 19. Jahrhundert versetzt und folgt der Geschichte von Margret Mackenzie. Diese erbt nach dem Tod ihres Vaters und ihrer beiden älteren Brüder ein beachtliches Vermögen. Nachdem sie Jahrzehnte lang von der Welt abgekapselt und unselbständig war, hat sie nun plötzlich eine neu gewonnene Freiheit und Unabhängigkeit. Doch gleichzeitig ist sie auch einsam und weltfremd. Mit beispiellosem Mut schafft es Margret trotz allem in diese turbulente Welt einzutreten, die ihr völlig fremd ist, und sie macht sich auf die Suche nach einem Platz in dem sie leben und vielleicht sogar lieben kann.
Anthony Trollope, der im April 1815 in London geboren wurde, war einer der erfolgreichsten englischen Schriftsteller in der viktorianischen Ära. In Deutschland ist der Autor noch kaum bekannt und das, obwohl er über 40 Romane und dazu noch Kurzgeschichten, Reisebeschreibungen und vieles mehr geschrieben hat, die eine weite Spanne von Themen behandeln. Mit der Anzahl der von ihm verfassten Werke gilt er sogar als Rekordschreiber. Zeitweise war Trollope Herausgeber einer Zeit, Teil des Literarischen Lebens von London und arbeitete 33 Jahre lang im Dienste der britischen Post. Am 6. Dezember 1882 verstarb er, ebenfalls in London.
Liebt ihr die Romane von Jane Austen oder der Brontë-Schwestern? Dann haben wir hier etwas für euch! Zurückgezogen und unverheiratet lebt Margret Mackenzie nur dafür, ihren alten Vater und kranken Bruder zu pflegen. Als beide sterben und ihr ein erkleckliches Vermögen hinterlassen, gilt die „alte Jungfer“ auf einmal als gute Partie. Fortan wird sie von gleich vier Männern umworben. Wen soll Margret erhören – und wer hat es nur auf ihr Geld abgesehen? Oder soll sie lieber ihre neu gewonnene Freiheit auskosten?
Trollope gehört in England zu den meistgelesenen Autoren seiner Zeit – in Deutschland ist er so gut wie vergessen. Entdeckt eines seiner größten Werke neu: Mit Miss Mackenzies Mut zu lieben erlebt ihr große Gefühle im engen Korsett der Standesregeln. Geht auf Zeitreise in eine Epoche, deren starre Gesellschaftsregeln uns heute fremd sind.
England inmitten der industriellen Revolution: Die ebenso selbstbewusste wie prinzipientreue Pfarrerstochter Margaret Hale zieht mit ihren Eltern vom ländlichen Süden in eine aufstrebende Metropole im Norden. Nur langsam gewöhnt sie sich an den Rauch, den Lärm und den rauen Umgangston.
Als sie den erfolgreichen Fabrikbesitzer John Thornton kennenlernt, wird er zur Zielscheibe ihrer Vorurteile. Noch ahnt sie nicht, welch einflussreiche Rolle er bald in ihrem Leben spielen wird.
Noch eine Liebesromanze aus dem viktorianischen England. Doch Elizabeth Gaskell wählt als Handlungsort für ihren Klassiker Norden und Süden nicht das ländliche Idyll der Herrensitze. Stattdessen muss sich das verarmte Landei Margarete Hale in Milton behaupten, einer schmutzigen Industriestadt voller Emporkömmlinge. Hier wirft der charmanten Fiesling John Thornton ein Auge auf die Pfarrerstochter. In seiner Baumwollfabrik ist Prügel an der Tagesordnung, herrschen nackte Not und Klassenkampf – und schon bald steckt Margarete mittendrin.
Autorin Elizabeth Gaskell war eine enge Freundin von Charlotte Brontë. Doch ihre Heldin wirft – anders als Brontës vornehme Fräulein – schnell jeden Standesdünkel über Bord. Durch Margaretes Augen lernt ihr das viktorianische Zeitalter von einer ganz anderen Seite kennen. Entdeckt diese aufregende Autorin neu, die das Elend der Arbeiter ungeschönt schildert und sich doch für eine Versöhnung der Klassen einsetzt.
Selbstbewusste Frauen in der internationalen Literatur
Ein Mädchen auf Grand Tour durch Europa
Der bereits lange in der Schweiz lebende 27-jährige Frederick Winterbourne begegnet während eines Besuches bei seiner Tante in Vevey der Amerikanerin Daisy Miller, die mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Europa bereist. Er ist sofort von dem fröhlichen, redegewandten und furchtlosen Mädchen eingenommen, doch seine Tante missbilligt das ungebührliche Verhalten des Mädchens aufs äußerste.
Gert Westphal liest die Novelle über eine unmögliche Liebesbeziehung zwischen einer jungen Amerikanerin und einem Mann europäischer Prägung mit hinreißender Leichtigkeit.
Daisy Miller ist das typische All-American Girl: schön, selbstsicher, unbefangen. Frederick Winterbourne, ein Exilamerikaner, der schon lange in der Schweiz lebt, ist fasziniert. Denn Daisy schert sich nicht um die steife europäische Etikette. Damit gerät sie in der feinen Schweizer Gesellschaft ins Abseits – und schickt Fredericks Gefühle auf Achterbahn-Fahrt. Diese kleine Erzählung ist in einem hinreißend selbstbewussten und leichten Ton erzählt. Dadurch wirkt sie überraschend modern. Versüßt euch mit diesem Hörbuch einen verregneten Nachmittag.
Zwei anonyme Briefe findet die 14-Jährige Sofie in ihrem Briefkasten. In beiden steht nur ein Satz: "Wer bist du?" und "Woher kommt die Welt?" So beginnt Sofies abenteuerliche Zeitreise durch die Jahrtausende der Philosophie. Doch: Wer gibt ihr eigentlich diesen Fernkurs in Philosophie und bringt damit ihren Alltag durcheinander? Und wer ist dieser UN-Major, der seiner Tochter Hilde Geburtstagskarten an Sofies Adresse schreibt? Können Sokrates und Platon dies erklären?
Sofie entdeckt staunend Galileis Gesetz der Schwerkraft und versucht, mit Hilfe des Computerprogramms Laila den UN-Major ausfindig zu machen, der immer dreister in Sofies Wirklichkeit eingreift. Wer ist Hilde, wer ist sie selbst? Ist Sofie Hilde? Kurz vor ihrem und Hildes Geburtstag spitzen sich die Ereignisse zu. Zwischen Kant, Hegel und Marx sinnt Sofie darüber nach, wie sie den Major austricksen kann. Da kommt Hilde zu Hilfe...
Die 14-jährige Sofie findet zwei anonyme Briefe in ihrem Briefkasten. „Wer bist du?“ steht auf einem Blatt und: „Woher kommt die Welt?“ auf einem anderen. Schon bald folgen weitere, ausführlichere Nachrichten, die sich als Einführungskurs in die Geschichte der Philosophie entpuppen.
Mit wachsendem Eifer taucht Sofie in die Gedanken der großen abendländischen Philosophen ab. Doch bald muss sie feststellen, dass ihre eigene Realität ins Wanken gerät: Ein unerklärlicher roter Schal taucht auf, ein Hund spricht, ihre Eltern reden sie versehentlich mit „Hilde“ an. Ist Sofies Welt so real, wie sie scheint? Der norwegische Autor Jostein Gaarder spielt ein hintersinniges und lehrreiches Spiel mit uns – gelesen von der großen Katharina Thalbach.
Wiederentdeckt: Moderne Klassiker mit starken Frauen
Die Insel, auf der das Mädchen Won-a-pa-lei lebt, sieht aus wie ein auf der Seite liegender Delfin. Seitdem ihr Stamm sie nach einem Überfall fremder Jäger hier zurückgelassen hat, ist Won-a-pa-lei die einzige Bewohnerin dieses Fleckchens Erde mitten im Pazifik. Ganz auf sich allein gestellt, baut sie sich eine Hütte, erbeutet Nahrung und schafft es, die Insel zu ihrem Zuhause werden zu lassen. Doch der Kampf ums Überleben ist hart: Sturmfluten, Erdbeben und Angriffe wilder Tiere fordern sie jeden Tag aufs Neue heraus. Erst viele abenteuerliche Jahre später hat Won-a-pa-lei wieder Kontakt mit Menschen, als am Horizont plötzlich ein Schiff vor Anker geht...
Spannend und mit viel Einfühlungsvermögen schildert Scott O'Dell den Überlebenskampf des weiblichen Pendants zu Robinson Crusoe. Der große Klassiker jetzt neu eingelesen!
Wenn jemand die Einsamkeit der Insel, die gleißende Sonne und den unbedingten Willen zu überleben stimmlich einfangen kann, ist das Sascha Icks. Die Lesung der Theaterschauspielerin und Hörbuchsprecherin verleiht dem Text genau das richtige Maß an herber, aber hoffnungsvoller Stimmung.
Robinson Crusoe? Kennt ihr sicher. Und Won-a-pa-lei? Nie gehört? Dann wird es aber Zeit! Denn so heißt das mutige Mädchen, das nach einem Überfall ganz allein auf der Insel der blauen Delfine zurückbleibt. Ganz auf sich gestellt, trotzt die Zwölfjährige Sturmfluten, Erdbeben und Tierangriffen. Doch ihr schlimmster Feind ist die Einsamkeit. Die Schauspielerin Sascha Maria Icks hat diesen zeitlosen modernen Klassiker aus dem Jahr 1960 neu eingelesen. Und plötzlich kommt er so frisch daher, als hätte sie ihn eben aus den Wellen des Pazifiks gezogen. Unbedingt hörenswert!
Auch wenn diese fünf jungen Frauen „nur“ den Seiten großartiger internationaler Klassiker entsprungen sind: Beim Hören stehen sie quicklebendig vor euch. Und ziehen euch ganz und gar in ihre aufregende Lebenswelt hinein – und zwar an den Ohren!