Elmar, warum treffen wir uns eigentlich im Grunewald?
Dafür gibt es zwei Gründe: Anfangs war ich mir in Berlin nicht sicher, ob ich mit der Stadt warm werden konnte. Ich komme ursprünglich aus Heidelberg und war eine kleinere Stadt gewohnt. Dann entdeckte ich den Grunewald...und begann hier zu laufen. Mittlerweile jogge ich hier oft, am Liebsten sogar bei schlechtem Wetter, dann sind am wenigsten Menschen unterwegs und das liebe ich.
Und was ist der zweite Grund?
Das ist etwas Berufliches: Auf dem Hof im Jagdschloss Grunewald habe ich 2006 zum ersten Mal das Live-Hörspiel Dracula von der Lauscherlounge gesehen. Mich hat die Aufführung absolut begeistert und seit dem habe ich den Traum, das auch einmal selbst zu machen.
Warst du ein "klassisches" Hörspiel-Kind?
Ja, definitiv. Ich bin mit den Jugend-Hörspielen der 1980er Jahre groß geworden. Zum Einschlafen, beim Spielen, ständig habe ich ein Hörspiel gehört. Ich dachte mir schon damals, dass das Sprechen solcher Geschichten sehr viel Spaß machen müsse, und dass es eine tolle Arbeit sei.
Empfindest du Hörspiele als etwas typisch Deutsches?
Gute Frage. Es gibt einfach unfassbar viele Hörspiele bei uns. Gleichaltrige aus dem Ausland kennen das nicht in diesem Ausmaß. In Großbritannien ist es vielleicht noch ähnlich durch die vielen BBC-Hörspiele. Aber aus meiner Sicht nicht in der Dimension und Größenordnung wie bei uns. Also ja, vielleicht ist es ja wirklich typisch deutsch.
Hast du nach deiner Schauspielausbildung sofort Sprecherjobs gehabt?
Als ich mit der Schauspielschule fertig war, habe ich einige Zeit am Fränkischen Theater Schloss Maßbach gespielt. Diese Zeit in Maßbach hat mich sehr geprägt und ich fühle mich diesem Theater nach wie vor sehr verbunden. Nach weiteren Theater-Stationen in Krefeld und Berlin wollte ich dann darüber hinaus etwas Neues in Angriff nehmen.
Ich konnte es gar nicht glauben, als ich im Studio mit meinem ersten Hörbuch saß.
Was schwebte dir vor?
Na Hörbücher zu sprechen natürlich! (lacht). Nein, im Ernst. Ich wollte wirklich unbedingt als Sprecher arbeiten und nahm Demos auf und stellte mich bei Synchronstudios und Tonstudios vor. Bei Audible kam mein Demo glücklicherweise gut an. Ich konnte es gar nicht glauben, als ich dann tatsächlich im Studio mit meinem ersten Hörbuch saß.
Im Studio habe ich das Gefühl, lebendige Figuren um mich zu haben, nicht nur Buchstaben.
Was kanntest du bis dahin von Audible?
Also ich hatte bestimmt seit 2007 einen Audible-Account, ganz einfach weil ich den Weg von der CD zum digitalen Medium sehr konsequent und logisch fand. Ich habe noch meine Schallplatten, aber die CDs waren mir nie wichtig und die Idee Hörbücher herunter zu laden, fand ich wirklich von Anfang an großartig.
Jetzt warst du einen Schritt weiter und solltest selbst ein Hörbuch aufnehmen. War die Arbeit so, wie du sie dir vorgestellt hattest?
Noch viel besser! Es hat alles richtig gut funktioniert und ich habe mich im Studio absolut am richtigen Platz gefühlt.
Welches Hörbuch hat dich besonders begeistert?
Nickel von Aric Davis. Schon allein weil es mein erstes Hörbuch war! Das Hörbuch Cypherpunks von den Autoren Julian Assange, Jacob Appelbaum und Andy Müller-Maguhn fand ich auch großartig. Es war mir eine Ehre, Jacob Appelbaum lesen zu dürfen, denn ich verbringe selbst sehr viel Zeit im Internet und es interessiert mich sehr, was zum Thema Datenschutz passiert. Auch die Serie Narrenturm von Andrzej Sapkowski ist mir sehr ans Herz gewachsen. Da gab es schon mal die eine oder andere Stelle, bei der ich selbst sehr emotional wurde.
Man muss einerseits mit den Füßen auf dem Boden bleiben und mit der Arbeit aber immer irgendwo einen halben Meter über den Boden schweben.
Wäre es besser, mehr Distanz zu den Figuren aufbauen?
Vielleicht. Das ist vermutlich eine Typfrage. Ich jedenfalls habe mich für mehr Spiel entschieden, weil es meinem Naturell mehr entspricht. Ja, das kann dann eben auch mal anstrengend werden. Auch, wenn zum Beispiel eine seitenlange Kampfszene kommt, dann bin ich sehr stark involviert. Aber so ist es mir lieber, das gehört für mich dazu.
Was würdest du als dein Rezept beim Hörbuchsprechen beschreiben?
Man muss einerseits mit den Füßen auf dem Boden bleiben und mit der Arbeit aber immer irgendwo einen halben Meter über den Boden schweben. Das ist wohl die Balance, die man halten muss.
Was könnte jetzt ein toller Auftrag für dich sein?
Ich würde gerne ein Live-Hörspiel machen. Zusammen mit anderen Kollegen auf der Bühne diesen Zauber erschaffen, den ich damals im Schloss Grunewald selbst erfahren habe, das wäre toll.