Die schöne neue Welt – im dystopischen Thriller entpuppt sie sich als lebensbedrohlicher Albtraum. Vom Klassiker „1984“ über den Serien-Erfolg „The Handmaid's Tale“ bis hin zu Filmen wie „Die Tribute von Panem“: Erschreckende Zukunftsszenarien erleben aktuell einen wahren Boom. Nach Gründen dafür muss niemand lange suchen; ein Blick in die Abendnachrichten genügt.

Der dystopische Thriller setzt noch einen drauf. Er verknüpft eine beängstigende Vision mit einem actionreichen Plot, der beständig an den Nerven zerrt. Um es anders auszudrücken: In diesen Hörbüchern beschränkt sich Big Brother nicht mehr darauf, seine Schäflein zu beobachten. Er jagt sie gnadenlos.

Thriller über dystopische Gesellschaftsstrukturen und Überwachungsstaaten

Scoring

Brüssel im Jahr 2041. Die Journalistin Rosa Melo geht Gerüchten nach, dass in Europa ein Referendum zum Social Scoring geplant ist. Dabei sollen die Menschen künftig für ihr soziales und politisches Verhalten bewertet werden. Mithilfe von Algorithmen und künstlicher Intelligenz könnte das Privatleben der Menschen komplett überwacht werden. Bei ihrer Recherche stößt die Investigativ-Journalistin auf einen chinesischen Konzern, der die Daten speichert und auswertet. Je hartnäckiger Rosa Melo recherchiert, desto mehr haben ihre Gegner zu verlieren. Das kann nicht gutgehen.

Autor Philip-Laszló Koch konnte als Barkeeper im Stuttgarter Nachtleben das menschliche Sozialverhalten viele Jahre studieren. Zwar mag die Vorstellung einer digitalen Diktatur erstmal weit hergeholt erscheinen, doch in manchen Ländern finden Autokraten heute schon Gefallen an der Idee des Social Scoring.

Wir

Es ist das klassische Ausgangsszenario für einen dystopischen Thriller: Ein Mensch lehnt sich gegen das totalitäre Regime auf, unter dem er lebt. Fortan muss er um seine nackte Existenz fürchten. So auch in Jewgenij Samjatins wenig bekanntem Klassiker Wir, der George Orwell und Aldous Huxley zur Inspiration diente.

Das Kollektiv ist alles, was im „Einzigen Staat“ zählt. Das Leben der Einwohner ist bis ins Kleinste reglementiert. Ein Heer von „Beschützern“ wacht über das Wohl der Menschen, die statt Namen nur noch Nummern tragen. In seinem Tagebuch beschreibt der Raketen-Ingenieur D-503 das Leben in diesem Überwachungsstaat, der für seine Einwohner doch nur das Beste will: das „hundertprozentige Glück“. Doch eines Tages treten Liebe, Fantasie und Rebellion in das Leben des Musterbürgers D-503. Und zwar in Gestalt der Untergrundaktivistin I-330, die gegen den „wohltätigen“ Diktator aufbegehrt.

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Der Report der Magd

Gilt Jewgenij Samjatin als Vorgänger von Orwell und Huxely, so ist Margaret Atwood deren legitime Erbin. Über ihren Kultroman Der Report der Magd wurde seit dem Erfolg der gleichnamigen TV-Serie viel geschrieben. Für alle, die das Comeback dieses dystopischen Romans aus dem Jahr 1985 verpasst haben, hier die Handlung in aller Kürze: Religiöse Fundamentalisten haben gewaltsam die theokratische Diktatur Gilead errichtet. Die wenigen Frauen, die nach einer Atomkatastrophe noch fruchtbar sind, werden als Mägde versklavt. Desfred ist eine von ihnen. Sie soll ihrem Herrn und dessen Ehefrau ein Kind gebären. Doch Desfred lässt sich auf eine verbotene Affäre ein. Als diese auffliegt, muss sie um ihr Leben fürchten …

Die Zeuginnen

Was geschah mit Desfred? Gelang ihr die Flucht aus Gilead? 34 Jahre lang blieben diese Fragen unbeantwortet. Von einer Fortsetzung ihres Erfolgsromans wollte Margaret Atwood nichts wissen. Nun erschien im September doch ein zweiter Teil. Hier berichten Die Zeuginnen Agnes, Daisy und Lydia vom Untergang des Schreckensstaates. Die Handlung spielt allerdings 15 Jahre später. Desfred kommt nur noch ganz am Rande der Geschichte vor. Geblieben ist die Sprecherin Vera Teltz, deren klare, kühle Stimme Hörer schon im „Report“ nach Gilhead entführte.

Vox

Auch in Vox haben Frauen nichts mehr zu sagen. Und zwar ganz buchstäblich. Jede Amerikanerin muss einen Wörterzähler tragen, der ihr nur 100 Worte am Tag erlaubt. Infolgedessen verliert die Wissenschaftlerin Jean McClellan ihren Job. Doch bevor sie ihre Träume und ihre Zuversicht begräbt, entscheidet sich Jean für den Widerstand – auch für ihre Tochter Sonia. Christina Dalcher schrieb mit ihrem Debüt einen rasanten, feministischen Thriller über Unterdrückung, Machtmissbrauch und den unschätzbaren Wert der Sprache.

Dystopische Thriller made in Germany: Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch

Vom übermächtigen zum übermenschlichen Gegenspieler: In der jüngsten Generation dystopischer Thriller haben digitale Gehirne die Macht übernommen. Besonders in Deutschland scheint die Angst vor künstlicher Intelligenz einen Nerv zu treffen. So gilt der ehemalige SPIEGEL-Redakteur und Bestseller-Autor Tom Hillenbrand als König des Genres.

Hologrammatica

Im Jahr 2088 liegt das Holonet wie digitale Schminke über der realen Welt. Menschen können dank „Mind Uploading“ ihre Körper wechseln. Der Detektiv Galahad Singh soll die Computerexpertin Juliette Perotte finden, die möglicherweise von einem Programmierer gekidnappt wurde. Aber ist Singhs Gegenspieler überhaupt ein Mensch? Tom Hillenbrand hat mit Hologrammatica die hohen Erwartungen seiner Fans übertroffen. Dieser dystopische Thriller made in Germany vereint einen packenden Krimiplot mit einer erschreckend schlüssigen Zukunftsvision.

Drohnenland

Schon in Drohenland entwickelte Tom Hillenbrand eine packend-realistische Dystopie, die in nächster Zukunft spielt. Darin denkt der Autor aktuelle technologische und politische Entwicklungen konsequent weiter: Ein Politiker wird ermordet. Keiner macht sich die Mühe, den Tatort zu inspizieren. Denn schließlich wird in Europa ohnehin jede Bewegung von Drohnen überwacht und aufgezeichnet. Europol-Hauptkommissar Aart van der Westerhuizen jedoch hegt einen brisanten Verdacht: Die Datenspur könnte manipuliert sein – aber warum?

Hillenbrands Techno-Dystopie wirkt gruselig visionär. Politische Entwicklungen wie den Brexit sah der Autor vor fünf Jahren bereits voraus – ob seine Vision vom Überwachungsstaat ebenfalls wahr wird?

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Das Erwachen

Der Science-Fiction-Autor Andreas Brandhorst teilt Hillenbrands Befürchtung, dass sich in den weltweiten Netzen eine Maschinenintelligenz entwickeln könnte. In Das Erwachen ist es schon so weit. Und, Überraschung: Dieses übermächtige, künstliche Bewusstsein ist uns Menschen nicht freundlich gesinnt …

Die Optimierer

Schöne neue Welt reloaded: In der Bundesrepublik Europa sorgen Roboter und die Agentur für Lebensberatung für ein sorgloses Leben in der „Optimalwohlökonomie“. Der Preis dafür ist die komplette Überwachung. Samson Freitag ist einer dieser Lebensberater. Doch dann entscheidet das System, dass er selbst optimiert werden muss – notfalls gegen seinen Willen. Die Münchnerin Theresa Hanning hat ihrem preisgekrönten Debüt Die Optimierer ein Zitat von Edward Snowden vorangestellt:

„Zu behaupten, das Recht auf Privatsphäre sei einem egal, weil man nichts zu verbergen hat, ist wie zu behaupten, das Recht auf freie Meinungsäußerung sei einem egal, weil man nichts zu sagen hat.“

Edward Snowden

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Dystopische Thriller über die Digitalisierung

Auch amerikanische Autoren fürchten sich davor, dass der gläserne Mensch seine Freiheit vollständig an allmächtige Datenkraken abgibt. In diesen Thrillern verarbeiten sie ihre Ängste zu packenden Dystopien:

Der Circle

Angenommen, Google und Facebook würden zu einem Superkonzern verschmelzen. Dieses Szenario ist schon recht nah an der Zukunftsvision, die Dave Eggers in Der Circle ausbreitet. Die ehrgeizige, aber naive Mae heuert bei diesem begehrten Arbeitgeber an. Freiwillig steckt sie sich eine Überwachungskamera an, die jede ihrer Handlungen live streamt. Erst der geheimnisvolle Kalden bringt sie auf die Idee, dass diese totale Selbstüberwachung einen Haken haben könnte.

Dave Eggers verbindet Technikskepsis und Krimiplot zu einem smarten und rasanten Dystopie-Thriller.

Der Store

Eggers Kollege Rob Hart hatte offensichtlich Amazon im Sinne, als er den Internethändler „Cloud“ erdachte. Paxton und Zinnia arbeiten in diesem Superkonzern, der längst mehr ist, als nur ein Laden: Der Store bestimmt über ihr gesamtes Leben. Doch unter dem Deckmäntelchen der Wohltätigkeit ist Cloud-Gründer Gibson ein gnadenloser Ausbeuter. Satirische Elemente und eine ziemlich realistische Zukunftsvision machen dieses klassische Katz-und-Maus-Spiel zu einem fesselnden Hörspaß.

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Dystopische Thriller über Biotechnologien

Neben der Angst vor einer gewissenlosen künstlichen Intelligenz treibt die Furcht vor Genmanipulation Leser wie Autoren um. Illegale Labore, in denen Superbabys mit veränderter DNA entstehen, scheinen gar nicht weit hergeholt:

BIOS

Im Jahr 2046 ist die Bio-Revolution längst angebrochen, Genmanipulationen sind an der Tagesordnung. Der Data Analyst Kenneth Durand soll für die Interpol illegale Bio-Engineering-Labore ausheben. Sein Gegner: Marcus Demang Wyckes, skrupelloser Anführer eines kriminellen Kartells. Eines Tages erwacht Kenneth Durand in einem fremden Körper. Es ist der seines Erzfeindes …

Der amerikanische Softwareentwickler und Schriftsteller Daniel Suarez wird als „Jules Verne des digitalen Zeitalters“ gefeiert. Nach seinem haarsträubend spannenden Dystopie-Thriller BIOS wisst ihr, warum.

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