Sven de Vries zählt zum Einschlafen keine Schafe. Sven zählt den ganzen Tag Schafe. Er ist Schäfer auf der Schwäbischen Alb und einer unserer interessantesten Hörbuch-Fans. Obwohl er mit der Hüteschäferei einer sehr traditionellen und uralten Arbeit nachgeht, ist er online, twittert über seine Schafsherde und teilt Fotos, zum Beispiel von der Schafspediküre. Er vertreibt sich die Zeit beim Hüten von 950 Schafen tatsächlich mit Hörbüchern.

Fremde Hörbuch-Welten auf der Schafswiese

Audible: Wie oft und wie lange am Stück hörst du denn?

Sven: Laut der Audible-App habe ich seit Ende 2011 ca. 1900 Stunden Hörbücher gehört. Dazu kommen noch Radiohörspiele. Im Schnitt sind es bestimmt 2-3 Stunden täglich. Das überrascht mich jetzt selbst.

Audible: Was ist für dich denn das Schöne am Hörbuch hören? Der Zeitvertreib bei der Arbeit?

Sven: Genau. Eigentlich habe ich alle Hände voll zu tun. Ich muss die Schafe ständig im Auge behalten, Kranke erkennen und behandeln und aufpassen, dass die Hunde keinen Blödsinn anstellen. Trotzdem kann es schon mal langweilig werden und da mache ich mir halt ein Hörbuch an. So kann ich mich voll auf die Tiere konzentrieren und mich gleichzeitig ein bisschen berieseln lassen. Außerdem können kalte Winternächte lang werden und die Einsamkeit ist ein ständiger Begleiter. Hörbücher helfen da ein bisschen. Eine gute Geschichte, gut vorgelesen, kann mich in andere Welten entführen.

Audible: In was für Welten lässt du dich am Liebsten entführen? Was hörst du so?

Sven: Vor allem lange Geschichten. Meist historische Romane oder Fantasy. Ich höre seit über 2 Jahren schon Das Rad der Zeit. Wenn ich das abends anmache und die Stimme von Helmut Krauss aus den Lautsprechern kommt, brummt meine alte Hündin zufrieden und rollt sich zum Schlafen zusammen. Sie weiß, dass wir dann Feierabend haben.

An dieser Stelle einen schönen Gruß an Helmut Krauss. Für meine Jara gehört er schon zur Familie.

Audible: Den richten wir gerne aus.

Zwischen Tradition und digitaler Welt

Dass Sven Schäfer wurde, ist Zufall gewesen. Über mehrere Ecken landete er auf der Suche nach einer Anstellung zunächst in einem Milchschafbetrieb. Weil ihn das Wesen der Schafe faszinierte, folgte eine Ausbildung zum Schäfer. Jetzt ist Sven dabei sich mit ein paar Freunden und einer Hüteschäferei selbstständig zu machen. Er verbringt seine Zeit mal auf dem Hof bei den Lämmern und Neugeborenen, dann ist er monatelang mit der Herde unterwegs und lebt in einem Wohnwagen.

Audible: Was liebst du an deiner Arbeit besonders?

Sven: Anfangs war es – neben der Arbeit mit den Schafen – auch dieses völlig neue Leben, das mich fasziniert hat. Der Beruf ermöglicht eine andere Sicht auf die Dinge und sich ändernde Werte und Normen. Heute genieße ich einfach das Beisammensein mit meinen Schützlingen und den Hunden. Ich mag es Teil einer uralten Tradition zu sein.

Die Schafherden sind hier noch fest verwurzelt mit der Landschaft und den Menschen, die hier leben. Es ist schön, sich mit dem Leben an sich und dem Kreislauf der Natur beschäftigen zu können. Ich bin jährlich bei hunderten von Geburten dabei, greife ein, wenn es schwierig wird, wie zum Beispiel bei Flaschenlamm Mosche. Ich sehe unsere Lämmer aufwachsen und muss mich von den meisten dann auch irgendwann wieder verabschieden.

Audible: Du fährst deine Lämmer selbst zum Schlachter?

Sven: Ja. Außenstehenden zu erklären, was ich dabei empfinde, ist nicht sehr leicht, aber wir folgen dem Lauf der Dinge. Die Hütehaltung und unsere Weiden auf der schwäbischen Alb geben unseren Schafen die Gelegenheit, das Leben zu führen, für das Gott sie geschaffen hat. Wenn es dann soweit ist, weiß ich, dass sie es gut bei uns hatten. Trotzdem ist das nicht immer ganz leicht für mich.

Audible: Apropos Außenstehende: Du bist sehr aktiv in den sozialen Netzwerken. Bei Facebook und Twitter berichtest du von deinem Alltag und den Tieren. Wie kam es dazu?

Sven: Ich finde, die Menschen haben sich viel zu weit von ihrer Landwirtschaft entfernt. Kinder wie Erwachsene wissen kaum, wo ihr Essen herkommt. Sie verstehen nicht, was in der Landwirtschaft vor sich geht. Dabei kann es eine echte Bereicherung sein, zu erfahren, was dahinter steckt. Die sozialen Netzwerke sind eine gute Gelegenheit, das Interesse der Menschen zu wecken sich tiefergehend mit etwas zu beschäftigen. Ich kann die Dinge so erzählen, wie ich sie sehe, kann Fragen beantworten und Kontakte knüpfen.

Audible: Was für Kontakte haben sich dadurch ergeben?

Sven: Im letzten Frühjahr brauchte ich Hilfe auf der Sommerweide und habe einen Praktikanten gesucht. Ich bekam über 30 Bewerbungen von interessierten Menschen, die sich einen Monat beim Schäfer vorstellen konnten.

Audible: Was hast du für Zukunftspläne?

Sven: Langfristig möchte ich gerne einen Blog aufsetzen und mich wieder verstärkt um die Sache kümmern. Wir wissen nicht, ob wir das hier finanziell stemmen können und vielleicht finden sich in der Leserschaft dann auch ein paar Leute, die bereit sind, uns zu unterstützen. Sei es mit Schaf-Patenschaften oder über Direktvermarktung.

Eigentlich, macht es mir aber auch einfach großen Spaß, die Dinge die ich liebe mit anderen Menschen zu teilen. Die Hüteschäferei ist eine großartige Form der Tierhaltung und ich glaube fest daran, dass wir eine Zukunft haben. Das Interesse der Menschen ermutigt mich, weiterzumachen.

Audible: Vielen lieben Dank für dieses interessante Gespräch.

Sven: Gern! Morgen früh mache ich mich mit unseren Muttis und den im Sommer geborenen Lämmern wieder auf die Reise. Ich habe gerade alles zusammengepackt und freue mich schon riesig. Da es jetzt ja schon früh dunkel wird, werde ich auch sicher wieder ein paar Stunden mit euren Hörbüchern verbringen.

Audible: Kennst du eigentlich auch den Schafskrimi Glennkill von Leonie Swann?

Sven: Klar habe ich das. Ich habe mir damals das Buch gekauft. Leonie Swann kennt sich gut mit Schafen aus. Man kann das Schaf in seinem Verhalten wiederfinden und ich habe oft lachen müssen. Für mich steckt aber noch viel mehr in einem Schaf als die eher drollige Art, die sie in ihrem Buch herausgearbeitet hat

Sven Online

Wer Sven und seiner Herde weiterhin folgen möchte, findet den Social-Media-Schäfer hier:

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Fotograf: @Saylor70 - http://www.pictrs.com/saylor70