Glaubt man den Poeten dieser Welt, hat unser Herz eine, wir können mit ihr ins Haus fallen oder darauf warten, dass sich eine öffnet, wenn eine andere sich geschlossen hat: Türen haben seit ihrer Erfindung weitaus mehr als nur praktischen Sinn.

Wer Geheimnisse hat, der bespricht die hinter verschlossenen Türen, wer hingegen als Chef besonders nahbar wirken will, lässt seine immer offen. Und kaum etwas anderes drückt so hervorragend Frustration aus, wie eine mit voller Wucht zugeschlagene Tür.

Die Tür mit den 7 Schlössern

Vor mehr als 5.000 Jahren kam jemand auf die Idee, eine Wandöffnung mit mehr als nur einem lausigen (und das wahrscheinlich im wahrsten Sinne des Wortes) Fell zu verschließen, und bastelte mit ein paar Brettern Europas erste Tür. Ein Glück, denn „Die Tür mit den 7 Schlössern“ von Edgar Wallace würde weitaus weniger geheimnisvoll klingen, wenn wir bei gegerbter Tierhaut geblieben wären und Wallace sein Buch „Das Fell mit den 7 Schlössern“ hätte nennen müssen …

Die Tür zum Himmel – hoffen auf ein Leben nach dem Tod

Spätestens mit der Bibel erreichte die Tür so richtig Kultstatus: Hinter ihr versteckt sich nämlich das Himmelsreich. Demnach muss ein jeder, der sich vom irdischen Leben verabschiedet hat und auf ein ewiges im Himmel hofft, an ebenjener Himmelspforte anklopfen und um Einlass bitten – so wie Bob Dylan in seinem Song aus den siebziger Jahren. Wie genau das Himmelsreich aussieht, das sich hinter dieser Tür versteckt? Das lässt die Bibel offen.

Das große Geheimnis, das sich hinter Türen verbirgt

Das ist es wahrscheinlich, was die Faszination von Türen ausmacht: Wir haben oft nicht die geringste Ahnung, was sich dahinter verbirgt. Besuchen wir einen potenziellen neuen Partner zu Hause, können wir vorher nicht wissen, ob sich hinter der Wohnungstür ein schickes Designer-Loft versteckt – oder eine katastrophale Messie-Bude.

Natürlich hoffen wir auf ersteres, aber Edmund, Lucy, Peter und Susan hätten sicher auch nicht damit gerechnet, dass eine unspektakuläre Kleiderschranktür ihnen Zugang zur ebenso angsteinflößenden wie zauberhaften Welt von Narnia verschafft.

Das Wunder von Narnia

Die Kinder haben es dabei noch verhältnismäßig leicht: Sie müssen „nur“ den Mut aufbringen und einen Blick hinter eine Tür werfen. Was aber, wenn man sich erst einmal entscheiden muss, welche Tür man überhaupt öffnen sollte? So wie Harry, der sich in „Harry Potter und der Orden des Phönix“, in einem Raum voller identischer Türen wiederfindet. Dessen Wand rotiert auch noch, sodass Harry sich unmöglich merken kann, hinter welche Tür er schon geschaut hat.

Die Verlockung hinter verbotenen Türen

Lewis Carrolls Alice hat ein ganz anderes Problem: Sie findet einen Schlüssel, nach einigem Suchen auch die dazu passende Tür, hinter der das Leben gar zu verlockend aussieht – und passt nicht durch den winzigkleinen Türrahmen hindurch.

Weil sie sich damit aber nicht zufriedengeben möchte, trinkt sie Flüssigkeiten von fragwürdiger Herkunft, um erst viel zu groß und dann endlich kleiner zu werden. Vielleicht hätte die Größe der Tür Indiz genug für Alice sein sollen, dass die Welt dahinter nicht für sie bestimmt ist und sie lieber wieder nach Hause gehen sollte.

Alice im Wunderland

Es sind jedoch die Türen, die wir nicht öffnen dürfen, die uns am meisten faszinieren. Dann geben wir uns damit zufrieden, davor zu lauschen – oder öffnen sie eben doch, wenn wir uns unbeobachtet wähnen. So wie das Marienkind im gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm. 13 Schlüssel für 13 Türen bekommt es; alle bis auf eine darf es öffnen. Gibt es sich mit den anderen zwölf Türen zufrieden? Selbstverständlich nicht – und stürzt sich damit in großes Unglück.

Die Tür als vielseitiges Symbol

Ganz gleich, ob sich dahinter Geheimnisse oder wundersame Welten verbergen, die Tür ist ein kraftvolles Symbol. Sie kann verstecken, behüten oder offenbaren, kann neue Abenteuer ankündigen oder ihr Ende signalisieren. Eins ist jedoch klar: Hinter jeder Tür kann sich eine neue, aufregende Welt verbergen – die Frage ist nur, auf welche wir uns einlassen wollen.

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