Zitternd steht sie im Platzregen, zuckt jedes Mal zusammen, wenn ein Hagelkorn sie streift, reckt ihr Köpfchen todesmutig dem pfeifenden Wind entgegen – die frisch auf dem Balkon ausgepflanzte (oder wohl eher: ausgesetzte) Fuchsie hat keinen einfachen Start ins Leben. Wie tausende andere Pflanzen, die jährlich ihre wohlbehütete Existenz im Gartenmarkt hinter sich lassen müssen, muss auch sie nun mit ihren kapriziösen neuen Besitzern klarkommen, muss Durststrecken ertragen, nur um dann förmlich ertränkt zu werden.
Corona-Hobby du jour: Pflanzen pflanzen
Die Pandemie hat die Zahl derer, die sich als Gärtner ausprobieren, in die Höhe schnellen lassen. Das Marktvolumen ist im vergangenen Jahr auf ein Rekordniveau gestiegen; die Deutschen haben mehr Geld denn je in Pflanzen investiert. Während manch einer sich damit begnügt, eine Tüte voller Wildblumensamen in den Balkonkästen zu verteilen und aufs Beste zu hoffen, meinen andere von uns es bitterernst. Sie haben schon im Februar mit viel Hingabe Samen auf der Fensterbank herangezogen, nur um dann die zarten Pflänzchen während der für den April und Mai untypischen Kälte dahinsiechen zu sehen. Für alle Garten-Neulinge haben wir deswegen ein paar Tipps parat.
Gebot #1: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Grünzeug
Der Salat beim Nachbarn sprießt wie wild, während deiner nicht einmal für die Diät-Portion reichen würde? Und die Karotten bei der Instagram-Plantfluencerin (ja, sowas gibt’s) sind schon viel weiter als deine? Kein Grund zur Sorge, denn vielleicht brauchen deine Pflänzchen noch etwas Liebe und Aufmerksamkeit – oder einfach mehr Zeit. Vergleiche mit anderen machen auch hier, wie so oft im Leben, nur unglücklich. Und falls so gar nichts gelingen will, hörst du dir eben ein paar kluge Tipps an, was du verbessern kannst.
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Gebot #2: Du sollst nicht zu streng mit dir sein
Da sät man vorsichtig Samen aus, kümmert sich hingebungsvoll um sie – und dann werden die einfach nichts? Statt die Balkonkästen aus Trotz leer zu lassen, darf man sich als Hobbygärtner ruhig eingestehen, dass es mit der Aussaat (zumindest in diesem Jahr) nichts geworden ist. Im Gartenfachmarkt gibt es immerhin schon fertige Pflänzchen zu kaufen, an denen wir uns genauso erfreuen können. Und vorm nächsten Versuch holen wir uns Hilfe, zum Beispiel in Form von Gabriella Papes Gebrauchsanweisung fürs Gärtnern. Kann man wunderbar hören, während man Unkraut zupft.
Gebot #3: Du sollst mit deinen Pflanzen reden (wenn du magst)
Wer die vergangenen Monate größtenteils allein in seinem Zuhause oder ständig mit ein- und demselben Partner verbracht hat, der redet unweigerlich mit seinen Pflanzen. Das geht es mit einem liebevollen „Das machst du ganz toll!“ los, wenn man sieht, wie sich ein zarter Setzling tapfer emporkämpft. Und ehe man es sich versieht, hat man einen Spitznamen für die Gurke („Maxim Gurki“) und fragt das „Beerchen“ (also, die Erdbeere), ob es heute schon genug getrunken habe. Wissenschaftliche Studien haben übrigens erwiesen, dass es Pflanzen guttut, wenn mit ihnen geredet wird. Also, keine Scheu und einfach drauflos plappern!
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Gebot #4: Du sollst (nach Möglichkeit) nicht töten
Zugegeben, das ist vor allem für Garten-Neulinge gar nicht mal so leicht. Zu viel Sonne oder zu wenig, kannenweise Wasser oder nur ein paar Schlückchen, sofort düngen oder später – wer sich zum ersten Mal mit Zier- und Nutzpflanzen beschäftigt, könnte fast auf die Idee kommen, sie seien kompliziert. Dabei ist es alles gar nicht so schwierig, denn Pflanzen brauchen letztlich nur einen geeigneten Standort und ausreichend Wasser, um zu gedeihen – und den richtigen Boden und Dünger sowie engagierte Schädlingsbekämpfung, wenn man’s genau nimmt, aber wir konzentrieren uns mal lieber auf die Basics. Wenn die Erde also trocken aussieht oder die Blätter schlaff herunterhängen, schnell ordentlich gießen. Am besten in den frühen Morgenstunden, da Tomate, Gurke und Co. dann den ganzen Tag über etwas vom Wasser haben.