Wer Österreich vor allem mit Kaiserschmarrn und Kuhglocken verbindet, lernt hier die düstere Seite der Alpenrepublik kennen: Diese österreichischen Thriller, Regionalkrimis und historischen Kriminalgeschichten führen in finstere Bergtäler des 19. Jahrhunderts, ins Wien Anfang des 20. Jahrhunderts und in die heutige Steiermark. Dabei begegnen wir rachsüchtigen Psychopathen, untergetauchten Geheimagentinnen und grausamen Serienmördern.

Packende Österreich-Thriller

Das Tartarus-Projekt

Im Thriller Das Tartarus-Projekt will der Journalist Michael Landorff den schleppenden Absatz seiner Bücher ankurbeln. Da kommt eine Party im Münchner Nobelvorort Grünwald gerade recht. Zunächst sorgt aber der Gastgeber unfreiwillig für Schlagzeilen: Der ebenso erfolgreiche wie skrupellose Unternehmer stirbt eines gewaltsamen Todes. Der Jagdinstinkt des Journalisten für brisanten Stoff ist geweckt. Jetzt muss er die Geschichte nur noch überleben. Denn als er nachforscht, was es mit dem ominösen Tartarus-Projekt auf sich hat, gerät er ins Fadenkreuz gleich mehrer Geheimdienste. Und deren Auftragskiller sind nicht gerade zimperlich.

Die Figur des Michael Landorff hat einen ähnlichen Werdegang wie sein Schöpfer, der österreichische Autor Gerd Schilddorfer: Auch er war als freier Journalist tätig, bis er mit dem Schreiben von Thrillern begann. Auf der Jagd nach Stoff für neue Geschichten gerät sein Alter Ego Michael Landorff mitten hinein in eine dystopische Zukunftsvision, die zur Realität zu werden droht. Mithilfe künstlicher Intelligenz und Miniaturdrohnen werden die Menschen nahtlos überwacht. Im fulminanten Erzähltempo rast Gerd Schilddorfer auf den finalen Showdown zu.

Herzgrab

Autor Andreas Gruber ist bekannt für seinen kauzigen Ermittler Maarten S. Sneijder. Gemeinsam mit Bernadette Joos hat er einen Thriller geschaffen, dessen Atmosphäre und Schauplätze zunächst heiter und harmlos wirken. Das ist zumindest der erste Eindruck vom Hörspiel Herzgrab, das mit authentischer Soundkulisse von Wien in die Toskana führt. Dort werden die Wiener Privatdetektivin Elena Gerink und ihr entfremdeter Ehemann Peter Gerink, BKA-Spezialist für Entführungen, zumindest beruflich wieder zusammengeführt.

Elena Gerink soll einen spurlos verschwundenen Maler finden, ihr Mann verfolgt die Spur einer in der Toskana verschwundenen Österreicherin. Bei zwei Vermissten bleibt es aber nicht: Weitere Personen sind plötzlich nicht mehr aufzufinden und alle Spuren laufen bei der Familie Del Vecchio zusammen. Dort allerdings beißen die Privatdetektivin und der BKA-Spezialist auf Granit. Jemand hat großes Interesse daran, dunkle Geheimnisse für immer zu bewahren. Je tiefer die Ermittler in die alte Familiengeschichte eindringen, umso blutigere Abgründe tun sich auf.

Der Judas-Schrein

Kommissar Alex Körner und sein Team sollen einen brutalen Mord in einem abgelegenen Dorf aufklären. Doch nun sitzt Alex Körner in dem gottverlassenen Nest fest, dem er einst entflohen war: Ein Hochwasser hat den Ort von der Außenwelt abgeschnitten. Auf der Suche nach Motiv und Täter wühlen die Ermittler tief in der Vergangenheit. Der Druck auf sie steigt, als weitere Morde geschehen und sie selbst in höchste Gefahr geraten. 

Im Hörbuch Der Judas-Schrein gelingt Andreas Gruber die nahezu unmerkliche Metamorphose vom Krimi zu einem echten Horrorthriller. Die Ermittler wollen darin herausfinden, was die Bewohner des abgelegenen Gebirgsdorfs Grein zu vertuschen versuchen. Die detailreich geschilderten Schauplätze und Charaktere verstärken die beklemmende Endzeitstimmung noch. „Der Judas-Schrein“ stieß bei Publikum wie Kritik auf begeisterte Resonanz.

Historische Krimis, die in Österreich spielen

Tod am Semmering

Österreich nach dem 1. Weltkrieg. Durch einen Zufall kommt die pensionierte Latein-Lehrerin Ernestine Kirsch an zwei Karten für einen exklusiven Tangokurs im Nobelhotel Panhans am Semmering. Zusammen mit ihrem Vermieter, dem verwitweten Apotheker Anton Böck, findet sie sich kurz darauf in illustrer Gesellschaft wieder. Doch nicht jeder der zwanzig Gäste benimmt sich so, wie es seinem gesellschaftlichen Rang entsprechen würde. Besonders Generaloberst von Rauch brüskiert durch Pöbeleien und übertriebenen Whisky-Konsum das Personal und die anwesende High Society. Am nächsten Morgen ist der Oberst tot und das Whiskyglas riecht verdächtig nach Schierlingskraut. Nun ist Ernestines Kombinationsgabe gefragt. Denn ein heftiger Schneesturm hat das Hotel von der Außenwelt abgeschnitten – und der Mörder muss unter ihnen sein.

Die Wienerin Beate Maly hat für ihr Cosy-Crime-Debüt Tod am Semmering ein klassisches Setting gewählt. Auch ihre Heldin erinnert mit ihren charmanten Schrullen an die gute alte Miss Marple. Das Erzähltempo ist gemütlich, die Schilderungen der opulenten Fünf-Gänge-Menüs genüsslich. Rückblicke in die traumatischen Kriegserlebnisse einzelner Gäste verleihen diesem klassischen Whodunit-Krimi Tiefe. Die herrliche Märchenonkelstimme von Hans Jürgen Stockerl ist das i-Tüpfelchen auf diesem rundum stimmigen Reihen-Auftakt.

Das Eulentor

1911: Der österreichischen Abenteurer Alexander Berger startet zu einer Nordpolexpedition. Doch sein Vorhaben scheitert - die Bedingungen sind zu extrem, die Entbehrungen zu groß. Kurz vor Abbruch der Expedition entdecken die Forscher allerdings einen mysteriösen Schacht. Diese Entdeckung lässt Andreas Berger auch nach seiner Rückkehr nicht mehr los. Mit einer neuen Mannschaft macht er sich auf, um den Schacht zu erkunden. Doch in dessen unendlicher Tiefe lauert das Grauen.

Mit dem Mystery-Thriller Das Eulentor beweist der aus Wien stammende Krimi-Autor Andreas Gruber erneut seine Vielseitigkeit. Mühelos bewegt er sich zwischen den Genres. Nicht nur Fans von H. P. Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ kommen hier voll auf ihre Kosten. In dem Thriller spielt Andreas Gruber auf Berichte über Abenteurer an, die sich an ähnlichen Expeditionen und den Wettlauf um den Nord und Südpol beteiligten. Teilweise erinnert die Geschichte auch an Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“.

Mordsmäßig spannend: Österreichs Krimi-Star Andreas Gruber im Interview

Jakob Rubinstein: Sechs mysteriöse Kriminalfälle

Im düsteren Wien jenseits touristischer Sehenswürdigkeiten ist der jüdische Privatdetektiv Jakob Rubinstein in seinem Element. In Jakob Rubinstein: Sechs mysteriöse Kriminalfälle beschreibt Andreas Gruber das Wien der Psychiater, Wissenschaftler und Mediziner im Jahrhundert nach Sigmund Freud. Mit viel Wiener Schmäh schildert dieses Hörerlebnis, wie sich der füllige Privatdetektiv Rubinstein und sein eigenwilliges Team mit Lobbyisten, der Wiener Polizei und Regierungsbeamten herumschlagen. In ihren mysteriösen Fällen bekommen sie es mit verschwundenen Kindern, psychisch Labilen, verwirrten Jugendlichen und Wiener Prominenten zu tun.

Das finstere Tal

Schnee liegt in der Luft, als der Fremde mit seinem Maultier das Hochtal erreicht. Er sei Maler und wolle als Kostgänger dort Winterquartier beziehen, erklärt er. Die Dorfbewohner begegnen ihm mit Misstrauen. Nur seine Goldtaler öffnen ihm die Türen. So quartiert er sich bei der verwitweten Gaderin und ihrer Tochter Luzi ein. Durch den ersten Schnee ist das Tal von der Außenwelt abgeschnitten. Allmählich gewöhnen sich die Einheimischen an den Fremden, der durch das Hochtal zieht und Skizzen macht. Als es erste Tote gibt, schöpft niemand Verdacht. Schließlich ist der Tod für die Menschen hier oben allgegenwärtig.

Das finstere Tal ist ein Mix aus Thriller und österreichischem Western, der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt. Mit Matthias Brandt wird diese Geschichte von einer großen Stimme fesselnd zum Leben erweckt. Zunächst entwickelt sich die Handlung langsam, um dann immer mehr Fahrt aufzunehmen. Wie in einem großen Italo-Western kommt es auch hier zu einem brutalen Showdown. Und wie im Western sind die Figuren auch hier wortkarge Menschen, die Entbehrungen gewöhnt sind. Aus der großartigen Vorlage von Thomas Willmann hat Regisseur Andreas Prochaska einen fesselnden Film geschaffen, der 2014 auf der Berlinale vorgestellt wurde.

Der zweite Reiter

Mit August Emmrich hat die preisgekrönte österreichische Autorin Alex Beer in der Kriminalgeschichte Der zweite Reiter einen Polizeiagenten erdacht, der im Wien nach dem ersten Weltkrieg ermittelt. Weil die einst glanzvolle Weltmetropole im Elend der Nachkriegszeit versinkt, sind Verzweiflungstaten wie Selbstmorde keine Seltenheit. Dennoch werden der Polizeiagent und sein Chef misstrauisch, als ihnen die Leiche eines Selbstmörders präsentiert wird. Unauffällig machen sie sich an die Ermittlungen.

Im ersten Fall von August Emmrich wird das Wien an der Schwelle zwischen dem ersten Weltkrieg und den Golden Twenties lebendig. Hier kommen Fans historischer Kriminalromane voll auf ihre Kosten. Ähnlich wie sein berühmter Kollege, Volker Kutschers Gereon Rath in Berlin, ermittelt August Emmrich im Umfeld von Lokalgrößen, Schauspielern, Verbrechern und Nachtklubs bis in höchste politische Kreise. Dieser historische Krimi besticht auch durch seine präzisen Schilderungen unterschiedlicher Milieus.

Auch im Magazin: Die besten historischen Krimis

Von Geocaching bis Cybermobbing: Aktuelle Themen in österreichischen Krimis

Vanitas - Rot wie Feuer

Vanitas – Rot wie Feuer, der dritte Teil der Vanitas-Reihe von Ursula Poznanski über eine ehemalige deutsche Geheimagentin, beginnt in Wien. Seitdem sie dort bei einem Undercover-Einsatz aufflog, lebt die Agentin unter neuer Identität: Als Wiener Friedhofsgärtnerin Carolin Bauer ist sie vor ihren Verfolgern vorerst sicher. Sich ewig vor dem Feind zu verstecken, ist jedoch nicht ihre Sache. Deshalb kehrt sie in die Höhle des Löwen zurück: Frankfurt am Main. Dort will sie den endgültigen Befreiungsschlag wagen.

Die Jugend- und Krimiautorin Ursula Poznanski stammt aus dem Großraum Wien. Nach dem Versteckspiel und den dramatischen Ereignissen in Wien geht ihre Hauptfigur im letzten Band aufs Ganze. Dabei entgeht Carolin Baer nicht nur einmal knapp dem Tod. 

Veilchens Winter. Alpenkrimi

Noch verkatert von der Einstandsfeier beim BKA Tirol steht für Valerie „Veilchen“ Mauser schon ein heikler Termin an. Der Landeshauptmann möchte sie dringend sprechen. Gefahr in Verzug! Nicht nur für das entführte Kind russischer Oligarchen, sondern auch für den Ruf des österreichischen Bundeslandes. Wenn das Gerücht erst einmal die Runde macht, dass Kinder reicher Skitouristen hier nicht sicher sind, können Hoteliers, Banken und Liftbetreiber zumachen. Deshalb ist höchste Diskretion angesagt. Damit ist nach der ersten Leiche allerdings Schluss. Zum Glück kann Veilchen auf ihren genussfreudigen Ex-Kollegen Manfred Stolwerk zählen, der ihr kompetent unter die Arme greift.

Mit seinem Debüt Veilchens Winter hat der Innsbrucker Autor Joe Fischler einen Regionalkrimi geschrieben, der Tirol-Fans in die Welt von Alpenidylle, Après-Ski und Innsbrucker Altstadtflair versetzt. Auch die eigenen Erfahrungen des Autors in der Welt der Banken flossen in die Handlung mit ein. Für sein Krimidebüt wurde er mit dem Goldenen Buch des österreichischen Buchhandels ausgezeichnet. Im Hörbuch erhält der Regionalkrimi durch die Stimme der Tirolerin Lilly Staudigl ein besonders authentisches Flair. Inzwischen hat Joe Fischler die Krimireihe um vier weitere Titel ergänzt und seit 2019 löst auch sein BKA-Ermittler Arno Bussi in Tirol knifflige Fälle.

Im Netz des Lemming

Das weiche Wienerisch von Autor Stefan Slupetzky erklingt im Hörbuch-Thriller Im Netz des Lemming, den er selbst spricht. Gemeinsam mit seinem Nachtwächter Leopold „Lemming“ Wallisch durchstreifen Zuhörende die nächtlichen Straßen der Stadt Wien. Wo sich Touristen tagsüber drängen, erlebt Lemming nachts die dunklen Seiten der Stadt. In einer dieser Nächte begegnet er zufällig dem Freund seines Sohnes in der Straßenbahn. Doch dann springt dieser völlig unvermittelt auf und in den Tod. Warum? Welche Nachricht sah er auf seinem Handy? 

Selbst verdächtig, geht Lemming der Affekthandlung auf den Grund. Der Krimi führt drastisch vor Augen, welch tödlichen Konsequenzen die krassen Auswüchse des Cybermobbings haben können. Damit greift Stefan Slupetzky differenziert ein aktuelles Thema auf. 

Fünf

Für Fans von Geocaching ist das Krimi-Hörbuch Fünf von Ursula Poznanski ein Muss. Wer Geocaching noch nicht kennt, lernt hier die eher unübliche blutige Variante kennen. Was im wahren Leben ein harmloser Freizeitspaß ist, wird hier zur makabren Schnitzeljagd: Bei jedem Leichenteil, auf das die Ermittler Beatrice Kaspary und Florin Wenninger im Salzburger Land stoßen, finden sie die GPS-Koordinaten für den nächsten Fund. Die beiden setzen daher alles daran, den nächsten Schritt des Täters vorherzusehen.

Im Gegensatz zu ihren Agententhrillern der „Vanitas“-Trilogie, die in den Großstädten Wien und Frankfurt spielen, siedelt Ursula Poznanski diesen Krimi in der idyllischen Region um Salzburg an. 

Megaspannend: Die besten Jugendkrimis und -thriller

Sonnenbraut

Als ein Serienmörder sein Unwesen treibt, wird das ungleiche Ermittlerduo aus Major Belonoz und der smarten Staatsanwältin Dr. Lily Horn mit dem Fall betraut. Trotz fieberhafter Jagd nach dem Täter kommt es zu weiteren Toten.

Mit Sonnenbraut hat der in Wien geborene Autor Christian David einen Thriller geschrieben, der mit detailreich charakterisierten Figuren und komplexen Handlungssträngen überzeugt. Sprachgewaltig und atmosphärisch beschreibt der Autor, wie zwei sehr gegensätzliche Persönlichkeiten den Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen versuchen. "Sonnenbraut" folgt auf Christian Davids ersten Krimi Mädchenauge, kann aber unabhängig davon gehört werden. Dem temporeichen Krimi merkt man an, dass der Autor viel Erfahrung mit Film, Fernsehen und Theater hat. So wirkt die Geschichte mit den zahlreichen Perspektivwechseln stellenweise schon fast schon wie ein Drehbuch.

Steirerland

Das grausame Verbrechen passt gar nicht ins idyllische steirische Vulkanland: Der Täter hat dem Ermordeten beide Hände abgetrennt. Damit erlebt LKA-Ermittlerin Sandra Mohr gleich die Feuertaufe, als sie nach einer Auszeit in den Job zurückkehrt. Immerhin kann sie auf die Unterstützung ihres Kollegen Sascha Bergmann zählen. Doch im Steirerland tauchen weitere Opfer auf, denen Gliedmaßen fehlen. Allmählich wird den Ermittlern klar, dass sie es mit einem besonders grausamen Serienmörder zu tun haben.

Die Autorin Claudia Rossbacher versteht sich darauf, die Region des steirischen Vulkanlands mit ihren Bräuchen und kulinarischen Köstlichkeiten lebendig darzustellen. Dabei erleben Zuhörende, wie sich die unheimlichen Umtriebe des Mörders wie ein Schatten über die Idylle legen. Im Hörbuch erklingt die Stimme der Autorin mit ihrer steirischen Klangfarbe.

Tödliche Alpen: Österreichische Krimis bei Audible hören

Regionalkrimis sind die perfekte Begleitung für den nächsten Österreich-Urlaub - und stillen zwischendurch den Hunger nach Bergen, klarer Luft und deftiger Küche.

Noch mehr Morde und Skandale in der Idylle? Alpenkrimis in der DACH-Region bei Audible entdecken!