Ihr habt zehn Kluftinger-Krimis veröffentlicht, einen Thriller geschrieben und unterhaltet einen Podcast. In welcher der Disziplinen seid ihr denn nun Spitzenreiter?

Volker Klüpfel: Unsere Hauptarbeit sind nach wie vor unsere Krimis. Aber auch in den anderen Formaten steckt Herzblut drin. Damit die Brotarbeit schön bleibt, muss es Abwechslung geben.

Michael Kobr: Und wir haben von Audible gelernt, je abstruser man eine Kategorie formuliert, desto schneller wird man Nummer 1 - also Spitzenreiter. Wir sind zum Beispiel Spitzenreiter der Krimiautoren, die im Allgäu leben und einen Podcast betreiben. (lacht)

Spitzenreiter des komplizierten Schreibprozesses

In welchen abstrusen Kategorien ist denn Herr Kobr Spitzenreiter, Herr Klüpfel

Volker Klüpfel: Der Herr Kobr? Er ist Spitzenreiter darin, seinen Schreibprozess kompliziert zu organisieren (lacht). Wir haben mal ein Schreibprogramm gekauft, aber das ignoriert er. Er arbeitet in einem Workflow, der sich für Außenstehende sehr kryptisch darstellt.

Und worin ist Herr Klüpfel Spitzenreiter, Herr Kobr?

Michael Kobr: Volker ist Spitzenreiter darin, sich Programme, Apps und sonstige Hilfsmittel zu besorgen, die das Leben leichter machen sollen. Diese aufzuspielen und zu beherrschen kostet ihn dann aber viel Zeit.

Was braucht man so, um sich das Leben zu erleichtern? Eine Kalender-App, eine Meditations-App, eine Zahnputz-App?

Volker Klüpfel: Bis auf die Zahnputz-App habe ich das alles.

Spitzenreiter - mit Klüpfel & Kobr: Staffel 1 (Original Podcast)

"Hörbücher einsprechen macht keinen Spaß"

Ihr habt ja bereits die Hörbücher zu euren Krimis eingesprochen. Was macht denn mehr Spaß: Podcasts einzusprechen oder Krimis?

Volker Klüpfel: Auf jeden Fall die Podcasts. Ich finde, es durchaus ein Privileg, die Kluftinger-Hörbücher sprechen zu dürfen, aber es macht eigentlich keinen Spaß. Man ist nicht so frei wie beim Podcast. Jeder Versprecher muss beim Hörbuch raus. Man sitzt stundenlang gerade auf seinem Stuhl, weil sich jedes Geräusch bei drei Sprechern synchron überträgt. Der Podcast ist eine wahnsinnig freie Form und kommt dem, was wir auf der Bühne machen, sehr nahe...

Michael Kobr: Da muss ich ein wenig widersprechen. Mir macht der Podcast auch mehr Spaß, weil es eigene Inhalte sind. Aber das Sprechen eines Hörbuchs ist wunderbar abgeschlossen. Das ist fast schon eine kontemplative Tätigkeit. Man muss nicht groß denken, sondern nur mit dem Instrument Stimme spielen. Da kommt man sich fast vor, als ob man einen Nine-to-five-Job hätte. Wenn man es erledigt hat, ist es vorbei.

Veränderte Arbeitsweise

Für das Hörbuch stehen die abzulesenden Zeilen schon fest. Entsteht der Podcast denn ins Blaue hinein oder sprecht ihr das Thema schon vorab durch?

Volker Klüpfel: Ja, wir gehen das Thema vorab durch. Wir überlegen, was könnte man alles besprechen und teilen die Recherche-Aufträge auf ...

Michael Kobr: ...beispielsweise: Finde zwei Zitate über Alkohol. Es kann natürlich vorkommen, dass wir das gleiche finden. Das wäre aber auch nicht schlimm, weil wir darüber ja auch reden können.

Michael Kobr: Im Lauf der Zeit hat sich unsere Arbeitsweise auch verändert. Am Anfang war es komplett vorbesprochen und wir wussten, was der andere sagt. Heute ist es aber auch für uns ein Teil Überraschung während der Aufnahme.

Da wird dann also authentisch im Podcast gelacht?

Volker Klüpfel: Genau. Am Anfang war das für uns eine ungewohnte Form. An die haben wir uns nicht herangetraut, ohne zu wissen, was dabei passieren wird. Das ist wie bei unseren Bühnenauftritten. Da waren der erste, der zehnte und der fünfundzwanzigste auch deckungsgleich. Aber inzwischen trauen wir uns, viel mehr spontan zu machen.

Der unberechenbare Interviewpartner

Was ist am Podcast denn schwieriger als erwartet?

Michael Kobr: Einzuschätzen, wie viel Material wir pro Episode brauchen, fällt mir immer noch schwer. Ich muss jedes Mal Sachen weglassen, weil ich immer für weitere 25 Minuten Material hätte.

Volker Klüpfel: Wir machen es uns auch nicht leicht. Wir haben ja fast immer einen Interviewpartner dabei. Da kommt natürlich ein Stück Unberechenbarkeit mit hinein. Da weiß man nicht, wie ausschweifend oder wie lustig er ist. Sagt er etwas Interessantes? Das könnten wir ohne Interviewpartner natürlich einfacher haben. Aber mitunter kommen da ja auch super Sachen heraus.

Nicht jeder angefragte Interviewpartner hat Lust, mit euch zu reden. Politiker Alexander Dobrindt oder Vertreter der Deutschen Bahn oder des Miniaturwunderlands haben sich nicht zu einem Gespräch bereit erklärt. Wie viel Kraft kostet es, die Interviewpartner zu überzeugen?

Volker Klüpfel: Bisher ist unser Resümee: Je wichtiger die Leute sind, desto leichter sind sie zu handeln. Das Gespräch mit Harald Schmidt war für uns beide mit einer gewissen Aufregung verbunden, weil er ein Held aus vielen Jahren Fernsehen ist. Einen Tag nach unserer Anfrage an ihn hatten wir schon die Zusage. Und als er mit uns telefoniert hat, wusste er, wer wir sind und was wir machen. Das war ein professionelles Herangehen.

Michael Kobr: In dieser Klasse war zum Beispiel auch Martin Suter, der sensationell aus dem Nähkästchen geplaudert hat. Andererseits sagt uns manche C-Prominenz aus dem Fernsehen nicht mal ab.

Wir sind destruktive Kritik gewohnt

Zwischendurch zieht ihr Bilanz, was bei den Hörern gut ankommt und was nicht. Welche Kritik von Hörern hilft weiter?

Volker Klüpfel: Jede konstruktive Kritik hilft weiter. Destruktive Kritik sind wir nach 15 Jahren Autorendasein auch gewohnt. Die bringt nur nichts. Wenn jemand sagt: „Das ist ja scheiße langweilig.“ Was soll ich damit anfangen? Wenn jemand stattdessen sagt: „Die Gags über Sex und verschämtes Umgehen damit reichen jetzt langsam...“ dann hat er wahrscheinlich recht. Und ich kann etwas ändern.

Staffel 1 und 2 des Podcast „Spitzenreiter“ sind bei Audible verfügbar.

Spitzenreiter - mit Klüpfel & Kobr: Staffel 2 (Original Podcast)