Als mir die Nomen-Trilogie (Anm.: alle drei Teile der Nomen-Trilogie gibt es bei  Audible gesplittet als ungekürzte Hörbücher oder aber als ungekürzte Gesamtausgabe) zum ersten Mal begegnete – so um 1998 herum, als Klaus Schmitz, damals Dramaturg beim SWR, darüber nachdachte, sie für den Rundfunk zu produzieren – dachte ich mir: uninteressant.

Terry Pratchett, das ist die Scheibenwelt. Was konnten das schon für Romane sein, wenn sie so baumarkt-konforme Titel wie Trucker, Wühler und Flügel trugen? - Oh Himmel, wie hatte ich mich geirrt!

Magische Welten voller Witz:Lustige Fantasyromane

Nomen Trilogie: Namensgebung

Bei einem dieser wilden Experimente muss ihm die Idee mit den Nomen gekommen sein: eine Idee, so ergreifend, rund, klug, gewitzt, dass er alles andere beiseitegelegt hat und sich – für drei Bücher – ganz allein auf sie konzentriert hat: ohne Ankh-Morpork, ohne Oma Wetterwachs und die Hexen, ohne Rincewind, den Möchtegern-Zauberer, ohne die Unsichtbare Universität, den von Zweifeln geplagten TOD oder Samuel Mumm und die Stadtwache. Man kann sich beinahe bildlich vorstellen, wie sich die Welt der Nomen einer Blase gleich aus dem wilden Gebräu der Scheibenwelt emporhob, bis es PLOPP! machte und sie seitdem schillernd vor uns schwebt: rund, bunt, perfekt.

Nomen Trilogie: Die Geschichte

Die drei Bücher um jene winzigen, nur wenige Zentimeter großen Wesen, die irgendwann aus dem Weltall kommend auf der Erde landeten, sind vielleicht die zugänglichsten Bücher Terry Pratchetts. Die Geschichte ist klassisch-rund – und dennoch lebt sie von der Phantasie des Magiers Pratchett. Nirgendwo sonst in seinem Werk werden menschliche Eigenheiten, Schwächen, Macken so humorvoll aufgespießt wie in den Abenteuern von Masklin, Gurder, Angalo, Oma Morkie und Torrit – jener Winzlinge, die an der Autobahn leben und Ratten jagen und eines Tages merken, dass es auf der Erde noch andere Nomen gibt als sie selbst.

Diese anderen Nomen leben in einem Kaufhaus namens „Arnold Bros. – gegr. 1905“ – und zwar unter den Bodendielen. Das Kaufhaus ist ihre Welt. Sie fürchten ein Ungeheuer namens „Bombenpreise“. Ihre Jahreszeiten heißen „Sommer- und Winterschlussverkauf“ Ihr Gott trägt – wie könnte es anders sein – den Namen „Arnold Bros.“ Und die Stämme dieser Kaufhaus-Nomen nennen sich „Kurzwarenler“, „Büromaterialer“ oder „Eisenwarenler“. Es gibt sogar einen „Herzog von Del Ikatessen“ – und als es plötzlich heißt „Alles muss raus!“, kommt Bewegung in die Geschichte. Die Welt der Nomen geht unter: Das Kaufhaus wird geschlossen. Sie machen sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause.

Anekdoten aus dem Hörbuchstudio

Ich habe viele schöne Hörbücher mit Rufus Beck aufgenommen. Nie aber haben wir so oft lachend auf dem Lese- bzw. Regiepult gelegen, wie bei der Nomen-Trilogie. Es war ein Abenteuer, als er jene langgezogenen Kuhgeräusche von sich gab, wie sie die menschliche Stimme in den Ohren der Nomen erzeugt. Und ich weiß nicht mehr, wie viele Anläufe wir brauchten, bis jene Passage auf Band war, in der Gurder, der Priester der Nomen, während des Flugs nach Amerika über sich in einem Sitz dösend Gott entdeckt: in Gestalt des Kaufhauserben Richard Arnold. Richard aber hat Löcher in den Socken, was Gurder zunächst entsetzt. Dann besinnt er sich, schaut auf seine eigenen Füße, greift beherzt zur Schere und…

Diese winzige Passage ersetzt Tonnen von Abhandlungen über den menschlichen Geist. In Großbritannien hat man längst begriffen, dass Terry Pratchett – SIR Terry – einer der größten Schriftsteller der Gegenwart war. Wenn man der Nomen-Trilogie lauscht, kann man es vielleicht auch im Land der Dichter und Denker verstehen…

Die Nomen-Trilogie ist bei Audible sowohl als Gesamtausgabe als auch gesplittet in einzelne Hörbücher Trucker, Wühler und Flügel erhältlich.

Terry Pratchett - Nomen Trilogie

Trucker
Wühler
Flügel

Nicht genug von Terry Pratchett? Hier könnt ihr noch über Terry Pratchetts Hexen - Tiffany Weh Reihe lesen.