Disneys Verfilmung von "Mary Poppins" in den 1960er-Jahren unter Regie von Robert Stevenson wurde mit fünf Oscars ausgezeichnet. Julie Andrews spielte das zauberhafte Kindermädchen neben Dick van Dyke in der Rolle des Bert, David Tomlinson als George Banks und Glynis Johns als Winifred Banks. Die Lieder und Musik stammen von den Brüdern Richard M. und Robert B. Sherman. Unvergesslich sind die berühmten Songs „Chim Chim Cher-ee” und „Supercalifragilisticexpialidocious“.

Nach über fünfzig Jahren setzten die Disney Studios mit "Mary Poppins’ Rückkehr" in den Kirschbaumweg 17 unter Regie von Rob Marshall ihren Kultfilm von 1964 fort. In der Filmhandlung selbst sind indes nur etwas über zwanzig Jahre vergangen. Die Kinder Jane und Michael Banks sind erwachsen geworden, bedürfen aber dennoch der Hilfe ihres einstigen Kindermädchens. Hauptdarstellerin Emily Blunt (Girl on the Train) hat als Jane Banks den Staffelstab von Julie Andrews übernommen. Sie darf in der neuen Produktion von Walt Disney Mary Poppins Charme und Leben einhauchen. Als Urgestein ist Dick van Dyke als Mr. Dawes Jr. mit von der Partie.

Liebenswerte Schreckschraube!

Wer das Buch von Autorin Pamela L. Travers kennt, der weiß: Mary Poppins ist kein Kindermädchen, mit dem man sich gerne anlegen möchte. Man würde ohnehin den Kürzeren ziehen und Mary kann ziemlich nachtragend sein. Wer’s nicht glaubt, braucht nur ins Original hineinzuhören:

Mary Poppins

Das lohnt sich ohnehin, denn das Hörbuch zum ersten Mary-Poppins-Roman liest Heike Makatsch wundervoll ein.

Widerspruch ist zwecklos

Die Geschichte von Mary Poppins ist eine Erfindung der in Australien geborenen Autorin Pamela L. Travers. Wie im Disney-Film begeistert Mary die Banks-Kinder Jane und Michael auch im Original mit aufregenden, magischen Abenteuern. Außerdem besitzt sie ebenso eine Reisetasche, in die eine vollständige Apartment-Einrichtung passt. Sie kann auf dem Wind reisen und kümmert sich gut um ihre Schützlinge. Aber anders als Mary Poppins’ Interpretation im Film ist die Buch-Version schnippisch, eitel, schlagfertig und rigoros. Genau das macht sie zu so einem herrlich skurrilen Charakter.

Wenn die Banks-Kinder sie darauf ansprechen, dass sie Treppengeländer hinauf- statt hinunterrutscht, reagiert sie pikiert. Überhaupt verbittet sie sich Behauptungen, etwas Ungewöhnliches oder gar Magisches getan zu haben. Ein strenger Blick von ihr genügt, um Widerspruch im Keim zu ersticken.

Spitze Zunge, weiches Herz

Das hindert allerdings weder Jane und Michael Banks noch die Hörenden daran, Mary Poppins in ihr Herz zu schließen. Denn immerhin hat sie nur das Wohl ihrer Schützlinge im Sinn. Sie nimmt die Kinder mit zu spannenden Ausflüge, bei denen Naturgesetze außer Kraft treten.

Mary gilt als „die große Ausnahme“, als der einzige Mensch, der – obwohl er erwachsen wurde – noch die Sprache der Tiere versteht. Sie ist befreundet mit lebendigen Statuen, Gestirnen, Zauberwesen aus dem Meer und hat Verwandte, die ebenso verschroben und magisch sind wie sie selbst. Mary Poppins ist eine Schreckschraube, aber eine liebenswerte.

Wenn ihr allerdings eher in der Stimmung für die Film-Mary-Poppins seid, gibt’s natürlich auch eine Hörspielversion des Disney-Musicals:

Mary Poppins

Mary Poppins' Hintergrund: Das Drama um die Verfilmung

Von der Verfilmung – und von Walt Disney selbst – war Mary Poppins‘ Schöpferin P. L. Travers gar nicht begeistert. Zwanzig Jahre lang versuchte der Amerikaner, die britische Autorin zu überzeugen, ihm die Filmrechte zu überlassen. Anfang der 60er-Jahre gab sie endlich nach. Auch wenn das Film-Musical Kultstatus genießt, konnte sich Travers selbst nie damit anfreunden. Diesen Umstand wiederum nutzte der Disney-Konzern vor ein paar Jahren als Hintergrund für das Biopic „Saving Mr. Banks“ mit Tom Hanks und Emma Thompson in den Hauptrollen.

Bühnenmusical näher am Buch

Weil die Autorin unzufrieden mit der verniedlichenden Interpretation ihrer Romanfigur im Film war, bissen sich die Musical-Produzenten fast die Zähne daran aus, von Travers die Rechte für eine Bühnenfassung zu erhalten. Sie übernahmen einige legendäre Songs aus dem Disney-Film. Mary Poppins selbst ähnelt aber der Buchvorlage stärker als der Filmversion. Die Musik des Musicals Mary Poppins basiert auf der Filmmusik der Brüder Sherman, ergänzt durch Songs von George Stiles und Anthony Drewe. Das Musical lief in mehrere Jahre im West End in London und am Broadway in New York. In Deutschland lief es ab 2018 auch in Hamburg, Berlin und Stuttgart.

Die Erfinderin von Mary Poppins

"Saving Mr. Banks" schildert die wahre Vorgeschichte der Disney-Verfilmung von "Mary Poppins". Autorin Pamela L. Travers war zunächst von der Idee eines Films alles andere als begeistert. Erst als sie Anfang der 1960er in finanzielle Schwierigkeiten geriet, verkaufte sie die Filmrechte.

Die Autorin wurde 1899 in Australien geboren und verbrachte ihre Kindheit auf einer kleinen Farm im Busch. Erst mit 25 Jahren siedelte sie nach London um. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits Gedichte veröffentlicht und als Schauspielerin gearbeitet. Ihr offizieller Wikipedia-Eintrag zeigt sie als Titania in Shakespeares Sommernachtstraum.

Obwohl ihre Mary Poppins-Romane Kinderbuch-Klassiker sind, ist bis heute wenig über die Autorin bekannt. Wer sich für Pamela L. Travers Lebensgeschichte interessiert, dem sei die englischsprachige Biografie She Wrote ans Herz gelegt.

Mary Poppins, She Wrote

„Mary Poppins’ Rückkehr“ lief im Dezember 2018 in den deutschen Kinos an. Doch ganz gleich, wann, wo und wie sie auftritt: Mary Poppins ist und bleibt ein Mysterium, das begeistert und fasziniert.

Kinderbuch-Klassiker wie Mary Poppins wiederentdecken

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