Sebastian Fitzek Interview

Sebastian, wer sind denn deine Lieblingsautoren? Und hast du eigentlich Vorbilder?

Seit meiner Jugend verehre ich Michael Ende, der mich mit den unendliche Weiten der Phantasie bekannt machte. Stephen King, der mir das Gruseln lehrte, ebenso wie Edgar Allen Poe. Später, in meinem Jura-Studium, verschlang ich alle Justiz-Thriller. John Grisham bin ich bis heute treu geblieben. Aber auch Tom Wolfe hat mich geprägt, ebenso wie Michael Crichton. Aktuell lese ich gerne Harlan Coben, Michael Robotham und Karen Slaughter. Mein erster Psychothriller war übrigens Lauf, Jane lauf! von Joy Fielding.

Wo nimmst du eigentlich deine Ideen her? Sind deine Inspirationen eher alltägliche Situationen, politische Entscheidungen, kommt es von Bekannten oder aus Pressemeldungen oder entspringen sie komplett deiner Fantasie?

Der Impuls kommt meistens aus dem Alltag, da kann es ausreichen, dass mir der Postbote ein Paket für einen Nachbarn aushändigt, dessen Namen ich nicht kenne, obwohl ich schon seit Jahren in derselben kleinen Straße wohne. Beim Schreiben verwebt dann mein Unterbewusstsein Themen, die mich bewegen. Das kann Selbsterlebtes sein oder ein aktuelles Thema betreffen, das ich aus den Medien kenne.

Wie lange schreibst du täglich an einem neuen Buch?

Von der Idee bis zum fertigen Werk können oftmals Jahre verstreichen. 2008 etwa hörte ich zum ersten Mal von dem Phänomen, das bis zu 23 Menschen spurlos jedes Jahr auf Kreuzfahrtschiffen verschwinden. Erst Jahre später kam mir die zündende Idee zu Passagier 23. Sobald ich ein Exposé habe schreibe ich ungefähr vier Monate täglich, so viele Stunden wie nur möglich. Dann habe ich eine erste Fassung, an der ich mindestens noch sechs Monate feile, dann aber nicht immer täglich.

Hattest du schon mal sowas wie Schreibblockaden?

Ich nenne sie eher „Figurenblockaden“. Spätestens nach zehn Kapiteln machen meine Figuren nicht länger das, was ich mir für sie ausgesucht habe. Sie entwickeln ein Eigenleben. Das ist einerseits schön, da sie jetzt nicht mehr vom Reißbrett stammen. Andererseits hin ich ab diesem Zeitpunkt nur noch zum Beobachter degradiert und habe große Sorgen, dass die Geschichte gar kein Ende mehr findet. Das führt zu kurzen Blockaden, in denen es mir schwer fällt, weiter zu schreiben; aber die gehen schnell vorbei, da ich selbst viel zu neugierig bin, herauszufinden, was meine Figuren als nächstes vorhaben.

Wessen Idee war es, dich bei Ghostbox als Moderator diesen genialen Text sprechen zu lassen und wie kam es dazu?

Ivar (Leon Menger, der Autor, Anm. d. Red.) fragte mich, ob ich nicht Lust auf einen kleinen Auftritt hätte. Da habe ich natürlich sofort zugesagt. Da ich lange beim Radio gearbeitet habe, hat er mir die Rolle auf den Leib geschneidert. Die Passage, dass ich besoffen von der Bühne gefallen bin, habe ich im Studio improvisiert.

Wie würdest du reagieren, wenn Psychopaten deine Bücher in die Wirklichkeit umsetzen?

Die meisten meiner Schilderungen wurden so (leider) bereits ausgeführt. In Wahrheit mildere ich die Realität ab, so wie sie mir zum Beispiel von Rechtsmedizinern geschildert wird, damit mir die Fiktion überhaupt geglaubt wird.

Wie schwer ist es, die Thriller in ein Drehbuch umzuwandeln, etwa bei Passagier 23?

Das muss man in diesem Fall die Drehbuchautorin Miriam Rechel fragen. Ich finde es extrem schwer und wage mich deshalb gar nicht erst selbst dran.

Was sagst du deinen Kindern, wenn sie deine Thriller lesen wollen? Ab welchem Alter würdest du deine Bücher empfehlen?

Charlotte (8) will jetzt schon reinlesen, was ich ihr natürlich verbiete. Ich denke, das kommt auf die Entwicklungsreife des Kindes und auf das jeweilige Buch an. Noah ist vielleicht schon etwas ab 14, Der Insasse sicher nicht. Ganz wichtig ist in jedem Fall, dass Kinder mit dem, was sie lesen, sehen und hören nicht alleine gelassen werden sondern jemanden haben, mit dem sie darüber sprechen können.

Gibt es etwas, wovor oder wobei du dich richtig gruselst und bei dem sich dir die Nackenhaare aufstellen?

Ich bin ein Weichei und kann mir sehr gut selbst Angst machen. Sonst könnte ich darüber ja nicht schreiben. Es reicht, dass ich alleine zu Hause bin und mir vorstelle, wie im Stockwerk unter mir auf einmal die Klospülung geht.

Würdest du auch mal einen Liebesroman schreiben?

Ich kann das nicht planen. Ich hab ja auch nie den Plan gehabt, einen Psychothriller zu verfassen. Erst kommt die Idee, dann die Umsetzung durch den Autor, nicht andersherum. Sollte mich also einmal eine Idee zu einem Liebesroman heimsuchen, die mich so fasziniert, dass ich mich ein Jahr meines Lebens mit ihr beschäftigen will, dann würde ich mich nicht dagegen wehren. Manchmal denke ich sogar: „Hey, das wär doch jetzt mal was für eine Komödie.“ Nach zehn Seiten aber bin ich dann doch wieder beim Psychothriller gelandet.

Nach einer Idee von Sebastian Fitzek: Auris

Das Audible Original Hörspiel "Auris" ist nach einer Idee von Sebastian Fitzek entstanden. Am 04. Mai erscheint der zweite Teil. Das Buch Die Frequenz des Todes: Auris ist ebenfalls bereits vorbestellbar.

Auris
Auris 2

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