Fitzek nimmt die Grundidee einer straffreien Verbrechensnacht, in der sogar Mord erlaubt ist, und verwandelt sie in eine vom Internet angeheizte Menschenjagd.
Direkt zum Hörbuch "AchtNacht" von Sebastian Fitzek geht es hier.
Hauptfigur Ben, ein von Schuldgefühlen gebeutelter Vater und heruntergekommener Schlagzeuger, wird plötzlich zum gejagten Hauptpreis eines im Internet angezettelten perfiden Spiels: Zusammen mit einer weiteren Person wurde er zum vogelfreien „Achtnachter“ nominiert, den es in den nächsten 12 Stunden zu töten gilt. Der Mörder geht straffrei aus und gewinnt 10 Millionen.
Video-Trailer: Schließe dich den AchtNacht-Jägern an!
Ist das eine von der Regierung sanktionierte Aktion, ähnlich wie in The Purge? Stecken Anarchisten dahinter, Hacker, Verbrecher? Treibt jemand ein psychologisches Spiel mit der Achtnacht? Warum wurde der ahnungslose Ben ausgewählt? Was hat das mit seiner Familie und mit seiner im Koma liegenden Tochter zu tun?
Steht Fitzek drauf. Ist Fitzek drin.
Fitzek tut gut daran, diese Fragen nach und nach aufzuklären, und das macht er auch: in vertrauter Weise, falsche Spuren legend, neue Rätsel aufwerfend, und er sät dabei – auch das kennen wir – immer größere Zweifel beim Hörer. Was stimmt, was nicht? Wem kann man trauen? Was Fitzek auch tut, ist wiedermal etwas zu tief in die Drama-Tasche zu greifen. Dick auftragen kann er und riskiert, dass man ab und an gefühlt aus der Geschichte fliegt, weil er einen Ticken zu sehr übertreibt. Wer
Sebastian Fitzek mag, vergibt ihm das aber auch diesmal. Ebenso wie die kleinen Logiklöcher, die im hohen Tempo und ständig die Perspektive wechselnden Plot auch nicht besonders auffallen.
Warum ruft Ben nicht erstmal die Polizei zur Hilfe? Warum wird der Täter nicht entlarvt, obwohl doch anscheinend überall Kameras sind? Und warum kann die zweite Achtnachterin kein Blut sehen, obwohl sie doch regelmäßig- … ach, lassen wir das. Bei Fitzek musste man schon immer über ein paar Schönheitsfehler hinwegsehen, um das große Ganze dafür umso mehr genießen zu können.
Soziale Viren und Schwarmintelligenz
Zumal er diesmal, im Vergleich zu seinem extrem auf der Psycho-Ebene angesiedelten letzten Thriller
Das Paket, einen Fuß sehr gut in der Realität behält. In einer leider sehr aktuellen und sehr realen Welt, die sich mit der virtuellen zu einer beängstigenden Zone aus rechtsfreiem Raum, Dauerbeobachtung und Volksverhetzung mischt. Hacker, Kameras, Snuff Videos. Fake news. Gewalt zum Aufgeilen, live vor der Kamera. Ein Mob, der in sozialen Netzwerken losgetreten und unaufhaltsam wird.
Bei aller eingewobenen Gesellschaftkritik bleibt Achtnacht trotzdem im Herzen ein typischer Fitzek mit Cliffhängern, hohem Spannungbogen und psychologischen Falltüren, die sich plötzlich unter Protagonist Ben und dem Hörer auftun. Der Schluss kommt mit dem erwarteten Überraschungseffekt und einer kleinen Hintertür. Wer beim Prolog gut aufgepasst hat und geübter Fitzek-Leser ist, kann die Identität des Täters schon vorab erahnen. Das ist vielleicht sogar der einzig echte Schwachpunkt an Achtnacht: Das Ende ist nicht wirklich neu und ein bisschen einfallslos.
Bleibt Fitzek am Mikro treu: Simon Jäger
Der Weg dahin und die leicht gesellschaftskritische Note sorgen allerdings für gute und spannende Unterhaltung. Dass dazu auch Sprecher
Simon Jäger beiträgt, der wahlweise als näselnder Hacker, distanziert-gurrende Computerstimme, beruhigender Priester oder berlinernder Taxifahrer fungiert, braucht man kaum noch zu erwähnen. Sebastian Fitzek und Simon Jäger sind ein derart eingespieltes Team, dass man sich Sorgen macht, was passieren würde, sollte Fitzek einmal einen Thriller fertig haben und Jäger mit einem Stimmbandkatarrh darniederliegen. Aber als trainierte Fitzek-Hörer können wir mit solchen Alptraumszenarien ja eigentlich ganz gut umgehen.
Hier geht es zum Hörbuch "Achtnacht" von Sebastian Fitzek.
Mehr über Sebastian Fitzek...
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Sebastian Fitzek - Der deutsche Thriller Popstar, in der
Rezension zu Das Paket, oder schaut euch unser
Video-Interview mit ihm an.