Filmemacher, Models, Adlige, Schauspielerinnen, Financiers, Playboys – sie alle trafen sich in den 1960er Jahren in Rom. Die Stadt stand wie keine andere für Glamour, Eleganz und Dekadenz. Hier wurden ausschweifende Partys bis in die Morgenstunden gefeiert, hier ging es ums Gesehen werden, hier gaben sich Elizabeth Taylor und Richard Burton nach Drehschluss des Geschichtsepos „Cleopatra“ ihrer Affäre hin.

Rom nach dem Weltkrieg

Die Sechziger waren eine Zeit des ökonomischen Aufschwungs für Italien im Allgemeinen und Rom im Besonderen. Nur wenige Jahre zuvor war die ewige Stadt noch in einem desolaten Zustand: Seit einem Luftangriff im Jahr 1943 lagen ganze Straßenzüge in Schutt und Asche. Die Zeit der Besetzung, erst durch die Nazis und dann die Alliierten, tat ihr Übriges.

Es war die finanzielle Unterstützung, die Italien im Rahmen des Marshall-Plans zugutekam, die schließlich il boom auslöste. Die Trümmer des zweiten Weltkriegs wurden beseitigt, die Hauptstadt wiederaufgebaut. Italiens Verwandlung von einem verhältnismäßig armen, stark von der Landwirtschaft geprägten zu einem im ökonomischen und sozialen Aufschwung befindlichen Land war vollzogen.

Spaziergang durch Rom

Das merkte man auch in der italienischen Hauptstadt: Rom galt in den sechziger Jahren als angesagteste Stadt überhaupt, deren Epizentrum in der berühmt-berüchtigten Via Veneto lag.

Diese eigentlich nicht weiter bemerkenswerte Straße verdankte ihre Beliebtheit der amerikanischen Botschaft, die dort 1946 in einem alten Palazzo eröffnet wurde. Bald gesellten sich Harry’s Bar und das Café de Paris dazu und wurden zu beliebten Hotspots der Botschaftsmitarbeiter und amerikanischer Touristen. Die Amerikaner waren es, die der Straße ihren ganz eigenen Spitznamen verpassten: the Beach.

Schöner als jede Filmkulisse

Als dann 1953 Audrey Hepburn und Gregory Peck in „Ein Herz und eine Krone“ mit der Vespa durch die ewige Stadt fuhren, vorbei am Kolosseum, Trevi-Brunnen und an der Spanischen Treppe, zeigte sich Rom von seiner schönsten Seite. Einen besseren Werbefilm hätte sich selbst das cleverste Stadtmarketing nicht ausdenken können!

Wie passend, dass Ende der 1950er erste Direktflüge von New York nach Rom angeboten wurden und 1960 die Olympischen Spiele in der Hauptstadt Italiens abgehalten wurden. Federico Fellinis Film „Das süße Leben“ mit Anita Ekberg besiegelte endgültig Roms Status als absolutes Muss für alle, die etwas auf sich hielten.

Imperator, Staffel 1

Lieblingsort der Promis und Paparazzi: die Via Veneto

An kaum einem anderen Ort als in der Via Veneto war die Promi-Dichte in diesem Jahrzehnt höher. Nicht umsonst galt Rom mittlerweile als das „Hollywood am Tiber“. Frank Sinatra unterhielt die Gäste in Harry’s Bar mit seinem Klavierspiel. Filmlegende Federico Fellini trank im Caffè Doney seinen Espresso. Brigitte Bardot, Ava Gardner, Orson Welles, Gina Lollobrigida, Sophia Loren, Jackie Kennedy, Aristotle Onassis – sie alle genossen den Trubel, die glamouröse Atmosphäre, die nie enden wollenden Partys in der Via Veneto.

Ava Gardner: The Secret Conversations

Begleitet wurden die Stars – ganz gleich, ob sie es wollten oder nicht, ob sie gut oder schlecht gelaunt, betrunken oder nüchtern waren – stets von jungen Männern mit Fotoapparaten und Kameras: die Geburtsstunde der Paparazzi. Sie erhielten ihren Namen von Paparazzo, dem fotografierenden Sidekick des Klatschkolumnisten, den Marcello Mastroianni in „Das süße Leben“ mimte.

Ohne Rücksicht auf Verluste jagten die Paparazzi den Promis auf Mopeds oder gar zu Fuß hinterher. Anita Ekberg soll irgendwann so aufgebracht gewesen sein, dass die Meute sie und ihren angetrunkenen Ehemann wieder einmal hartnäckig belästigt hatte, dass sie mit Pfeil und Bogen auf sie schoss.

Die High Society zieht weiter

Auch wenn die Feierlichkeiten in der Via Veneto unendlich schienen, irgendwann verlor die internationale High Society das Interesse. London löste Rom als neuer place to be ab. Das ökonomische Wachstum Italiens kam gegen Ende der sechziger Jahre zum Stillstand, Proteste und Aufstände wurden zur Tagesordnung – der Glanz der Stadt der sieben Hügel schien sich abgenutzt zu haben, andere Orte versprachen bessere Partys, mehr Aufregung, mehr Glamour.

Doch was ist schon ein einziges Jahrzehnt in der Geschichte einer Stadt, die mehr als 3.000 Jahre alt ist? Rom ist auch heute, fünfzig Jahre nach seiner Hochzeit als Hollywood-Liebling, Sehnsuchtsort. Immerhin gehört es nach wie vor zu den schönsten Metropolen Europas – nein, der Welt.

Rom als Hörspielkulisse

Auch für Hörspiele lohnt sich die ewige Stadt als Kulisse. Fantasy-Autor Kai Meyer verlagert sein neues Hörspiel Imperator ins Rom der 1960er Jahre - mit einem Twist: Die alten Römischen Kaiser sind zurück. Fast 2.000 Jahre nach ihrem Tod leben sie unter neuen Identitäten inmitten einer modernen Gesellschaft und ziehen im Geheimen die Fäden. Dabei haben sie nur ein Ziel: Wieder an die Macht zu kommen, um jeden Preis...

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