Dämonen, Geister und Besessenheit: In Hörbüchern von Stephen King schleicht sich der Horror hinterrücks ein und wartet nur darauf, in den verschlafenen Alltag einzubrechen. So ergeht es auch den Protagonisten im neuen Werk des "King of Horror". Er schafft es einmal mehr, seine Leser und Hörer zutiefst zu erschrecken.
Ein kinderfressender Clown. Ein Friedhof, auf dem übernatürliche Kräfte wirken. Eine wahnhafte Leserin, die einen Autor zum Schreiben zwingt. Stephen Kings Schauplätze und Charaktere fräsen sich ins Gehirn. Wer einmal über sie gelesen, von ihnen gehört oder sie im Film gesehen hat, vergisst sie nie. Das liegt wohl auch daran, dass der „Meister der Angst“ es wie kaum ein anderer seit Jahrzehnten immer wieder schafft, eine schleichende Spannung aufzubauen. So auch in Es, Friedhof der Kuscheltiere, Shining und Sie, die zu seinen bekanntesten Werken gehören.
Aus einem vermeintlich harmlosen Alltag oder scheinbar unspektakulären Ereignis entwickelt sich etwas Unerklärliches und Entsetzliches. Zuerst kommt das Unbehagen, dann die Furcht. Beides wird immer weiter gesteigert, bis zum schockierenden Finale. Manchmal siegt doch noch das Gute, manchmal geht es gnadenlos unter. Das Grauen erwischt die Protagonisten in ihrer verschlafenen Welt meist hinterrücks. Es verbirgt sich hinter alltäglichen Dingen und Lebewesen wie Autos, Ladenbesitzern oder Bernhardinern. Es lauert allerdings oft auch in der Psyche der vermeintlichen Opfer.
Dieses Setting verbindet zwar die meisten Hörbücher von Stephen King. Aber der Horror- und Fantasy-Schriftsteller kann auch ganz anders. Erzählungen wie Die Leiche oder Frühlingserwachen: Pin-up haben (fast) keine übernatürlichen Elemente. Erstere ist eine Abenteuergeschichte um vier Jungen, die einen Toten entdecken. Bekannt wurde sie durch die Verfilmung unter dem Namen "Stand By Me". Auch die Novellensammlung "Pin Up" machte das Kino bekannt: Die erste Erzählung „Frühlingserwachen“ wurde unter dem Titel "Die Verurteilten" verfilmt. Erzählt wird die Geschichte eines Bankmanagers, der unschuldig im Gefängnis landet.
Der Amerikaner Stephen King ist einer der produktivsten und erfolgreichsten Schriftsteller der Gegenwart: über 60 veröffentlichte Romane und mindestens 200 Kurzgeschichten; mehr als 400 Millionen verkaufte Bücher, in mehr als 50 Sprachen übersetzt. Viele seiner Romane wurden zu Kino-Blockbustern. So beispielsweise die Adaption seines ersten, 1974 erschienenen Buchs Carrie. Auch fast 50 Jahre später gehen King die unheimlichen Ideen nicht aus – und noch immer taugen diese für Leinwand und Bildschirm. Wie sein neuer Erzählband Blutige Nachrichten: Drei der vier Novellen sollen fürs Kino und für Netflix verfilmt werden.
Dass King einmal weltberühmt werden würde, hat er einem Zufall zu verdanken – oder vielmehr seiner Ehefrau Tabitha. Der Autor schlug sich seit den Sechzigerjahren mit Gelegenheitsjobs und als Englischlehrer durch, schrieb aber nebenbei. Das Manuskript von Carrie fand er selbst so schlecht, dass er es in den der Mülleimer beförderte. Seine Frau fischte es wieder heraus und überredete ihn, weiter daran zu arbeiten. Sein Durchbruch mit diesem Werk und viele weitere Erfolge machten ihn trotzdem nicht glücklich: In den Achtzigern hatte der Autor mit seiner Alkohol- und Kokainsucht zu kämpfen. Nach einer Entziehungskur schaffte er den Absprung – und produzierte weiterhin einen Bestseller nach dem anderen. Auch mit seinen Söhnen Joe Hill und Owen Philip King hat er Romane veröffentlicht.
Bis heute scheint der 1947 geborene King vom Schreiben beinahe so besessen zu sein wie viele seiner Figuren von Dämonen und Geistern. Mindestens 2.000 Wörter produziert er Tag für Tag. Nicht nur das: Nebenbei spielt er in einer Band, führt mit seiner Frau einen Verlag und kommuniziert ausgiebig mit seinen Fans via Twitter.
Trotz seines weltweiten Erfolgs bleibt der Horrorautor bescheiden. Er beurteilt seine Romane mit einem Augenzwinkern und einer großen Portion Selbstironie. Sein Werk sei nichts weiter als "das literarische Äquivalent eines Big Mac mit einer großen Portion Pommes", sagte er einmal. Na dann. Guten Appetit, auch bei seinem neuen Erzählband. In dem taucht eine alte Bekannte wieder auf – und neuer Horror.
Eine Paketbombe explodiert an einer Schule. Viele Kinder sterben. Die Privatdetektivin Holly Gibney ist schockiert, als sie die Nachrichten im Fernsehen sieht. Doch dann bemerkt sie den Reporter, der ihr seltsam bekannt vorkommt. Irgendetwas an ihm erinnert sie an einen monströsen Feind – aber den hatte sie eigentlich längst besiegt? Wie entsetzlich wäre es, wenn der Dämon, der sich von Furcht und Trauer der Menschen ernährt, wieder aufgewacht wäre …
Die titelgebende Geschichte "Blutige Nachrichten" ist die Fortsetzung von The Outsider. Holly spielte bisher nur eine Nebenrolle. Diesmal hat Stephen King seinem nach Autors Aussage liebsten Charakter erstmals einen eigenen Kurzroman gewidmet. Zur Kollektion gehören drei weitere Erzählungen, darunter eine moderne Gespensterfabel und die rückwärts erzählte Story eines Mannes in einer sterbenden Welt. Den King'schen Horror ins Wohnzimmer der Zuhörer bringt wie so oft Sprecher David Nathan.
Vom ersten Roman Carrie über Klassiker wie Shining und Es bis hin zur aktuellen Kurzgeschichten-Sammlung Blutige Nachrichten: Dutzende der Romane und Erzählungen von Stephen King gibt es auch zum Hören. Der Autor selbst ist bekennender Hörbuch-Fan – schließlich sind seine Werke wie geschaffen fürs Kino für die Ohren.
Mit diesen Hörbüchern von Stephen King entdecken Fans und Neueinsteiger die bedrohlichen Welten des "King of Horror" erstmals oder noch einmal neu. Aber nicht vergessen, das Unbehagen schleicht sich stets hinterrücks heran. Erst recht, wenn die Zuhörer allein daheim sind und die Augen schließen.
"The Shining", "Pat Sematary", "It": Die Horrorklassiker von Stephen King sind auch im Original sehr furchteinflößend. Bei Audible gibt es Dutzende Hörbücher von Stephen King in englischer Sprache.
Figuren und Orte tauchen in mehreren Romanen auf, ein Handlungsstrang setzt sich in einem anderen Thriller fort, ein Thema kommt noch einmal vor: Stephen King spannt zwischen seinen Büchern Fäden wie in einem Spinnennetz. Der Guide Alle Wege führen nach Derry – Stephen Kings Multiversum deckt viele der mehr oder weniger versteckten Querverbindungen auf.