Nachdem ich Das doppelte Lottchen gelesen und als Neunjährige den Film „Ein Zwilling kommt selten allein“ mit Lindsay Lohan gesehen hatte, hielt ich überall Ausschau nach ihr: dem Mädchen mit den gleichen blonden Haaren (vielleicht waren ihre ja kürzer?) und blaugrauen Augen wie meinen (vielleicht trug sie eine Brille?), meiner Zwillingsschwester, von der mich meine Eltern – in bösester Absicht und ohne mein Wissen – als kleines Kind getrennt hatten. Dass man nicht unbedingt ein Zwillingskind sein muss, um Sternzeichen Zwilling zu sein, erschloss sich mir auch irgendwann.

Stolz und Vorurteil

Meine Suche nach meiner verlorenen Zwillingsschwester endete jedenfalls abrupt, als ein paar Wochen später „Mulan“ in die Kinos kam und ich damit beschäftigt war, mir möglichst professionell aussehende Kung-fu-Moves anzueignen. Schwestern begleiteten mich aber trotzdem auf irgendeine Art und Weise weiterhin – in Büchern und Hörspielen, in Filmen und natürlich auch im echten Leben.

Da waren Hanni und Nanni: die eine wild und unbefangen, die andere ruhig und vernünftig. Da waren die bösen Stiefschwestern von Aschenputtel, Schneeweißchen und Rosenrot, die für Grimm’sche Standards überraschend gut miteinander auskamen. Goldmarie und Pechmarie, die einander nicht sonderlich liebhatten.

Später dann beneidete ich Jane und Elizabeth Bennett aus Stolz und Vorurteil um ihre innige Beziehung zueinander, machte nach Ian McEwans Abbitte allerdings drei Kreuze, keine Schwester wie Briony Tallis zu haben, die mit ihrer Eifersucht kurzerhand die Leben ihrer Schwester Cecilia und des Mannes, den sie liebte, ruinierte.

Ich bewunderte Katniss‘ Mut, sich anstelle ihrer kleinen Schwester Primrose als Tribut anzubieten und für sie in die Hungerspiele zu ziehen und war ehrlich überrascht, als es in Die Eiskönigin Schwesternliebe war, die das Königreich vorm ewigen Winter rettete – und ausnahmsweise einmal nicht die Gefühlsduselei eines mit übermäßig viel Haupthaar gesegneten Prinzen.

Abbitte

Und wer verfolgte nicht mit Staunen erst die Allüren der „Juicy Couture“-tragenden Hilton-Schwestern in den frühen 2000ern, nur um dann – als man schon dachte, heftiger wird es nicht mehr – die Kardashians beim Aufbau ihres Schwestern-Emporiums zu beobachten?

Mein Eindruck, dass Schwestern vieles nachgesehen wird, weil sie ja eine andere Hälfte haben, die ihre eigenen Unzulänglichkeiten ausgleicht (ist die eine unordentlich, räumt die andere eben auf), verfestigte sich mit der Zeit. __Einzelkinder haben in Filmen und der Literatur hingegen nicht diesen Luxus. Sie sind einfach nur komisch, ohne ausgleichendes Gegengewicht. __

Oder wie sonst lässt sich erklären, dass Schneewittchen es für eine gute Idee hielt, bei sieben Zwergen einzuziehen? Eine vernünftige große Schwester hätte dem sofort Einhalt geboten. Genauso Pippi Langstrumpf. Sie ist zwar das stärkste Mädchen der Welt, führt allerdings auch Gespräche mit einem Pferd und einem Äffchen …

Sämtliche Märchen der Gebrüder Grimm

Während Einzelkinder in Hörbüchern, Filmen und Co. sich Freunde suchen müssen, um ihre Charaktereigenschaften zu ergänzen, gehören Gegensätze bei Schwestern quasi zur Grundausstattung. Dabei entspricht das gar nicht unbedingt der Realität: Studien legen nahe, dass sich Geschwister vor allem in ihren Vorlieben und Eigenschaften sowie ihrem Verhalten unterscheiden, während sie noch unter einem Dach wohnen. Sind sie erst einmal ausgezogen, werden sie einander über die Jahre hinweg immer ähnlicher.

Eines steht jedenfalls fest: Wie alle anderen zwischenmenschlichen Beziehung sind auch die von Schwestern Veränderungen unterworfen. Mal erinnert das Verhältnis eher an das von Goldmarie und Pechmarie, mal an Janes und Elizabeths innige Freundschaft. Und wer keine Schwester hat, findet die Hanni zu seiner Nanni womöglich in einer Freundin.

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Familienromane: faszinierende Geschichten über Schwestern

Verlust, Flucht und Neuanfang: Traumatische (Kriegs-)Erlebnisse vererben sich von Generation zu Generation. Das ist das Grundthema dieser großen Familienromane, die mitten ins Herz treffen.

Beim Leben meiner Schwester

Nur weil Anna geboren wurde, ist die an Leukämie erkrankte Kate noch am Leben: Die eine Schwester spendet der anderen Stammzellen und Knochenmark. Zu diesem Zweck haben die Eltern das Kind auf die Welt gebracht. Als Anna 13 Jahre alt ist, will sie den dauernden Eingriffen ein Ende bereiten. Zwar liebt sie ihre Schwester, erträgt aber die schmerzhaften Prozeduren nicht mehr. Kate will nicht sterben, aber auch nicht auf Annas Kosten leben. Die Eltern stecken in einem Dilemma. Sie lieben ihre Töchter und wollen für beide das Beste, aber sie finden zu keiner Lösung. Anna beschließt, sich mit allen nur denkbaren Mitteln zu wehren.

Beim Leben meiner Schwester ist mehr als eine tragische Familiengeschichte. Bestsellerautorin Jodi Picoult wirft darin tiefgehende ethische Fragen auf: Wie viel ist das Leben eines Menschen wert? Wer hat das Recht, über Leben oder Tod zu entscheiden? Sechs Sprecher erzählen die brisante Handlung jeweils aus der Sicht eines anderen Familienmitglieds und weiterer Personen – und nehmen den Zuhörer mit auf einen Trip in die Widersprüche des Menschseins.

Libellenschwestern

Avery könnte nicht glücklicher sein: Sie ist eine erfolgreiche Staatsanwältin und wird bald heiraten. Doch eine zufällige Begegnung stellt ihr Leben auf den Kopf: Eine alte Frau erkennt das ungewöhnliche Libellenarmband, das sie trägt – es gehört ihrer Großmutter Judy, von der die Fremde sogar ein Foto besitzt. Aber warum? Avery entdeckt ein dunkles Familiengeheimnis, das auch ihr Leben verändern wird.

Das ist nicht die einzige Geschichte, die Libellenschwestern erzählt. Die andere dreht sich um die junge Rill, die 1939 mit Eltern und vier Geschwistern auf einem Hausboot lebt. Auch ihr Leben verändert sich von einem Tag auf den anderen: Die Kinder werden entführt und in ein Waisenhaus gesteckt. Ihre Schwester Camellia verschwindet spurlos, nachdem sie im Heim für viel Unruhe gesorgt hat. Rill wird schließlich adoptiert und bekommt den Namen Mary. Doch sie kann weder das unbekannte Schicksal ihrer Schwester noch das frühere Leben mit ihrer Familie vergessen.

Die preisgekrönte Autorin Lisa Wingate verknüpft beide Handlungsstränge zu einem packenden Drama, das auf wahren Begebenheiten beruht: Die Waisenhausleiterin Georgia Tann gab es wirklich; sie ließ rund 500 Kinder kidnappen und zwangsadoptieren. Heike Warmuth liest die Geschichte ungekürzt exklusiv bei Audible.

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