Londons Soho und seine Geheimnisse

Meike Stolp | 13.03.19

Der zweite Teil von Ben Aaronovitchs Peter-Grant-Serie trägt den schönen Titel „Schwarzer Mond über Soho“. Dieses Soho liegt natürlich in London und hatte einst einen verruchten Ruf. Wir haben uns umgeschaut.

postBlogDe - Mond über Soho

Eins vorweg: Die beste Wurst in Londons Mitte gibt es vermutlich bei Herman Ze German: deutsche Würste verschiedenster Natur in einem kleinen, von zwei Deutschen geführten Laden, eingepfercht zwischen überteuerten Luxuskonditoreien und Nachtclubs mit einstmals sündigem Ruf. Doch um eine deutsche Wurstbraterei geht es natürlich nicht in Ben Aaronovitchs neuem Roman Schwarzer Mond über Soho. Aber um Soho, das hier die heimliche Hauptrolle spielt.

Im zweiten Teil der Peter-Grant-Reihe, in der ein junger Constable magische Morde untersucht und das zusammen mit seinem Vorgesetzten, Detective Inspector Thomas Nightingale, der übrigens auch der letzte Magier Englands ist. Dieses Mal führt ihn ein Mord nach Soho, wo in Jazzclubs plötzlich verdächtig viele Jazzmusiker eines unerwarteten Todes sterben. Peter Grant macht sich auf die Suche nach der übernatürlichen Ursache.

Schwarzer Mond über Soho: Die magischen Fälle des Peter Grant 2
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Schwarzer Mond über Soho: Die magischen Fälle des Peter Grant 2

Geschrieben von:Ben Aaronovitch
Gesprochen von:Leonard Hohm, Maximilian Laprell, Laura Preiss, Oliver Scheffel, Caroline du Fresne, Claus Brockmeyer
Spieldauer:9:39
Typ:Ungekürztes Hörspiel
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Soho und Verbrechen - das gehörte für viele Menschen bis in die 1980er zusammen wie für die Briten Tee mit Milch. Man erwartete es fast in dem Londoner Vergnügungsviertel, indem sich teure Restaurants neben Touri-Diskotheken einkuscheln, in denen man am Samstagabend manchmal Schlangenlinien um um Betrunkene laufen muss. Dabei war die Gegend zwischen Regent und Oxford Street einst Bauernland, bevor es weitläufiger Park wurde und schließlich Teil der Metropole London, indem die Aristokratie ihren Wohnsitz hatte. Heute sind in vielen Restaurants nur noch die Preise aristokratisch - oder sagen wir eher astronomisch hoch.

Das war allerdings auch nicht immer so. Im 20. Jahrhundert hatte der zentrale Londoner Bezirk vor allem den Ruf, ein aktives Nachtleben zu bieten, inklusive einer florierenden Sex-Industrie. Hier kam her, wer Vergnügen suchte, den Glamour der Halbwelt, in welcher die berüchtigten Kray-Zwillinge Angst und Schrecken verbreiteten. Die Gentrifizierung hat inzwischen dafür gesorgt, dass Soho vom Sündenpfuhl zum halbwegs ehrbaren Vergnügungsviertel mutierte, das gleichzeitig auch das Herz der LGBTQ-Szene der britischen Hauptstadt ist - zu finden rund um die Old Compton Street zentriert.

Sohos Jazzclubs sind legendär

Das Londoner West End mit seiner Theaterszene ist nah - weshalb auch viele Theaterbesucher vor der Aufführung noch schnell auf einen Drink in eine der schicken Bars gehen. Doch wirklich berühmt sind in Soho vor allem die Jazzbars, weshalb es auch absolut Sinn macht, dass Ben Aaronovitch seinen Roman hier spielen lässt. Ronnie Scott’s Jazz Club etwa besteht seit 1959. Künstler wie Ella Fitzgerald sind hier aufgetreten. Benannt ist er nach dem 1996 verstorbenen britischen Jazz-Tenorsaxophonisten Ronnie Scott. Bis heute besitzt der Jazzclub den eleganten Charme eigentlich längst ausgestorbener Musikbars: Tische und Stühle vor der Bühne, Klappsitze an den Seiten, alles ein bisschen duster und schummrig. Wenn jetzt Nina Simone um die Ecke käme, die hier übrigens 1984 ein Live-Album aufnahm, es würde nicht verwundern.

Es ist aber nicht der einzige bemerkenswerte Jazzclub in Soho. Eine junge Amy Winehouse machte ihre Erfahrungen gleich um die Ecke: im Jazz after Dark in der Greek Street. Es ist ein sehr kleiner Club, indem man immer das Gefühl hat, gerade in eine Jam Session zu laufen. Familiäre Atmosphäre und faire Preise machen diesen Ort zu etwas besonderem. Wer dann danach übrigens noch Lust auf mehr Musik hat, findet einige Jazzraritäten in den umliegenden Plattenläden.

Na, Lust bekommen auf Soho? Dann holt euch Schwarzer Mond über Soho auf die Ohren und nichts wie ab nach London.

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