Man stelle sich folgendes Szenario vor: Ein Virus, vermutlich übertragen durch eine nicht ganz gar gekochte Fledermaus, hält die Welt monatelang in Atem. Menschen müssen zu Hause bleiben, werden auf einmal zu Bananenbrotexperten und entdecken, wie überbewertet enge Jeans und knitteranfällige Anzughosen sind.

Die Deutschen kaufen nicht nur wie verrückt Klopapier – nein, auch Hefe und Mehl. Ganz so, als hätten sie nicht die letzten Jahre den Streuselkuchen vom Bäcker um die Ecke bei der Schwiegermutter als ihren eigenen ausgegeben. Zu allem Übel gehen auch noch die Kondome aus, weil die malaysische Fabrik, in der jedes fünfte Kondom weltweit produziert wird, seit Januar virusbedingt geschlossen ist. Nun fehlen mal eben 200 Millionen Präservative auf dem Weltmarkt.

Klingt nach einer Geschichte, die selbst den Machern von „Sharknado“ als etwas zu weit hergeholt vorgekommen wäre – und, schwupps, sind wir mittendrin in dieser dystopischen Fantasy-Story.

Zwischen Unglauben und Faszination: „Tiger King“

Ähnlich verrückt klingt folgende Erzählung: ein Mann mit blondiertem Vokuhila und Hulk-Hogan-ähnlichem Schnauzbart, der sich Joe Exotic nennt und ständig bewaffnet ist, außerdem polygam mit zwei Männern zusammenlebt und sich gerne flamboyant kleidet, unterhält irgendwo in den Vereinigten Staaten einen Zoo voller Löwen, Tiger und Pumas.

Er liegt im Clinch mit einer gewissen Carole Baskin, die – mit Plastikblumenkrone im Haar und in ein optisch fragwürdiges Oberteil gehüllt, das garantiert nur über Teleshopping erhältlich ist – als vehemente Gegnerin der privaten Raubtierzucht auftritt. Sie bietet den großen Kätzchen in ihrem „Wild Cat Rescue“-Park Zuflucht, verdient aber auch ordentlich Geld mit Touris und Tiger-Selfies.

Irgendwann kommt raus, dass sie einst sehr wohl die Großkatzenzucht unterstützt hat – und dann wird sie auch noch beschuldigt (natürlich von Erzfeind Joe Exotic), in den neunziger Jahren ihren schwerreichen Ehemann ermordet und an ihre Tiger verfüttert zu haben.

Ach ja, und Joe Exotic sitzt im Knast, weil er Carole Baskin umbringen lassen wollte.

Ablenkung vom Feinsten

Auch das: kein vermeintlicher Geistesblitz eines überambitionierten Nachwuchsautors, sondern eine wahre Geschichte, die sich gefühlt gerade die halbe Welt auf Netflix anschaut. Die True-Crime-Serie „Tiger King“ bietet vielen die nötige Ablenkung von Corona, Krisen und Kneipenschließungen.

Wer alle sieben Folgen guckt, steht am Ende vor allem vor der Frage: Was in aller Welt ist falsch mit diesen Menschen? Und vielleicht liegt gerade darin der Erfolg „Tiger King“: Wenn wir langsam, aber sicher an unserem geistigen Zustand zweifeln – denn, sind wir mal ehrlich, was machen all die Leute mit all dem Mehl? –, können wir uns immer noch sicher sein, dass Joe Exotic und Konsorten noch ein ganzes Stück verrückter sind.

Noch mehr unglaubliche Geschichten

Weil es von „Tiger King“ eben nur eine begrenzte Anzahl an Folgen gibt (und die zweite Staffel noch etwas auf sich warten lässt), haben wir fünf Hörbücher für euch, in denen es ebenso hoch hergeht.

Die Ibiza-Affäre - Innenansichten eines Skandals

Das ist der Stoff, aus dem in Hollywood Polit-Thriller gemacht werden - oder 80-er Jahre Vorabendserien: eine angeblich steinreiche Russin, machtgeile Männer, jede Menge Alkohol, politische Intrigen. Fiktion, klar - aber doch nicht die Realität. Doch was verrückt klingt, ist vor gar nicht so langer Zeit tatsächlich auf Ibiza geschehen – und hat mal so eben die politische Elite Österreichs in arge Erklärungsnot gebracht. Dieses Hörbuch bietet einen packenden Einblick in den Verlauf der Affäre.

West Cork (Original Podcast)

In diesem Podcast machen sich ein Investigativjournalist und eine Dokumentaristin auf die Suche nach dem Mörder einer Frau, deren brutal zugerichtete Leiche kurz vor Weihnachten im Jahr 1996 entdeckt wurde. Die Frau: Sophie Toscan du Plantier, französische Filmproduzentin. Sie verbrachte ein paar Tage alleine in ihrem abgeschiedenen Haus in der irischen Region West Cork. Ihr Tod schockte die Bevölkerung. Der mögliche Täter: ein unsympathischer englischer Ex-Journalist mit Hang zum Alkohol. War er's oder nicht? Die Frage ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Permanent Record

Die groben Eckdaten dieser Geschichte kennt jeder: Ein junger Mann verrät Regierungsgeheimnisse. Es kommt raus, er muss fliehen und darf nie wieder in sein Heimatland zurück. Seine ausführliche Lebensgeschichte hat dieser junge Mann, der sich inzwischen als ethisch-politische Instanz sieht - jüngst aufgeschrieben. Sie hat es in sich. Es ist die Geschichte eines pfiffigen, nicht besonders auffälligen Systemadministrators, dem beunruhigende Informationen in die Hände fallen. Sein Heimatland USA soll im großen Stil die weltweite Internetkommunikation überwachen. Er spielt die Informationen der Filmemacherin Laura Poitras und dem Guardian-Journalisten Glenn Greenwald zu. Dann verschwindet er. Es beginnt eine Odyssee, bis er sich in Hong Kong der Öffentlichkeit stellt. Das Ende seiner Reise wird Russland sein, wo er heute mit seiner Ehefrau lebt.

Wenn das eigene Leben gut und gerne ein Handlungsstrang in „Bourne Identity“ sein könnte, dann lohnt es sich, darüber zu berichten, so wie Edward Snowden es in Permanent Record getan hat.

Tiger fressen keine Yogis

Treffen mit Waffenschiebern, Flamencotänzerinnen, Mafiabossen, Bankräubern und Drogenbaronen – Helge Timmerberg, Journalist, Weltenbummler und Geschichtenerzähler, hat schon den ein oder anderen kuriosen Charakter kennengelernt. Hunter S. Thompson etwa, mit dem er einige Tage ind essen Haus verbrachte mit viel Alkohol und viel Koks. Hier erzählt der Mann, der von sich selbst sagt, dass das Schlimmste, was ihm je passieren könnte, Langeweile sei, von seinen verrücktesten Erlebnissen auf Reisen.

Red Notice

Es gibt vermutlich nicht viele Menschen, die den russischen Präsidenten Vladimir Putin öffentlich als Soziopathen bezeichnen würden. Bill Browder, ehemaliger US-amerikanischer Großinvestor in Russland, hat dies getan. Seit dem Tod seines russischen Anwalts kämpft der Ex-Milliardär für neue Sanktionen gegen die politische Elite Russlands. Über seinen Lebensweg hat er auch ein Buch geschrieben, in dem er von Jahren der Drohungen, Erpressungen und Verfolgung erzählt - spannend dargestellt in diesem Hörbuch.