Habt ihr Lust, selbst eine Fanfiction zu schreiben? Und sie zu posten? Dann haben wir hier ein paar Tipps für euch:

Der erste Eindruck entscheidet

Für eine gute Lesbarkeit ist die Optik enorm wichtig! Dazu gehören Absätze (Fließbandtext will keiner lesen), besonders bei Dialogen.

Fehlerfreie Rechtschreibung und Zeichensetzung sind Grundvoraussetzung. Gleiches gilt für korrekte Grammatik! Fehler stören den Lesefluss und vermitteln einen schlechten Eindruck! Ihr sollt nicht den Pulitzer Preis gewinnen, aber wer in miserablem Deutsch bzw. Englisch schreibt, verliert seine Leser nach fünf Sätzen.

Deshalb: Bitte immer die Rechtschreibprüfung benutzen und noch mal Korrektur lesen! Viele besorgen sich auch einen sog. Beta-Leser, der/die vor Veröffentlichung nochmal auf alles ein Auge wirft.

Das gilt ganz besonders, wenn man eine Fanfiction als Nicht-Muttersprachler auf Englisch schreibt! Auch dabei kann einem ein sprachkundiger Beta-Leser oder Übersetzer aus der Fan-Community helfen. Kauderwelsch wird nämlich sofort weggeklickt.

Von Fans für Fans

Im Gegensatz zu anderen fiktionalen Texten gibt es einen himmelweiten Unterschied: Eure Leser sind Experten, die sich mit dem Thema bestens auskennen. Das heißt: die Figuren müssen sich am Original orientieren und wiedererkennbar sein! Ganz gleich, was sich sonst alles ändert – Zeit, Geschlecht, Gestalt, Setting –, und wie sehr sich die Figur weiter entwickelt: Im Kern muss der Charakter sich treu bleiben. Ein Sherlock, der nicht mehr wie ein wandelndes Lexikon spricht, ist nicht mehr Sherlock. Captain Kirk sollte nicht zum gefühlsduseligen Weichei mutieren, selbst wenn er mit Commander Spock durchbrennt.

Hier gibt’s einen kleinen Überblick beliebter Fanfic-Trends.

Anderes Genre, andere Regeln

Inwieweit eine Fanfiction positive Beachtung findet, hängt auch sehr von den Erwartungen an das jeweilige ‚Genre‘ ab.

  • Eine AU, also ein alternatives Universum, erfordert ein sorgsames ‚world building‘. Die alternative Welt, in der sich die vertrauten Figuren wiederfinden, muss erklärt, beschrieben und reichhaltig ‚ausgemalt‘ werden. Das gilt ganz besonders für AU’s mit Fantasy-Aspekten.

  • Für adventure/action stories ist ein guter Handlungsbogen wichtig. Es muss spannend sein, plausibel, sollte gut choreographierte Action-Szenen enthalten. Cliffhanger am Kapitelende halten Leser bei der Stange.

  • Im Romance/Drama/Angst-Genre liegt der Fokus dagegen nicht auf der Handlung, sondern es geht um das Innenleben der Figuren. Gefühle und Gedanken dürfen und sollen hier ausgiebig ‚ausgeschlachtet‘ werden. Das meiste spielt sich in den Köpfen ab – ein extrem wichtiger Grund, ‚in character‘ zu bleiben, also dem Charakter der Figur entsprechend zu schreiben.

  • Wer seine Helden im hurt/comfort Genre gerne mal bluten lässt und wieder zusammenflickt, muss kein Arzt sein, sollte sich jedoch bemühen, keinen hanebüchenen medizinischen Unsinn zu schreiben. Bei einem vergrippten Fox Mulder ist das kein Problem. Möchte man James Bond jedoch von einer Querschnittlähmung heilen, sollte man ein bisschen Ahnung haben, was man da tut.

  • Erotik ist ein Sonderthema. Es gibt sehr viele Subgenres, und unter Umständen reagiert die Community heftig auf falsche Darstellungen. Das gilt besonders für die vielen Spielarten des BDSM und für homoerotischen Slash. Am besten liest man sich in ‚seiner‘ Community in die Thematik ein. Dann merkt man recht schnell, was ‚heiß‘ ist und was nicht. In dem Zusammenhang sind beim Posten Tags und Warnungen besonders wichtig (s. unten).

Tipps zum Posten

Wer nicht vom Chef auf seine neueste Twilight-Schmonzetten-Fanfic angesprochen werden möchte, sollte das oberste Gebot beherzigen: Anonymität! Darum ein Alias verwenden, das nicht zum Klarnamen zurückverfolgt werden kann. Um Gottes Willen nicht zur persönlichen Facebook-Chronik verlinken!

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Regeln beachten!

Jedes Fanfiction-Forum hat eigene Regeln, und die MÜSSEN beachtet werden. Sonst kann es nicht nur passieren, dass man von den Moderatoren gerügt wird, sondern man kann - im Extremfall - auch in juristische Schwierigkeiten geraten. Das gilt besonders für Erotik und Gewalt. Warnungen vor explizitem Inhalt, Altersangaben und Tags sind Pflicht (und erleichtern zudem die gezielte Suchbarkeit)!

Wer nicht weiß, was Tags sind: Das sind mit einer # versehene Begriffe, hinter denen sich ein mehrfach auftauchendes Thema, ein Genre, eine Paarung etc. verbirgt. Das kann so unkompliziert sein wie der #AU tag für eine Alternate Universe Geschichte, aber auch so kauzig wie #Sherlolly – eine Geschichte, in der Meisterdetektiv Sherlock romantisch mit der Pathologin Molly involviert ist.

Ein guter Ausgangspunkt sind die FAQs. Ansonsten lieber fragen, bevor man sich unbeliebt macht! Die Communities sind in der Regel sehr gastfreundlich und helfen Neulingen gern.

Disclaimer

Die meisten schreiben über ihre Geschichten einen sog. Disclaimer, in dem sie versichern, dass die beschriebenen Figuren nicht ihnen, sondern dem Original-Autor bzw. TV-Network gehören. Damit möchten sie sich vor Problemen wegen Copyright-Verletzungen schützen. Tatsächlich ist Fanfiction eine juristische Grauzone, und in wieweit solche Disclaimer vor Unterlassungsaufforderungen schützen, ist ungeklärt. Zur Beruhigung: In der Regel wird Fanfiction von den Urhebern des Originals toleriert.

Neugierde wecken!

Die Überschrift eurer Story sollte kreativ sein und neugierig machen. "Katniss geht mit Gale auf die Jagd" reißt keinen vom Hocker. Genauso wichtig ist eine Inhaltsangabe, die als Appetithäppchen funktioniert. Zwei, drei verheißungsvolle Sätze, worum es geht, mehr nicht. Für weitere Hinweise kann man die Tags verwenden. Nicht zu viel verraten!

Zu Ende Fanfiction schreiben!

In den Foren tummeln sich unzählige unvollendete Geschichten. Viele Leser suchen daher gezielt nur nach abgeschlossenen Werken oder lassen die links liegen, die nur alle Ewigkeit ihr WIP (work in progress) updaten. Deshalb: updatet regelmäßig, am besten nach festem Rhythmus, den ihr euren Lesern mitteilt. Einige schreiben ihre Stories komplett fertig, bevor sie sie kapitelweise posten. Das ist natürlich der Idealfall.

Feedback

Wenn ihr Kommentare bekommt, beantwortet sie zeitnah, spätestens am nächsten Tag! Nur wenige Leser machen sich die Mühe, Feedback zu einer Fanfiction zu hinterlassen, und die sollte man unbedingt wertschätzen. Auch mal selber bei anderen Stories kommentieren, und zwar mit mehr als nur ‚toll geschrieben!‘ Kluge Kommentare führen oft zu Gegenbesuchen.

Crossposting

Um eure Stories bekannter zu machen, könnt ihr sie in verschiedenen Foren posten. Dann aber bitte nochmal nachlesen, ob das gewünscht ist (manche Foren rümpfen über crossposting die Nase), und euren Text an die verschiedenen Erfordernisse in Bezug auf Altersfreigabe, expliziten Inhalt, Warnungen etc. an das jeweilige Forum anpassen.

Hier könnt ihr loslegen:

  • fanfiktion.de - Das größte deutsche Forum für Fanfiction.

  • fanfiction.net - Das größte englischsprachige Forum (beinhaltet aber auch Fanfiction in anderen Sprachem). Achtung: Hier gilt es gewisse Grenzen in Sachen Erotik einzuhalten. Die Moderatoren achten auf Einhaltung.

  • archiveofourown.org - Englischsprachiges Forum mit sehr hohem Anteil erotischer und slash Fanfiction.

  • wattpad.com - Hier posten vor allem jugendliche Fans ihre Stories in Deutsch, Englisch oder anderen Sprachen.

  • movellas.com/de - Deutsches Forum für junge Fanfiction-Schreiber

Beispiele:

Zum Abschluss ein paar Beispiele für gut geschriebene, sorgfältig gepostete Fanfiction. So oder ähnlich sollte man es machen:

  • Mexico von 24writer (Englisch) Was mit Jack Bauer aus ‘24’ zwischen Staffel 2 und 3 in Mexiko geschah. Könnte man genau so verfilmen.

  • Fünf vor Zwölf von Maline (Deutsch)

  • Kleines Prequel zu ‘The Walking Dead’. Wie die Brüder Daryl und Merle die Zombie-Apokalypse erleben.

  • Solstice von leiascully

Sirius Black und Remus Lupin aus ‘Harry Potter’ verbindet in der 6. Klasse mehr als nur Freundschaft. Sehr schöner Schreibstil. Introspektiv. Warnung: Slash!

Habt ihr selbst schon Fanfiction geschrieben? Welche Tipps würdet ihr Neulingen noch geben?