2017 schrieb Alexandra Rowland im sozialen Netzwerk Tumblr: „The opposite of grimdark is hopepunk. Pass it on“. Was auf Deutsch so viel heißt wie: „Das Gegenteil von Grimdark ist Hopepunk. Sag’s weiter“. Mit dieser Aussage hat die Autorin, die unter anderem „A Conspiracy of Truths“ geschrieben hat, eine Diskussion um aktuelle und generelle Themen in Science Fiction, Fantasy und darüber hinaus in Gang gesetzt.

Wenn du jetzt verwirrt bist und weder weißt, was „Grimdark“ noch was „Hopepunk“ sein soll, helfen wir dir weiter. Hier liest du, was hinter diesen Begriffen steckt, was Hopepunk ausmacht und entdeckst eine Auswahl der besten Hopepunk-Bücher.

Hoffnungslos, düster und chaotisch: Das ist Grimdark

Wenn du Hopepunk verstehen willst, ist es erst einmal wichtig zu wissen, was „Grimdark“ ist. Auf ihrer Website definiert Alexandra Rowland Grimdark als Fantasy-Subgenre, das auf einem negativen Menschen- und Weltbild basiert. Das bedeutet: Der Mensch wird als im Kern egoistisch, boshaft und gierig betrachtet. Die Welt ist ein Ort, in dem Ausbeutung, Krieg und Chaos regieren. Gewalt und Bösartigkeit sind im Grimdark allgegenwärtig und drohen, alles Schöne zu zerstören.

Auch steht die Welt wie wir sie kennen im Grimdark kurz vor dem Untergang. Menschen sind auf sich allein gestellt und der herrschenden Gewalt oft hilflos ausgeliefert. Am Ende triumphiert in vielen Grimdark-Geschichten das Böse. Laut Rowland ist „Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin ein typisches Beispiel für eine Grimdark-Serie, die trotz – oder gerade aufgrund? – ihrer pessimistischen Grundhaltung extrem erfolgreich war und immer noch ist. Das ist nur ein Beispiel – es gibt viele weitere Grimdark-Reihen wie „The First Law“ von Joe Abercrombie oder „Broken Empire“ von Mark Lawrence, die Elemente von Low und Dark Fantasy enthalten und – so eine These – vermutlich so erfolgreich sind, weil sie einen pessimistischen Zeitgeist einfangen.

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Gegenentwurf zu Grimdark: Was ist Hopepunk?

Hopepunk ist laut Rowland das Gegenstück zu Grimdark. Anstatt pessimistisch davon auszugehen, dass „das Glas halb leer“ und es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis „das Böse“ die Welt endgültig verschlingt, sei das Weltbild im Hopepunk deutlich neutraler. Sie betont mit Blick auf Hopepunk: „(…) the glass is neither half empty nor half full. There‘s water in the glass and that’s important“. Auf Deutsch bedeutet das so viel wie:

„(…) das Glas ist weder halb leer noch halb voll. Es ist Wasser im Glas und das ist wichtig.“ (Alexandra Rowland)

Auch das Menschenbild unterscheide sich deutlich von den im Grimdark gezeichneten auf sich selbst gestellten, passiven Akteuren, die übermächtigen bösen Kräften um sich herum scheinbar schutzlos ausgeliefert sind.

Im Hopepunk leben Menschen zwar ebenfalls häufig in (post-)apokalyptischen Welten, arbeiten aber zusammen daran, diese zu verändern. Innerhalb der Gemeinschaft ergeben sich durch Zusammenarbeit und das Finden von Kompromissen neue Gestaltungsspielräume. „Hopers“ nennt Rowland die Akteure, die – wie es auch die „Der Greif: Die Vorboten“-Autoren Judith Vogt und Christian Vogt auf ihrer Website betonen – versuchen, radikal gütig und freundlich mit ihren Mitmenschen umzugehen. Das Ziel der Hopers: die Welt nach und nach zum Positiven verändern.

Die Betonung liegt dabei auf „versuchen“. Denn Hopers sind nicht unfehlbar oder perfekt – und müssen es auch nicht sein. Vielmehr geht es darum, sich immer wieder auf die Seite von Unterdrückten und Marginalisierten zu stellen, solidarisch zu sein, zusammen auf eine bessere Zukunft hinzuarbeiten und sich gegen Gewalt und Unterdrückung einzusetzen.

Im Gegensatz zum Grimdark nehmen die Menschen ihr Schicksal nicht passiv hin – sie gestalten die Welt aktiv mit und um. Gegenspieler der Hopers sind die sogenannten „Toxxers“, die ihre eigene privilegierte Position nicht hinterfragen und die veraltete, auf Unterdrückung basierende Strukturen reproduzieren und von ihnen profitieren.

Insgesamt kann man Hopepunk also als eine bestimmte Sicht auf die Welt und als eine Reaktion auf die düstere Atmosphäre und den Zynismus, der oft in der modernen Popkultur und in der realen Welt vorherrschen, verstehen.

Hoffnung in einer düsteren Welt: Unsere Hopepunk-Bücher-Empfehlungen

Hopepunk ist eine geistige Grundhaltung. Deshalb gibt es viele Bücher unterschiedlicher Genres, die Hopepunk-Elemente enthalten. Unsere folgenden Buch-Empfehlungen richten sich vor allem an Fantasy- und Science-Fiction-Fans und sind größtenteils auf Englisch verfügbar.

The Dispossessed

Shevek, Protagonist in The Dispossessed: An Ambiguous Utopia von Ursula K. Le Guin, ist ein genialer Physiker. Er lebt auf einem Planeten anarchistischer Separatisten, die sich vom Rest des Universums isoliert haben. Von dort macht er sich auf zum „Mutterplaneten“ Anarres. Sein Ziel: Er will Brücken bauen zwischen den beiden verfeindeten Gesellschaften. Um Veränderung anzustoßen, lässt er nicht nur seine Familie zurück, sondern riskiert auch sein eigenes Leben.

The Dispossessed, deutscher Titel: „Planet der Habenichtse“, ist ein Science-Fiction-Roman mit Hopepunk-Elementen. Denn Shevek gibt sich mit der Welt, so wie sie ist, nicht zufrieden. Er wirft die Frage auf, ob und wie es möglich sein könnte, dass Gesellschaften ganz ohne Machtstrukturen funktionieren. Und ist sowohl voller Hoffnung, dass eine bessere Zukunft möglich ist, als auch davon überzeugt, dass es wichtig ist, für diese Zukunft zu kämpfen. Zeitlos relevant, disruptiv und politisch.

The Fifth Sacred Thing

Im Jahr 2048 haben Klimawandel und Biowaffen weite Teile der Erde verwüstet. Auch die USA wurden vor der Zerstörung nicht verschont – nur noch Fragmente der „alten Welt“ sind übrig. In Nordkalifornien haben in dieser postapokalyptischen Welt einige Menschen aus den Ruinen eine neue Gesellschaft geschaffen. Luft, Feuer, Wasser und Erde – die vier Elemente – sind in dieser Welt heilig. Doch trotzdem ist der Krieg nicht vorbei, denn Unterdrückung und Gewalt existiert weiterhin.

The Fifth Sacred Thing von Starhawk wirft die Frage auf, wie Zusammenhalt und Solidarität in einer zerstörten Welt gelebt werden können und welche Rolle Liebe in dieser spielt. Können Hoffnung und Menschlichkeit in schwierigen Zeiten überleben? Ein fantastischer Science-Fiction-Klassiker, der zeigt, wie eine Welt ohne Unterdrückung aussehen könnte.

Hunting by Stars

Nachdem Seuchen und Naturkatastrophen Millionen von Menschen umgebracht haben, hat ein Großteil der Menschheit die Fähigkeit, zu träumen, verlernt. Nur die indigenen Völker Nordamerikas sind dazu noch in der Lage. Geplagt und krank machen die traumlosen Menschen gnadenlos Jagd auf die Träumer und vor allem auf ihr Knochenmark. Darin soll nämlich der Schlüssel zu ihrer Fähigkeit stecken. In sogenannten „Internaten“ werden die Fähigkeiten der indigenen Völker „geerntet“.

Der 17-jährige French hat seine Familie an eine dieser „Schulen“ verloren. Nun will er sich mit seiner neugefundenen Familie, einer Gruppe von anderen Träumern, im Norden eine neue Gemeinschaft aufbauen. Aber dann wacht French in einem stockdunklen Raum auf, eingesperrt und allein. Er weiß, was er tun muss, um zu entkommen. Er steht vor der Frage: Wie viele geliebte Menschen will er verraten, um zu überleben? Hunting by Stars, zweiter Teil der „The Marrow Thieves”-Reihe von Cherie Dimaline, ist eine beängstigende Dystopie mit Hopepunk-Elementen für junge Erwachsene.

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Parable of the Sower

„Wenn wir bereit sind, göttlichen Wandel anzunehmen, werden wir überleben und unser Schicksal unter den Sternen erfüllen“ – das ist die Botschaft der Hoffnung, die die Earthseed-Bewegung verbreitet. Und sie ist dringend nötig. Denn in der Welt des 21. Jahrhunderts leben Menschen in ummauerten Nachbarschaften, während außerhalb Drogensüchtige Häuser niederbrennen. Umweltkatastrophen und soziale Unruhen sind an der Tagesordnung.

Die ungewöhnliche Prophetin der Earthseed-Bewegung ist die 18-jährige Lauren Olamina. Sie propagiert: „Gott ist Wandel“. In Parable of the Sower von Octavia E. Butler lernst du die dystopische Welt, in der Lauren lebt, kennen – und erfährst, wie sie mithilfe einer neuen Religion, die Hoffnung und Zusammenhalt vermittelt, eine bessere Zukunft schaffen will. Eine mitreißende, visionäre Parabel über moderne Gesellschaften.

Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten

Zusammenzuarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen – das ist möglich. Und zwar auch, wenn ganz unterschiedliche Spezies dabei zusammenkommen. Wie, zeigt Becky Chambers in Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten. In diesem Science-Fiction-Abenteuer soll die neunköpfige, aus unterschiedlichsten Spezies bestehende Crew des Raumschiffs Wayfarer einen Wurmlochgenerator bauen, mit dessen Hilfe verschiedenen Galaxien verbunden werden sollen.

Eine reine Routine-Aufgabe, von der Marsianerin Rosemary alles andere als begeistert ist. Als die Crew dann aber den Auftrag bekommt, einen Verbindungstunnel zu den kriegerischen Toremi zu bohren, wird aus der langweiligen Arbeit ein riesiges intergalaktisches Abenteuer. Lustig, spannend und tiefgehend.

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The City We Became

New York ist nicht einfach nur eine Stadt. Die Metropole ist ein lebendiger Organismus. Und dieser wird von einer außerirdischen Macht bedroht. Fünf Menschen, die die verschiedenen Teile der Stadt repräsentieren, wurden auserwählt, um sie zu beschützen. Doch das kann nur gutgehen, wenn die fünf trotz aller Unterschiede zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen.

Nur wenn sie ihre Differenzen überwinden und mit- statt gegeneinander arbeiten, ist es möglich, eine bessere Zukunft aufzubauen. Doch New York ist alles andere als perfekt. In einer gentrifizierten Stadt, in der Alltagsrassismus eine große Rolle spielt, ist die Zusammenarbeit kein einfaches Unterfangen. The City We Became von N. K. Jemisin ist ein provokatives, kraftvolles Hopepunk-Buch.

Das Lied von Vogel und Schlange

Kontrolliert von District One, der opulenten Hauptstadt, finden in Panem jedes Jahr die sogenannten „Hungerspiele“ oder „Hunger Games“ statt. Dabei werden zwei Jugendliche, ein Junge und ein Mädchen, aus jedem Distrikt ausgewählt. Sie müssen an einem Kampf auf Leben und Tod teilnehmen. Dieser wird live im Fernsehen übertragen. Protagonistin Katniss meldet sich freiwillig für die Spiele, um ihre jüngere Schwester vor der Teilnahme zu bewahren.

Das Lied von Vogel und Schlange ist der erste Teil der „Die Tribute von Panem“-Reihe von Suzanne Collins. Wenn du dich jetzt fragst, was dieses Hörbuch in unserer Liste der Hopepunk-Bücher-Empfehlungen zu suchen hat, hast du nicht ganz unrecht. Denn schließlich ist „The Hunger Games“ definitiv dystopisch. Aber trotzdem enthält die Reihe Hopepunk-Elemente – zum Beispiel die wichtige Botschaft, dass Menschen auch in hoffnungslosen Situationen dazu fähig sind, für Gerechtigkeit und Freiheit zu kämpfen und sich für das Wohl anderer einzusetzen. Auch in einem System der Unterdrückung ist es möglich, die eigene Würde zu bewahren. Ein Hoffnungsschimmer in einer düsteren Welt.

Hüter der Erinnerung

Nicht minder dystopisch ist die Welt, die Lois Lowry in Hüter der Erinnerung zeichnet. Hier gibt es zwar keine brutalen Hungerspiele oder Krieg, aber eben auch nichts Positives, das das Leben erst lebenswert macht. In einer scheinbar perfekten Welt, in der niemand Schmerzen hat, in der alles durchorganisiert ist und in der es keine Farben gibt, spürt Jonas, dass diese Gesellschaft nicht „echt“ ist.

Durch seine Aufgabe als „Hüter der Erinnerung“ lernt er die Schönheit menschlicher Emotionen und die Vielfalt des Lebens kennen. Dadurch begreift er aber auch, dass die emotionslose, eindimensionale Welt, in der er lebt, auf Lügen und Ignoranz aufgebaut ist. Jonas beschließt, dass er diese Welt hinter sich lassen muss. Berührend und spannend.

Binti

Binti ist die erste Himba, die jemals einen Platz an der prestigeträchtigen Oomza Universität angeboten bekommen hat, der besten höheren Bildungsinstitution in der Galaxie. Ein großartiges Angebot, das ihr in der Zukunft viele Türen öffnen wird. Doch wenn Binti es annimmt, muss sie ihre Familie zurücklassen und durch den Weltraum reisen. Zusammen mit Fremden, die ihre Bräuche nicht respektieren. Außerdem hat die Oomza Universität eine düstere Vergangenheit: Sie hat lange Krieg mit den Medusen geführt, einer Alien-Spezies.

Auf ihrer Reise durch den Weltraum muss sich Binti mit den Vorurteilen der anderen Schüler auseinandersetzen. Sie versucht, sich für Frieden und Verständigung einzusetzen und sich von Feindseligkeiten fernzuhalten. Doch das ist nicht einfach. Und dann wären da noch die Medusen, die der Menschheit den Krieg erklärt haben … Binti von Nnedi Okorafor ist eine ungewöhnliche, inspirierende Geschichte.

Auf einen Blick: Typische Merkmale von Hopepunk-Büchern

Du kannst immer noch nicht so recht festmachen, was Hopepunk eigentlich ist? Hier findest du noch einmal typische Merkmale von Hopepunk-Büchern auf einen Blick.

  • Kampf für eine bessere Zukunft: Gerechtigkeit, Solidarität und Empathie sind Themen, die in Hopepunk-Büchern eine große Rolle spielen.

  • Raum für Veränderungen: Hopepunk-Bücher spielen oft in dystopischen oder postapokalyptischen Welten. Aber das Schicksal dieser Welten ist nicht besiegelt – es gibt Raum für Veränderungen und Verbesserungen.

  • Nuancierte Charaktere: Charaktere in Hopepunk-Büchern sind „menschlich“. Sie sind weder „gut“ noch „böse“ – sondern haben Stärken, Schwächen und entwickeln sich weiter. Oft sind sie ganz „gewöhnliche“ Menschen oder Außenseiter, die sich gegen ungerechte Systeme oder Mächte erheben.

  • Aktive Protagonisten: In Gesellschaften beziehungsweise einer Welt, die sie unterdrückt, haben und nutzen Charaktere in Hopepunk-Büchern Gestaltungsspielräume. Und bewahren ihre Würde – und das, obwohl sie sich schwierigen Herausforderungen stellen müssen.

  • Optimismus: Anstatt davon auszugehen, dass die Welt sowieso dem Untergang geweiht sei und dass Menschen schlecht sind, sind Charaktere in Hopepunk-Büchern oft optimistischer. Sie wissen: Veränderung ist möglich, wenn alle zusammenhalten. Sie negieren nicht, dass es gierige, boshafte Menschen gibt, entscheiden sich aber trotzdem bewusst dafür, anders zu handeln.

Gemeinsam für Veränderung und eine bessere Zukunft: Hopepunk bei Audible entdecken

Sich gegen das herrschende System auflehnen, für eine bessere Zukunft kämpfen, kurz gesagt: die Welt zu einem besseren Ort machen. Bei Audible findest du viele Hörerlebnisse aus den Genres Science Fiction und Fantasy, die dich dazu einladen, darüber nachzudenken, wie es wäre, in einer Welt zu leben, in der man sich aktiv gegen Unterdrückung und Hass einsetzt. Und in der Menschen mit- statt gegeneinander arbeiten. Falls du Audible noch nicht ausprobiert hast: Im Probemonat streamst du unbegrenzt tausende von Hörbüchern, Hörspielen und Original Podcasts. Zusätzlich erhältst du einen kostenlosen Titel, den du für immer behalten kannst.